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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dich. Sie sagte sonst immer Ich liebe dich.

17
    Um ein Uhr rief ich das Four Seasons in Seattle an. Die Frau am Telefon sagte: »Um diese Zeit stellen wir normalerweise keine Anrufe mehr durch, Sir.«
    »Mit mir wird sie sprechen wollen.«
    »Sind Sie Ihr Mann?«
    »Ihr Freund.«
    »Also… nun ja, es sieht so aus, als müssten Sie ihr eine Nachricht hinterlassen. Sie ist offenbar nicht in ihrem Zimmer, die Voicemail ist eingeschaltet, bitte sehr.«
    Sie stellte mich durch. Ich legte auf, trollte mich ins Bett und sank in einen Zustand, der nicht erholsam genug war, um den Namen Schlaf zu verdienen. Um halb sieben saß ich schon wieder hellwach im Bett, ha tte einen trockenen Mund und sah alles doppelt.
    Um sieben rief ich Milo an. Seine Stimme klang undeutlich, wie durch einen Heuballen gefiltert.
    »Hey, General Delaware«, sagte er, »ist es nicht noch ein bisschen früh für Ihren Lagebericht?«
    Ich erzählte ihm, was ich über Caroline Cossack und Michael Larner herausgefunden hatte.
    »Meine Güte, ich habe mir ja noch nicht mal die Zähne geputzt… Okay, jetzt lass mich das alles erst mal verdauen. Du denkst also, dass Larner den Cossacks einen Gefallen getan hat, indem er Caroline versteckt hat und dass sie sich, wie viel? fünfzehn Jahre später revanchiert haben? Nicht gerade eine prompte Bezahlung.«
    »Vielleicht gab es ja zwischendurch schon andere Formen der Entlohnung. Sowohl Larner als auch die Cossacks waren in der unabhängigen Filmproduktion aktiv.«
    »Hast du in dem Bereich irgendwelche Verbindungen zwischen ihnen entdeckt?«
    »Nein, aber…«
    »Macht nichts, ich glaub dir ja, dass es eine Beziehung zwischen Larner und Carolines Familie gibt. Sie war ein schwieriges Gör, und Larner leitete eine Einrichtung für schwierige Gören. Das sagt nichts darüber aus, wie sie überhaupt dorthin gekommen ist.«
    »Die Verhaltenswarnung in ihrer Kartei sagt einiges. Laut meiner Quelle war Caroline die Einzige mit einer derartigen Kennzeichnung. Aber egal, mach damit, was du willst.«
    »Ja, sicher, vielen Dank. Alles in Ordnung mit dir?«
    Alle stellten mir immer wieder diese verdammte Frage. Ich zwang mich, liebenswürdig zu klingen. »Mir geht's gut.«
    »Du hörst dich an wie ich am frühen Morgen.«
    »Es kommt nicht oft vor, dass du so früh meine Stimme hörst.«
    »Daran muss es wohl liegen. Verhaltenswarnung, wie? Aber deine Quelle konnte nicht sagen, wieso.«
    »Die Vermutung war, dass es sich um irgendeine Art von antisozialem oder aggressivem Verha lten handelte. Wenn du dann noch Dr. Schwartzmans toten Akita nimmst, bekommst du allmählich ein stimmiges Bild. Ein Kind aus reicher Familie, das so schlimme Sachen anstellt, könnte die ganze Vertuschungsaktion erklären.«
    »Ja, die gestörten Einzelgänger«, meinte er. »Was würden wir von der Mordkommission nur machen, wenn wir die nicht hätten?«
    »Noch etwas«, sagte ich. »Mir ist der Gedanke gekommen, dass der Grund, weshalb Caroline nie eine Sozialversicherungskarte erhalten hat, darin zu suchen sein könnte, dass sie irgendwann so richtig die Kontrolle verloren hat und…«
    »Hinter Gittern gelandet ist. Ja, daran habe ich auch schon gedacht, gleich nach unserem Gespräch. Dumm von mir, dass ich da nicht viel eher drauf gekommen bin. Aber leider sitzt sie in keinem Staatsgefängnis ein. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sie in irgendeinem Bundesgefängnis eingebuchtet wurde, oder vielleicht hattest du ja Recht mit deiner Vermutung, dass sie das Mädchen in irgendeine nette Villa auf Ibiza verfrachtet haben, draußen eitel Sonnenschein, drinnen gepolsterte Wände. Kennst du zufällig jemanden, der bereit wäre, einem verdienten Detective eine Erkundungsreise ans Mittelmeer zu finanzieren?«
    »Füll ein Formular aus und schick es an John G. Broussard.«
    »Hey, super, warum ist mir das nicht eingefallen? Alex, danke, dass du dir die Zeit genommen hast.«
    »Aber…«
    »Das Ganze ist immer noch eine Sackgasse, genau wie vor zwanzig Jahren. Ich habe keine Akten, keine Unterlagen, auf die ich zurückgreifen könnte, ich kann noch nicht einmal Melinda Waters' Mutter ausfindig machen. Und mir ist da ein Gedanke gekommen: Ich hatte doch Elaine Waters meine Karte gegeben. Wenn Melinda nie mehr nach Hause gekommen wäre, hätte sie mich dann nicht angerufen?«
    »Vielleicht hat sie das getan, aber du hast die Nachricht nie bekommen. Du warst zu der Zeit schon in West L. A.«
    »Ich habe ja auch die anderen Anrufe bekommen«,

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