Das Buch der Sünden
Wange. Ihre Haut war weich wie die eines Babys. Unter der sanften Berührung entspannten sich die Züge. Die Atmung wurde gleichmäßiger, ihre Lippen öffneten sich.
Rúna beugte sich herunter. Aus dem Mund der Alten kam ein krächzender Laut, als wolle sie dem Mädchen etwas mitteilen.
Da betrat der Schmied die Schlafkammer. «Hast du die Alte sauber gemacht?»
Die Sklavin streifte hastig Herkias Tunika hoch. Sie wickelte die als Windeln genutzten Tücher ab, die sie der Frau am Vorabend um den Unterleib geschlungen hatte. Als sie Herkia die ersten Male gesäubert hatte, war ihr regelmäßig so übel geworden, dass sie sich hatte übergebenmüssen. Doch mittlerweile hatte sie sich an den Gestank gewöhnt, und sie reinigte die Kranke umsichtig mit geübten Handgriffen.
Der Schmied beobachtete seine Sklavin. Nachdem sie seine Frau abgewischt und neu angekleidet hatte, schickte er sie aus der Kammer. Sie sollte die alten Tücher auswaschen.
«Mach den Mund auf», hörte sie Gizur seine Frau anschreien.
Rúna blieb in der Tür stehen und sah, wie Herkia die Lippen fest zusammenpresste.
Gizur versuchte, ihren Widerstand zu brechen, indem er ihr die Nase zuhielt. Als Herkia keine Luft mehr bekam, öffnete sie widerwillig den Mund. Sofort flößte Gizur ihr das Getränk ein. Der von der Krankheit gezeichnete Körper begann krampfartig zu zucken.
Eines Tages, dachte die Sklavin, wird der böse Mann für alles bestraft werden.
Sie kniete in der Küche über dem Wassertrog und wrang die Tücher aus.
Der Schmied kam mit der leeren Schüssel herein und sagte: «Und jetzt zu dir. Dreh dich um!»
Sie gehorchte und legte langsam die Tücher beiseite.
Ihr Herr weidete sich an der Angst, die sich in ihren Augen spiegelte. Er starrte auf die vor ihm kniende junge Frau. Dann holte er aus und schlug ihr mit der flachen Hand so kräftig ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde. Sie biss die Zähne zusammen, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Doch sie wusste, das würde ihn nur noch wütender machen. Ihre Wange brannte wie Feuer.
«Weißt du, was das verdammte Getreide kostet?», schrie er.
Sie schüttelte den Kopf. Woher sollte sie das wissen? Die Einkäufe erledigte der Schmied allein.
«Wegen der verfluchten Hitze sind die Preise in die Höhe geschossen wie noch nie. Wenn es nicht bald regnet, wird es in diesem Jahr überhaupt keine Ernte geben.»
Er schlug erneut zu, dieses Mal traf er ihre andere Wange.
«Diese Dreckskerle nebenan lachen mich aus», rief er. «Diese Nichtskönner, diese Anfänger. Sie haben mir den Auftrag vor der Nase weggeschnappt – mir, dem besten Schmied von Haithabu!»
Rúna kauerte zu seinen Füßen. Sie wusste, was nun kommen würde. Die Ausbrüche begannen immer auf dieselbe Weise. Ihr Herr regte sich über zu hohe Preise, über das heiße Wetter, über seine Konkurrenten auf. Und wenn er sich in seine Wut auf die ganze Welt hineingesteigert hatte, ließ er sie an seiner Sklavin aus.
Sie schloss die Augen. Ihr Herr schimpfte und zeterte. Er ballte die Faust, als drohe er einem unsichtbaren Gegner. Das Haus war erfüllt von seinen Schreien.
Rúna blendete die Außenwelt aus. Ihre Gedanken schweiften ab zu Helgi. Warum hatte sie sich nur so dumm benommen? Es tat ihr leid, unendlich leid. Trotz der Gefahr hätte sie sein Geschenk nicht abweisen dürfen. Durch ihn hatte sie einen Moment lang neue Hoffnung geschöpft. Sie musste es wiedergutmachen. Sie musste sich bei ihm entschuldigen, musste ihm zeigen, dass sie ihm dankbar war.
Und zwar noch heute Abend. Natürlich war es riskant, lebensgefährlich. Aber sie sah keinen anderen Weg. Siebrauchte einen Freund. Sonst würde sie zugrunde gehen. Sie brauchte ihn.
Gizur zerrte sie hoch und riss ihr die Kleidung vom Leib. Er hatte die Peitsche in der Hand. Rúna drehte sich langsam um, mit dem Gesicht zum Backofen, in den sie nachher das Brot schieben würde. Die Peitsche klatschte auf ihren Rücken. Alte Wunden rissen auf.
Wie sollte sie Kontakt zu Helgi aufnehmen?, fragte sie sich. Sie musste ihm eine Nachricht zukommen lassen.
Gizur schleuderte die Peitsche in eine Ecke. Rúna beugte sich vor, sie wusste, was nun kam. Sie hörte den schweren keuchenden Atem ihres Herrn. Hastig zog er seine Hose herunter und drang in sie ein. Sein Glied war klein, aber hart wie ein Stock. Seine Stöße übertrugen sich auf sie. Sie wankten hin und her, während er immer lauter stöhnte.
Ihr Blick fiel auf den Brennholzhaufen,
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