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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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folgende Aufgabenverteilung:
    1. Ich würde versuchen, möglichst viel über Lester Poulsenn herauszufinden, und dazu die Mikrofilm-Karteien der Tageszeitungen nach zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alten Berichten über schwarze Schafe in den Reihen der Polizei durchforsten; zudem sollte ich alle verfügbaren Informationen darüber sammeln, was aus den Fällen der Betreffenden geworden war, eine schwierige Aufgabe, da das Department über Korruptionsskandale meist den Mantel des Schweigens breitete, so wie es bei Pierce Schwinn der Fall gewesen war. Es sei denn, eine Sache stank so sehr zum Himmel, dass sie nicht mehr vertuscht werden konnte, so geschehen beim Rampart-Skandal oder der vor zehn Jahren von Angehörigen der Hollywood Division begangenen Einbruchsserie.
    2. Milo würde losziehen und sein Ding machen, ohne mich über das Was, Wo und Wann zu informieren.
    Die Suche an meinem PC brachte keine Lester Poulsenns zum Vorschein, die ins Bild passten. Ich unternahm noch einen vergeblichen Versuch, Robin in Vancouver zu erreichen, tröstete mich mit einer Dosis Selbstmitleid und fuhr zur Uni.
    Dort verbrachte ich drei Stunden damit, fünf Jahrgänge Tagespresse auf Mikrofilm durchzusehen. Ich stieß auf mehrere Fälle von straffällig gewordenen Polizisten. Zwei Detectives von West Valley hatten sich als Auftragskiller verdingt. Beide verbüßten lebenslange Haftstrafen im Isolationstrakt des Staatsgefängnisses von Pelican Bay. Ein Verkehrspolizist vom Revier Glendale war wegen sexueller Handlungen mit einer dreizehnjährigen Babysitterin verhaftet worden. Nach zehn Jahren Gefängnis war dieser vorbildliche Gesetzeshüter inzwischen wieder auf freiem Fuß, aber es war nicht anzunehmen, dass Schwinn sich mit einem Kinderschänder zusammengetan hatte. Ein weibliches Mitglied der Abteilung Jugendbanden der Polizei von Pasadena hatte mit mehreren minderjährigen Bandenmitgliedern geschlafen, und in Van Nuys waren zwei Uniformierte dabei erwischt worden, wie sie während ihrer Streife Pfandleihen ausgeraubt hatten. Alle waren zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. In allen Fällen schien eine Verbindung zu Schwinn höchst unwahrscheinlich. Ich notierte mir trotzdem sämtliche Namen, dann tippte ich Lester Poulsenns Namen in den Zeitschriftenindex ein und merkte, wie meine Pupillen sich weiteten, als ich auf einen einzigen Verweis stieß. Einen Verweis auf einen zwanzig Jahre alten Artikel.
    Poulsenn, L.L.: Detective des LAPD in Watts ermordet aufgefunden.
    Die Sacramento Bee. Ich suchte die Spule heraus, schob sie in den Leseapparat und drehte wie verrückt, bis ich den Artikel gefunden hatte. Eine AP-Meldung. Die Zeitungen in L. A. hatten sie nicht abgedruckt.
    Die Bee hatte sie in einer Spalte im hinteren Teil des Blattes mit dem Titel Aus dem Staat Kalifornien platziert, zwischen einer Notiz über den Tod eines schwarzen Nilpferds im Zoo von San Diego und einer Reportage über einen Banküberfall in Berkeley.
    Das Datum war der 5. Januar. Dreizehn Tage, nachdem Caroline Cossack Achievement House verlassen hatte oder von dort weggeschafft worden war.
    Ich machte mir sofort eine Kopie; erst dann las ich den Artikel. (AP) Die Polizei von Los Angeles hat die Ermittlungen über den Tod eines ihrer Kameraden aufgenommen. Der Detective wurde erschossen; anschließend wurde offe nbar versucht, die Tat durch eine Brandstiftung zu vertuschen. Die Leiche von Lester Louis Poulsenn, vormals in der Abteilung Innere Angelegenheiten des Departments beschäftigt und kürzlich in die Abteilung Schwerverbrechen des Reviers Metro versetzt, wurde in einem brennenden Haus in Watts entdeckt. Feuerwehrleute, die zu einem Brand in einem Wohnhaus in der West 156th Street gerufen worden waren, fanden Poulsenn, 39, der seit dreizehn Jahren im Polizeidienst tätig gewesen war. Ein Polizeisprecher sagte, Poulsenn sei mit zwei Kopfschüssen getötet worden, und zwar auf eine Art und Weise, die an eine Hinrichtung erinnere.
    »Das ist ein raues Viertel, in dem viele Gangs aktiv sind«, sagte der Sprecher. Berichte, wonach Poulsenn sich in dienstlichem Auftrag in Watts aufgehalten habe, wurden von ihm weder bestätigt noch dementiert. Das Gebäude, ein Einfamilienhaus, das schon seit längerer Zeit leer gestanden hatte, wurde dem Vernehmen nach völlig zerstört.
    Ich spulte weiter und weiter auf der Suche nach Fortsetzungsmeldungen. Nichts.
    Das war verrückt, nichts mobilisiert eine Polizeitruppe so schnell und so effektiv wie ein Mord an

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