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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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den beiden mit vorgehaltener Axt, von deren Schaft frisches Blut tropfte. Als er bis auf fünf Schritte herangekommen war, hob er die Waffe über seinen Kopf und machte sich bereit für den tödlichen Schlag. Doch dazu kam es nicht.
    «Halt dich zurück, Olaf!», ertönte eine scharfe Stimme. Egil Blóðsimlir kam nach dem siegreichen Überfall mit Dutzenden Männern im Gefolge vom Schlachtfeld her auf sie zu.
    Der Waffenmeister ließ widerstrebend die Axt sinken.
    «Nimm ihm die Waffe ab und leg ihn in Fesseln», sagte Egil. «Ich bin überzeugt, dass er lebendig von größerem Wert für uns ist als tot. Wenn er unter den Ranen lebt, wird er sich hier auskennen.»
    «Du hast gehört, was der Jarl gesagt hat», knurrte Olaf.
    Helgi, der überrascht hörte, dass Egil Hovi offensichtlich abgelöst hatte, sah ein, dass es besser war, keinen Widerstand zu leisten. Er ließ sein Schwert fallen, undauch Damek warf das Messer fort. An die dreißig schwerbewaffnete Dänen hatten sich mittlerweile um die beiden geschart.
    Egils Narbe zuckte gefährlich, während er beobachtete, wie man Helgi und Damek die Arme und Beine mit Hanfseilen zusammenband.
    «So, so, der Schmied», zischte Egil. Er trat vor den gefesselten Helgi und tippte sich auf sein poliertes Kettenhemd, um Helgi auf die gebrochenen Rippen hinzuweisen, die der ihm mit dem eisengefüllten Sack beschert hatte.
    Egil grinste, und die Narbe in seinem Gesicht dehnte sich. «Ich will nicht nachtragend sein. Eigentlich hast du mir einen großen Dienst erwiesen. Erinnerst du dich an den Munki, den du damals beschützt hast? Was soll ich sagen – der Priester ist jetzt mein bester Freund. Stell dir mal vor, ich hätte ihn getötet. Ohne die Graukutte wären wir niemals auf diese Insel gekommen, auf der wir die Schätze nur noch einsammeln müssen.»
    Ein Schauer kroch Helgi über den Rücken. «Der dunkle Priester hat euch hergeführt? Woher wusste er   …»
    Egil schlug Helgi mit der flachen Hand ins Gesicht. «Du redest nur, wenn du gefragt wirst, Schmied. Und ich habe noch eine Menge Fragen an dich.» Er deutete zur Tempelburg hinüber. «Wie viele Soldaten haben die Schnauzbärte in ihrer Burg zusammengezogen? Vor unserem Angriff sollen es dreihundert gewesen sein. Und jetzt?»
    Als Helgi zögerte, antwortete Damek für ihn: «Es sind so viele Männer, dass sie euch mit ihrer Scheiße ersticken könnten!»
    Egil starrte den Toblac entgeistert an. «Wer ist denn das?»
    «Ich bin ein dänischer Hurensohn und habe mich als Rane verkleidet», erwiderte Damek.
    Egil wandte sich an Helgi. «Gehört dieser Maulheld zu dir?»
    Helgi nickte. Egil holte aus und rammte Damek seine Faust in den Magen. Der Toblac knickte keuchend zusammen.
    Dann drehte sich der Bluttrinker zu seinen Männern um. «Wir kümmern uns später um die beiden. Jetzt wollen wir erst einmal unseren Spaß haben!»
    Die Dänen reckten jubelnd ihre Waffen in die Höhe.
    Egil ordnete an, dass man Helgi und Damek zu einem Hügel bringen und dort an einen Baum binden solle. Von dieser Anhöhe aus, die sich etwa auf halber Strecke zwischen Putgarde und Arkona befand, hatten die beiden einen guten Blick auf das Geschehen. Zu ihrer Bewachung ließ Egil vier Männer zurück; einer von ihnen war Eric, dem Olaf Helgis Schwert gegeben hatte.
    Mittlerweile hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Ihre Strahlen wärmten und trockneten allmählich die vom Regen der vergangenen Tage durchweichte Erde. Vom Meer her wehte ein sanfter Seewind herüber. Mit ihm waren scharenweise Möwen und andere Vögel gekommen, die über den Leichenbergen kreisten und immer wieder auf die Toten herabflogen, um sich ihren Anteil der Beute zu holen.
    Unterdessen hatten die Dänen bewegliche Güter wie Ochsenwagen, Handkarren, Verkaufsstände und anderes sperriges Holzgut vom Markt herbeigeschleppt. Die Sachen hatte man in einer Entfernung von etwa dreihundert Schritt unterhalb der Tempelburg zu einem mannshohen Wall aufgeschichtet. Dahinter sammelte sich diegesamte dänische Streitmacht, um von dort aus den Angriff auf Arkona zu starten. Auch Ratibors Thron hatten die Dänen aus dem Königszelt geholt. Darauf machte es sich nun Egil, als Jarl der oberste Feldherr, gemütlich. Er ließ die Anführer zu sich kommen, um sich mit ihnen zu beraten.
    Anschließend rückten die ersten Krieger aus.
     
    Die Schlacht um Arkona begann mit einer Provokation.
    Zwanzig Dänen rannten auf den Burgwall zu; die meisten waren blutjunge, bartlose

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