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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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erschreckend. Dann werde ich nun wohl die Schmerzempfindlichkeit meiner Zehen kennen lernen, nachdem Sie mich hier gestellt haben.« Lachend drückte sie seinen Arm und bemerkte überrascht, wie warm und kräftig er sich selbst durch ihre Handschuhe und das feine Tuch seiner Jacke hindurch anfühlte. Als sie anschließend zu ihm hochsah, überkam sie wieder diese vage Vertrautheit, so als würde sie ihn von früher kennen.
    »Es scheint ein Walzer zu sein, Miss Grantworth... Lady Melisande, erlauben Sie Ihrer Tochter, einen Walzer zu tanzen?«, fragte er mit einem Blick über ihre Schulter.

    Victoria drehte sich zu ihrer Mutter und Herzogin Winifred um, die zufrieden lächelnd ihr Geplänkel mit Rockley beobachtet hatten.
    »Gewiss, Mylord, gewiss«, trällerte Melly mit funkelnden Augen. »Ich hoffe, Sie werden den Tanz genießen!«
    »Sie selbst jedenfalls ganz bestimmt«, murmelte Victoria, als Rockley sie mit sich fortzog.
    Sie stieß leicht gegen seine hochgewachsene Gestalt, während sie sich umdrehten, und er blickte mit wissendem Lächeln zu ihr hinunter. »Sie tut was ganz bestimmt, Miss Grantworth?«
    »Darauf hoffen, dass Sie Ihren Tanz mit mir genießen; aber ich bin sicher, dass Sie nicht schlechter hören als ich. Es muss schwierig für Sie sein, jetzt, nachdem Sie, der unbezähmbare Marquis von Rockley, angekündigt haben, auf Brautschau zu gehen. Sämtliche ehestiftenden Mütter dürften sich verschworen haben und gemeinsam einen Plan aushecken, um Sie unter die Haube zu bringen.«
    Sie betraten die Tanzfläche des Ballsaals im Haus des Herzogs und der Herzogin von Dunstead. Mit einer fließenden, geübten Bewegung schlang Rockley ihr den Arm um die Taille und drehte sie herum, sodass sie ihn ansehen musste. »Sie selbst können sich nicht vorstellen, in solch einer Zwangslage zu stecken?« Er nahm ihre Hand, und gemeinsam fielen sie in den Rhythmus der Musik ein.
    »Nein, das kann ich wirklich nicht.« Sie bemerkte, dass er sie neugierig ansah.
    »Aber sind Sie nicht in genau derselben Situation? Stellt man Sie hier nicht zur Schau für all die jungen... und die nicht so jungen Gecken«, fügte er mit kläglichem Lächeln hinzu, »die darauf
aus sind, sich zu vermählen und einen Erben zu zeugen? Sicherlich spüren auch Sie den Druck, den unsere Gesellschaft auf alle ausübt, die von Rang und unverheiratet sind.«
    Das dumpfe Pochen des Rings in ihrem Nabel war eine stetige Erinnerung an einen noch viel größeren Druck. Sie hatte seit dem Einsetzen ihrer vis bulla zwei Vampire eliminiert: einen während des Roweford-Balls (wodurch sie zu ihrer Bestürzung gezwungen gewesen war, den zweiten Tanz mit Rockley zu verpassen), den anderen während einer Pause im Drury Lane Theatre. Beide Pfählungen waren beängstigend und berauschend zugleich gewesen. Der schwierigste Teil ihrer Aufgabe hatte jedoch darin bestanden, sich einen Grund auszudenken, um davonschlüpfen und ihre Pflicht erfüllen zu können. Zum Glück war Tante Eustacia bei beiden Anlässen zugegen gewesen, um ihr bei ihrer Flucht zu helfen.
    Victoria erwiderte das Lächeln des Marquis. »Ich mag den Druck zwar spüren, doch ich habe nicht die Absicht, mich ihm zu beugen.«
    Er wirkte verblüfft. »Sie haben nicht den Wunsch, zu heiraten? Weiß Ihre Mutter davon?«
    »Es stimmt nicht, dass ich nicht heiraten will; ich habe es auf jeden Fall vor«, erklärte sie wahrheitsgemäß, während er sie über das Parkett wirbelte. »Es ist nur so, dass ich nicht die Absicht habe, mich zu einer Entscheidung drängen zu lassen, die den Rest meines Lebens verändern wird.« Besonders nachdem sie gerade eine ganz ähnliche Entscheidung getroffen hatte, indem sie das Vermächtnis der Gardellas annahm.
    Aber das war etwas anderes.
    Es war immerhin nicht so, als ob irgendeine andere Frau -
oder ein Mann -, die heute Abend den Ball besuchten, eine derartige Wahl treffen müsste.
    Die Überraschung auf Rockleys Gesicht verflog. »Ich kann Ihre Meinung nachvollziehen, Miss Grantworth. Wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob auch Ihre Mutter, die uns in diesem Moment mit unverkennbar verschwörerischem Gesichtausdruck beobachtet, mit Ihnen übereinstimmen würde. Doch ich persönlich teile Ihre Einstellung vollkommen.«
    Victoria lächelte zu ihm hoch, während eine Woge des Glücks sie erfasste, weil sie von keinem Geringeren als dem Marquis von Rockley sanft über die Tanzfläche gewirbelt wurde. Ohne Zweifel war er der bestaussehende, charmanteste und

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