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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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einem blondgrauen Bürstenschnitt, und sein gerötetes Gesicht wurde von einem quadratischen Klotz von einem Kinn abgeschlossen. Vierschrötige Gestalt, ruhiger Blick. Ich tippte auf Exmilitär.
    »Ich habe ein paar Fragen über einen, der hier vor einiger Zeit gearbeitet hat. Pierce Schwinn.«
    »Der?«, meinte Harley. »Der hat doch schon vor, na, vor zirka zwei Jahren hier aufgehört.« Er sah den anderen fragend an.
    »Ja, zwei werden's sein«, bestätigte der mit dem Jogginganzug.
    Harleys Blick ging zu dem Gürtel. »Haben Sie den etwa nur gekauft, um sich hier beliebt zu machen?«
    »Ich habe ihn gekauft, weil es ein schöner Gürtel ist«, sagte ich. »Aber ich habe kein Problem damit, beliebt zu sein. Was können Sie mir über Schwinn sagen?«
    Harley runzelte die Stirn. »Als er hier gearbeitet hat, war er ein Penner. Was ist denn aus ihm geworden?«
    »Haben Sie ihn noch einmal gesehen, nachdem er hier aufgehört hatte?«
    »Vielleicht einmal«, antwortete er. »Oder vielleicht auch nicht. Wenn er mal hergekommen ist, dann mit seiner Frau, stimmt doch, oder?« Wieder der fragende Blick zum Kollegen.
    »Stimmt wohl.«
    »Wieso?«, fragte Harley. »Was hat er denn gemacht?«
    »Nichts. Ist bloß eine Routineüberprüfung.« Noch während ich es sagte, kam ich mir vollkommen lächerlich vor, um nicht zu sagen kriminell. Aber wenn Milo sich Verstöße gegen die Vorschriften leisten konnte, dann konnte ich das auch. »Mr. Schwinn hat also zuletzt vor zwei Jahren hier gearbeitet?«
    »Ja, richtig.« Harleys Lächeln war spöttisch. »Wenn Sie das Arbeit nennen wollen.«
    »War es denn keine?«
    »Sie«, sagte er und lehnte den Ellbogen auf den Tresen, »ich sag Ihnen mal was: Ein Geschenk war das. Von meiner Mom an ihn. Ihr gehört der Laden. Er hat drüben im Happy Night gehaust, ist nur ein paar Häuser weiter. Er hat Mom Leid getan, und sie hat ihn für ein paar Kröten hier putzen lassen.«
    »Das Happy Night Motel?«, fragte ich.
    »Gleich hier die Straße runter.«
    »Es war also eher eine barmherzige Geste«, sagte ich. »Von Ihrer Mutter.«
    »Sie hat ein weiches Herz«, sagte Harley. »Hab ich nicht Recht, Roger?«
    Der andere nickte, zog an seiner Zigarette und drehte die Travis-Tritt-Platte noch ein bisschen lauter. Die Stimme des Sängers war flehend und volltönend, ich hätte mich überzeugen lassen.
    »Hatte Schwinn irgendwelche Freunde?«, fragte ich.
    »Nee.«
    »Was ist mit Marge, der Frau, die ihn geheiratet hat?«
    »Sie kommt manchmal und kauft Futter, wenn ihre Großbestellungen nicht ausreichen«, sagte Harley. »Ja, sie hat ihn geheiratet, aber das heißt, dass sie seine Frau war und nicht seine Freundin.«
    Und wann fängst du mit dem Jurastudium an, Mr. Haarspalter? Ich sagte: »Marge hat ihn hier kennen gelernt?«
    »Ich glaube schon.« Harley legte die Stirn in Falten. »Sie hab ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
    »Sie bestellt wahrscheinlich im Internet, wie alle«, warf Roger ein. »Damit müssen wir uns abfinden.«
    »Ja«, meinte Harley teilnahmslos. »Also, jetzt sagen Sie schon, worum es geht, Mann. Hat ihn jemand umgelegt oder was?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Aber tot ist er. Ist vor einem halben Jahr vom Pferd ge fallen.«
    »Echt? Also, davon hat sie nie was gesagt. Marge meine ich.«
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    Harleys Blick ging wieder zu Roger. »Wann hab ich sie das letzte Mal gesehen?«
    Roger zuckte die Schultern. »Vor vier, fünf Monaten vielleicht.«
    »Die meisten bestellen auf Vorrat beim Großhändler«, sagte Harley. »Und im Internet. Wir müssen auch endlich online gehen.«
    »Marge war also nach Schwinns Tod einmal hier, hat aber nichts von seinem Tod gesagt?«
    »Wahrscheinlich, beschwören könnt ich's nicht, Mann. Hören Sie, Sie dürfen mich nicht festnageln auf das, was ich hier sage.«
    Roger zuckte wieder die Schultern. »Marge redet nicht viel, Punkt.«
    Travis Tritt trat von der Bühne ab, und nun legte Pam Tillis mit »The Queen of Denial« los.
    Harvey fragte: »Geht's um Drogen oder was?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Harley wand sich. Sein Bruder sprang für ihn ein: »Vance wollte sagen, dass das Happy Night, ich meine, das weiß doch jeder hier. Die Leute gehen da ein und aus. Wollen Sie uns einen Gefallen tun? Dann sehen Sie zu, dass Sie von hier verschwinden. Das war mal eine nette Gegend hier.«
    Ich ließ den Wagen auf Randalls Parkplatz stehen und ging zu Fuß zu dem Motel am anderen Ende des

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