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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von den giftigen Rückständen zu befreien, die ein seit langer Zeit aufgelassener Maschinenpark hinterlassen hatte. Anders als andere Immobilientycoons hatte er die Auswirkungen seiner Projekte auf die Umwelt von Anfang an in seine Überlegungen einbezogen, und nun wollte er seine Karriere mit einem kulturell bedeutenden Werk krönen. Die neue Stadt sollte den Namen »Esperanza« tragen, das spanische Wort für Hoffnung.
    Ich verknüpfte »Esperanza« mit den Namen der beiden Cossack-Brüder und denen der Larners, jedoch ohne Ergebnis. Auch dadurch, dass ich John G. Broussards Namen mit in den Topf warf, wurde die Ernte nicht reicher. Ich versuchte es mit »Advent Immobilien« und »Advent« allein. Immer noch nichts über die Cossacks und die Larners, dafür aber ein kleiner Artikel aus einer Bauzeitschrift, der mich darüber informierte, dass der Polizeichef von L. A. als Sicherheitsberater für das Esperanza-Projekt engagiert wo rden war. Da ihm durch städtische Vorschriften die Hände gebunden waren, arbeitete Broussard ehrenamtlich, doch waren private Beteiligungen an Advent an die Frau des Polizeichefs und an seine Tochter Joelle übertragen worden, die als Firmenanwältin in einer etablierten Kanzlei in Downtown arbeitete.
    Broussard hatte nicht an der privaten Tafelrunde teilgenommen, aber mit seiner Vermutung hatte Milo den Nagel auf den Kopf getroffen: Der Polizeichef hatte überall die Finger drin.
    Der bittere Nachgeschmack meines unmöglichen Verhaltens gegenüber Robin stieg mir immer wieder in den Mund, während ich mich verzweifelt bemühte, mich auf Obey, Broussard und Co. zu konzentrieren und herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte.
    »Ausgedehnte Freizeiteinrichtungen« konnte für Kinderspielplätze stehen, oder es war ein Schlagwort, hinter dem sich der Plan verbarg, ein professionelles Footballteam in die Region L. A. zu holen. Ein Milliardär mit einem großen Traum, ich konnte mir vorstellen, dass so etwas die Krönung von Obeys langer Karriere sein würde. Und es war durchaus eine vernünftige Idee, ein solches Unterfangen mit dem Namen des ranghöchsten Polizisten der Stadt zu schmücken.
    Aber wenn die ganzen PR-Geschichten über Obeys rechtschaffenes Gebaren und die Höhe seines Privatvermögens nicht ganz aus der Luft gegriffen waren, weshalb sollte er dann seine Zeit mit den Cossacks vergeuden, die sich mit ihren Nachbarn überwarfen und mit jedem ihrer Projekte auf dem Bauch zu landen schienen? Und im Fall der Larners wäre eine Verbindung noch viel fragwürdiger, sie waren schließlich ausgewiesene Schwindler, denen noch der Makel des Playadel-Sol-Debakels anhaftete.
    Es sei denn, Obeys Bilanzen wären doch nicht so glänzend, wie die Presse glaubte, sodass er finanzielle Unterstützung für die Verwirklichung seines Traums nötig hatte. Selbst Milliardäre konnten den Überblick über Aktiva und Passiva verlieren, und Obey hatte schließlich ein Jahrzehnt damit zugebracht, Land aufzukaufen und zu entgiften, lange bevor der erste Spatens tich für das Esperanza-Projekt getan werden konnte. Große Träume bedeuteten oft auch enorme Probleme.
    Ich wechselte zu diversen Finanz-Datenbanken und forschte nach Dornen in Obeys zahlreichen Rosengärten. Mindestens sieben verschiedene Unternehmen waren unter seiner Führung aufgelistet, darunter Advent. Aber nur eines war an der Börse notiert, eine Leasingfirma namens BWO Financing.
    BWO. Das stand vermutlich für Barbara und Walt Obey. Klang hausbacken. Nach allem, was ich herausfinden konnte, ging es der Firma ausgezeichnet; Stammaktien wurden zu fünfundneunzig Prozent des Höchstwertes gehandelt, die Vorzüge warfen verlässliche Dividenden ab, und die Ratings von Standard & Poor waren solide.
    Trotzdem, auch die Top-Analysten der Wall Street hatten sich gelegentlich schon gründlich blamiert, weil sie im Grunde auf die Daten angewiesen waren, die die Unternehmen ihnen lieferten. Und weil sie daran interessiert waren, Aktien zu verkaufen.
    War Obeys Imperium angeschlagen? Hatte er sich an die Cossacks und die Larners gewandt, weil er ihre Unterstützung brauchte? Konnten die Cossacks und die Larners Obey überhaupt genug bieten?
    Die Verstrickung von Bazille und Hörne in die Angelegenheit gab mir Rätsel auf. Obeys Projekt war außerhalb der Stadtgrenze angesiedelt, wie konnten ihm da zwei Stadträte von Nutzen sein?
    Es sei denn, seine Pläne hätten sich geändert und die Innenstadt wäre wieder in den Mittelpunkt seines

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