Das Buch der Sünden
der neben der Hintertür lag. Von dem alten Holz war Rinde abgeplatzt. Da hatte sie eine Idee.
Ihr Herr grunzte. Als er fertig war, zog er seine Hose wieder hoch und verschwand in der Schmiede.
Sie wischte sich die Oberschenkel ab, zog sich ihre Kleidung wieder an und begann, den Mühlstein zu drehen.
Je mehr sie über ihre Idee nachdachte, desto besser gefiel sie ihr.
25.
Die Zange entglitt seiner Hand.
«Pass doch auf! Wo bist du nur mit deinen Gedanken?», maulte Einar seinen Sohn an.
Eine Entschuldigung murmelnd, bückte sich Helgi nach der Zange, in die das Werkstück geklemmt war. Einar hatte es gerade bearbeiten wollen, als Helgi es beim ersten Hammerschlag fallen gelassen hatte.
Lustlos legte Helgi das Eisen in die Esse, um es wieder zum Glühen zu bringen. Er drückte auf den Blasebalg und beobachtete die Funken, die über dem Feuer tanzten wie brennende Fliegen.
Warum ging ihm diese Sklavin nicht aus dem Kopf? Die Sache war doch erledigt. Ein für alle Mal! Sie wollte sein Geschenk nicht – sie wollte ihn nicht. Warum konnte er sich nicht damit abfinden? Es hatte ihn schwer getroffen, dass sie ihm die Figur zurückgegeben hatte. Freyja, die Göttin der Liebenden! Dabei hatte er zunächst den Eindruck gehabt, sie würde ihn mögen. Hatte sie ihm doch zugehört, als er ihr die Geschichten erzählte. Aber dann …
«Das Eisen soll nicht schmelzen», rief Einar.
Helgi legte den glühenden Barren wieder auf den Amboss.
Einar schwang den Hammer. Dieses Mal gab Helgi besser acht. Nach und nach bekam das Eisen unter den Schlägen eine neue Form. Es sollte eine Schwertklinge werden, eine von vielen, die sie bereits in Hovis Auftrag hergestellt hatten.
Am Nachmittag war die Klinge beinahe fertig, als ein lautes Klopfen sie bei der Arbeit unterbrach. Einar ließ den Hammer sinken und warf einen Blick aus dem Fenster.
«Was will der denn hier?», flüsterte er und öffnete die Tür.
Herein trat der Waffenmeister Olaf Skoðgætir, der wie immer seinen langen Bart zu zwei Zöpfen geflochten hatte.
Helgi erstarrte. Erst vor wenigen Tagen war er Olaf im Hurenhaus begegnet. Er versuchte in Olafs Gesicht zu lesen, ob der Kerl ihn wiedererkannte. Aber der Waffenmeister interessierte sich offensichtlich nur für den Schmied, nicht für den Sohn. Olaf verschränkte die Arme über seinem kugelrunden Bauch und baute sich vor Einar und Helgi auf.
Übel gelaunt sagte er: «Zeig mir die Waffen!»
Einar öffnete eine Truhe. «Sie sind hier drin.»
Olaf beugte sich über die Kiste. Er strich über seine Bartzöpfe. «Wie viele sind das?»
«Zwölf Axtköpfe, fünf Messer und sieben Schwertklingen.»
«Hovi verlangt fünfzig – und zwar fünfzig von jeder Waffenart», knurrte Olaf.
«Aber wir haben damit noch Zeit bis zum nächsten Frühjahr. Sei unbesorgt, Olaf. Wir werden den Auftrag erfüllen.»
Der Waffenmeister schaute sich in der Schmiede um. Sein Blick fiel auf Helgi, der neben der Esse stand. Olaf musterte ihn eingehend von oben bis unten.
Helgi trat der Schweiß auf die Stirn.
«Ist das dein Sohn?», fragte Olaf.
Einar nickte.
«Ein kräftiger Bursche», meinte der Waffenmeister. «Warum hat ein Schwächling wie du einen so riesigen Jungen?»
Einar schaute betreten zu Boden. «Das ist nun mal so», murmelte er.
Olaf legte den Kopf schief. «Irgendwo habe ich den Knaben schon mal gesehen.»
«Das bleibt nicht aus, wenn man in einer Stadt lebt», erwiderte Einar.
Olaf richtete das Wort an Helgi: «Kannst du mit Waffen umgehen?»
Doch Einar antwortete für seinen Sohn. «Helgi ist ein Schmied, kein Krieger. Er kann den Hammer führen, aber kein Schwert …»
«Lass den Jungen selbst reden, Alter», warf Olaf ein und wandte sich erneut an Helgi. «Du hast kräftige Arme und große Hände. Du könntest ein Langschwert führen. Hovi zahlt guten Lohn, wenn du ihm in den Krieg folgst. Ein ehrenvoller Tod in der Schlacht öffnet dir das Tor nach Walhalla. Du würdest einen Platz an Odins Seite bekommen!»
«Ich brauche Helgi in der Schmiede», fuhr Einar dazwischen.
Olaf warf Einar einen scharfen Blick zu. Er hasste es, wenn man ihn unterbrach.
Da stieß Gullweig die Tür zur Schmiede auf. Offensichtlich hatte sie gelauscht, und nun schien ihrer Meinung nach der richtige Moment gekommen zu sein, um einzugreifen. Sie entspannte die Situation mit weiblicher Weitsicht.
«Einar», rief sie vorwurfsvoll. «Was bist du nur für ein schlechter Gastgeber! Warum bietest du diesem netten Mann nichts
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