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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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antreten. Immer mehr Leichen lagen auf den Feldern unterhalb Arkonas.
    «Die Krieger werden bald hier sein», sagte Damek mahnend, während er das Messer aus Erics Nacken zog. Anschließendnahm er dem Toten das Langschwert ab und reichte es Helgi.
    «Du wolltest gerade von dem dunklen Priester berichten», sagte Helgi. «Egil hat behauptet, der Munki habe die Dänen hierhergeführt!»
    Ingvar nickte heftig. «Ja, so war es. Er hat den Dänen versprochen, dass sie hier unschätzbare Reichtümer erbeuten würden   …»
    «Wo ist der Munki jetzt?», unterbrach Helgi seinen Freund.
    «Während die meisten Schiffe hierher zur Nordspitze gefahren sind, wo wir die Nacht unweit von dieser Burg in einer Bucht verbracht haben, sind drei weitere nach Süden gefahren   …»
    Helgi wurde abwechselnd heiß und kalt.
    «Wir müssen verschwinden», warf Damek ein. «Die Dänen haben sich wieder hinter ihrem Wall verkrochen. Jeden Moment kann dieses hässliche Narbengesicht uns holen lassen.»
    Helgi ignorierte ihn. Aufgeregt packte er Ingvar bei den Schultern. «Wohin sind die anderen Schiffe gefahren?»
    «Sie wollten über die Bodden ins Innere der Insel vorstoßen», erwiderte Ingvar, von der heftigen Reaktion seines Freundes überrascht. «Ihr Ziel war eine Hafensiedlung. Den Namen habe ich vergessen   …»
    «Ralsvik?»
    «Ja, ich glaube, so hieß der Ort.»

5.
    Der Angriff auf Ralsvik stand unmittelbar bevor.
    Odo, dem Egil das Kommando über die drei Schiffe gegeben hatte, ließ die Dänen in einer Bucht auf die Dämmerung warten. Als die letzten Sonnenstrahlen das Boddenwasser glutrot färbten, gab der Priester dem Schiffsführer, einem Mann namens Ottar, das Signal für den Aufbruch. Odo stützte sich gegen den Drachenkopf am Vordersteven, ein schauriges Heidenwesen mit spitzen Zähnen und grellrot bemalten Augen. Dann tauchten die Dänen die Ruder ins Wasser, und die Schiffe nahmen Fahrt auf.
    An Bord waren zweihundert Krieger – genug Barbaren, um eine wehrlose Siedlung einzunehmen.
    Odo hatte von der blonden Frau alles erfahren, was er wissen musste. Er wusste, an welchem Ort sich der Dämon versteckt hielt. Er wusste, in welchem der Häuser er lebte. Und er wusste, wie man zu ihm gelangte   …
    Die Schiffe schnellten über die spiegelglatte Oberfläche des Boddens dahin. Am Ufer flüchteten Enten ins Dickicht, zwei Schwäne erhoben sich schimpfend. Irgendwo sprang ein großer Fisch aus dem Wasser. Wenige Augenblicke später tauchte am südlichen Ufer die Siedlung auf. Die Hütten standen auf einer Landzunge. Auf der dem Bodden abgewandten Seite ragten mehrere Molen in eine sumpfige Bucht. Odo wies Ottar an, die Seeseite anzusteuern, wo im Zwielicht der Sandstrand zu erkennen war, von dem das Mädchen erzählt hatte.
    «Das wird ein Kinderspiel», sagte der Schiffsführer. «Die Slawen ahnen nichts.»
    Ottar grinste voller Vorfreude. Doch der Priester bedachteihn mit einem so finsteren Blick, dass Ottar zusammenzuckte.
    «Vergiss nicht, Däne», warnte Odo. «Ihr nehmt die Siedlung ein und macht Gefangene. Aber töten werdet ihr niemanden. Und wenn sich jemand wehrt, schlagt ihr ihm die Hände ab. Es wird kein Feuer geben, keinen Raub, keine Vergewaltigungen. Erst wenn ihr den Mann gefunden habt, nach dem ich suche, könnt ihr euch nehmen, was ihr wollt.»
    Dann setzte er mit strengem Blick hinzu: «Wiederhole! Wie lautet euer Auftrag, wenn ihr das von einer Mauer umgebene Langhaus erreicht?»
    «Wir umstellen es, damit niemand herein- oder herauskommt», antwortete Ottar kleinlaut.
    Odo nickte. Er hasste diesen Schiffsführer, so wie er alle anderen Heiden auf diesen Schiffen hasste. Doch sie waren seine Handlanger. Diese Barbaren glaubten tatsächlich, sie wären hergekommen, um Schätze zu erbeuten, Weiber zu schänden und Menschen abzuschlachten. Doch sie ahnten nicht im Geringsten, dass sie kurz davor waren, ihren eigenen Untergang zu besiegeln. Denn nun war die Zeit gekommen, Rache zu nehmen an dem Bösen   – Rache an dem Engel, der aus der Tiefe kam. Odo, der treueste Knecht Gottes, würde den siebten Dämon vernichten, und dann würde die sündige Welt reingewaschen werden und der Himmel sich auftun und der Allmächtige auf die Erde kommen – und Er würde das Böse hinwegfegen am Tag des Jüngsten Gerichts.
    Odo ließ Žiliška zu sich bringen, die während des Angriffs in seiner Nähe bleiben sollte. Begleitet wurde sie von der Sklavin. Die Frauen stellten sich schweigend an seine

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