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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Berserker knurrten angriffslustig.
    Erst als Odo so dicht an den Hauptmann herangekommen war, dass er diesen direkt anschauen konnte, hielt er inne und fragte: «Was führt euch zu uns?»
    Egil lächelte schief. «Was baust du hier, Kuttenträger?»
    «Eine Kirche, ein Haus Gottes.»
    Egil murmelte den Glatzköpfen etwas zu, woraufhin die beiden Hünen in ein so schallendes Gelächter ausbrachen, dass ihre Pferde schnaufend hin- und hertrampelten.
    «Von welchem Gott redest du?», rief Egil. «Von Odin? Thor? Von Balder?»
    Odo bemühte sich weiterhin um ein gütiges Lächeln. «Ich rede von Gott, dem Allmächtigen. Unserem Herrn.»
    Egils Augen verengten sich zu Schlitzen. Offensichtlich hatte er kein Interesse an einer theologischen Diskussion. Er drückte seinem Gaul die Hacken in die Flanken und trabte langsam auf Odo zu, bis das Pferd nur noch eine Armeslänge vom Priester entfernt war. Als das Tier die Nüstern blähte, spürte Odo den Atem auf seinem Gesicht.
    Egils Finger schlossen sich um den Schwertgriff. Die Knöchel unter der Haut traten weiß hervor. Er beugte sich nach vorn und zischte: «Du wirst hier kein Steinhaus errichten, Munki. Der große und mächtige Hovi duldet das nicht. Die Arbeiten werden sofort eingestellt.»
    Odo hielt Egils Blick stand. «Es ist Gottes Wille, dass wir an diesem Ort eine Kirche erbauen. Gott ist der Schöpfer aller Dinge, und nach seinem Willen wurde alles ins Dasein gerufen und erschaffen.»
    Egil gab seinen Kriegern ein Zeichen. Sie schlossen zu ihm auf.
    Er grinste: «Dann werden wir wohl alle deine Häuser zerstören müssen.»
    Odo hob besänftigend die Hände. «Was haben wir eurem Jarl getan?»
    «Du wirbst die Arbeiter ab», erwiderte Egil. «Diese Männer, die sich wie feige Ratten da vorne hinter Steinen und Brettern verkriechen, sind Hovis Männer. Der große Jarl braucht in der Stadt und am Wall jede tüchtige Hand.»
    Er zog die Klinge aus der Scheide und zeigte damit auf die alte Holzkirche. «Und jetzt werden wir   …»
    Da schrie jemand: «Nein!»
    Mit einem Blick über die Schulter sah Odo, dass Arculf über einen der Steinhaufen geklettert war und nun den Kriegern entgegenrannte. Der Alte mochte zwar dem Kirchenbau kritisch gegenüberstehen, aber er war Christ – und daher würde er es niemals zulassen, dass die Heiden die Symbole des Glaubens zerstörten.
    Dieser Narr!, dachte Odo.
    «Die Gemeinde hat den Segen eures Königs», rief Arculf im Laufen.
    Egil glotzte den Alten an. «Was will dieser Wurm?»
    «Achtet nicht auf ihn», sagte Odo schnell. «Lasst mich mit eurem Jarl reden. Wir werden eine Lösung finden.»
    Egil schaute zwischen dem Priester und dem heranstürmenden Alten hin und her.
    Da drehte sich Odo zu Arculf um und rief: «Halt ein! Zurück mit dir!»
    Aber der Dummkopf war außer sich. Er rannte an Odo vorbei und griff nach dem Hals von Egils Pferd, das sich sogleich wiehernd aufbäumte. Die Hufe sausten durch die Luft, nur eine Handbreit an Odos Kopf vorbei, der sich mit einem Seitwärtssprung in Sicherheit brachte.
    «Ihr dürft diese Kirche nicht zerstören», kreischte Arculf. «Der König hat’s gestattet! Der König hat’s gestattet!»
    Egil, der alle Mühe hatte, sein Pferd zu beruhigen, rief wutentbrannt: «Draupnir, greif dir den Munki!»
    Einer der glatzköpfigen Hünen glitt von seinem Pferd. Mit zwei gewaltigen Sätzen war er bei Arculf, packte den Alten im Nacken und schleuderte ihn zu Boden. Dannsetzte er nach und schlug mit seinen Pranken auf den Christen ein. Der Krieger schnaufte wie ein rasender Bär. Das Knacken von Arculfs Knochen hallte über die Baustelle. Sie brachen unter den wuchtigen Schlägen wie trockene Äste. Auch als Arculf sich längst nicht mehr regte, ließ der Hüne nicht von ihm ab. Er zerrte an den Gliedmaßen, verdrehte Arme und Beine, zerriss die Sehnen und verbiss sich im Nacken, bis das Blut zwischen seinen Zähnen hervorspritzte.
    Drei Soldaten und der andere Berserker waren schließlich nötig, um den wahnsinnigen Krieger von seiner Beute wegzuzerren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Blutrausch sich gelegt hatte und der Hüne wieder auf seinem Pferd saß. Zufrieden leckte er sich das Blut von den Lippen.
    Egil schob das Schwert zurück in die Scheide. Mit Blick auf den im Staub liegenden Arculf sagte er zu Odo: «Du solltest deine Männer besser im Griff haben, Kuttenträger. Du wirst von uns hören.»
    Dann gab er den Kriegern das Zeichen zum Aufbruch, und sie galoppierten in

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