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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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aufgehört hatten.
    Er sah sie an, bereit, sie wieder in die Arme zu schließen. »Victoria, was hältst du da in der Hand?«
    Selbst im Halbdunkel entging ihm nicht, dass ihre Wangen eine hellrosa Färbung annahmen. Sie betrachtete das Holz in ihren Fingern, als wunderte sie sich selbst, wie es dorthin gekommen war. »Ich... es ist aus meinem Haar gefallen, als ich Miss Colton zu Hilfe geeilt bin. Ich werde es einfach in meine Tasche
stecken, denn nur meine Zofe weiß, wie man meine Frisur wieder in Ordnung bringt.«
    Phillip dachte, dass der Stock ziemlich robust und unhandlich aussah, um Teil einer solch komplizierten Coiffure zu sein, aber was verstand er schon davon, wie Frauen ihr Haar frisierten? Er wusste die Resultate durchaus zu schätzen, hatte jedoch wenig Interesse an den technischen Details.
    Er zog sie gerade an sich und hob ihr Kinn mit einem zärtlichen Stups seines Daumens, als er feststellte, dass sie über seine Schulter hinweg in den Ballsaal blickte. »Phillip, ich muss unbedingt nach Miss Colton sehen und mich vergewissern, dass sie unverletzt ist.«
    Eine Woge der Enttäuschung überrollte ihn. »Ich bin sicher, dass man sich gut um sie kümmert. Allerdings ist es mir ein Rätsel, was mit Lord Truscott passiert ist.«
    Sie löste sich mühelos aus dem, was er für einen kräftigen Griff hielt. »Phillip, ich verspreche, dass ich gleich zurück sein werde. Aber ich fühle mich verantwortlich für sie. Willst du nicht mit mir hineinkommen?« Sie lächelte so bezaubernd und drückte seinen Arm, der seitlich ihren Busen berührte, so eng an sich, dass er nicht ablehnen konnte.

    Zurück im Haus der Madagascars, verabschiedete Victoria sich schnell von Phillip. Außer sich wegen der Verzögerung, die entstanden war, weil er sie im Garten aufgehalten hatte, hastete sie durch die dicht gedrängte Menschenmenge. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie ihm später eine ausführlichere Erklärung würde liefern müssen.
    Erleichtert stellte sie fest, dass es keine Anzeichen von Panik
oder Entrüstung unter den Gästen zu geben schien; zwar standen mehr Menschen in Gruppen zusammen als tanzten, doch wirkten sie nicht aufgeregt. Offensichtlich hatte sich Miss Colton ihren Weg zum Damensalon gebahnt, ohne einen Tumult zu verursachen wegen des Vampirangriffs, der nur wenige hundert Meter von der heiteren Festlichkeit entfernt stattgefunden hatte.
    Victoria hoffte, dass das wirklich der Fall und Miss Colton nicht in der Gemütsverfassung war, über das Geschehene zu sprechen oder sich nach Lord Truscotts Verbleib zu erkundigen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie erklären sollte, dass er sich in einen Haufen Asche verwandelt hatte.
    Es war vielleicht zu viel, zu hoffen, dass Emily Colton nicht begriffen hatte, was geschah, bevor Victoria am Tatort aufgetaucht war, aber dennoch hoffte sie. Es war schnell gegangen: Lord Truscott hatte sich gerade zu ihrem Hals hinuntergebeugt, als Victoria sich auf ihn gestürzt hatte.
    Emily war entkommen und mit einem Kreischen in den Büschen verschwunden, bevor Victoria es mit Truscott aufgenommen und ihm ihren Pflock in die Brust gestoßen hatte.
    Nun hastete sie den Flur hinunter, bis sie schließlich das Damenzimmer erreichte. Sie hielt inne, um ihre Atmung zu beruhigen und sich das Haar glatt zu streichen, dann öffnete sie die Tür, und ihr Blick fiel auf ein kleines Grüppchen Frauen, das sich um eine kreidebleiche Emily Colton scharte.
    »Emily.« Victoria glitt ins Zimmer und schloss die Tür. »Wie geht es Ihnen?«
    »Oh!« Emily sprang auf und fiel Victoria um den Hals. »Sie sind unverletzt! Ich hatte ja solche Angst um Sie!«

    Victoria löste sich vorsichtig aus ihren Armen. »Nein, ich bin nicht verletzt. Aber wie fühlen Sie sich?«
    Emily ignorierte die Frage und begann, auf die anderen Frauen einzureden, während sie mit einem zittrigen Finger auf Victoria zeigte. »Sie kam genau in dem Moment, als er mich attackierte. Ich bin einfach weggerannt! Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen, aber ich war zu verängstigt, um nachzudenken!«
    Die fünf anderen Damen sahen von Victoria zu Emily und wieder zurück, so als versuchten sie, ihr unterschiedliches Gebaren in Einklang zu bringen. Victoria achtete darauf, ihre Miene freundlich zu halten, obwohl sie dringend wissen musste, was Emily gesehen hatte und ob sie begriff, was geschehen war.
    Die junge Frau sprach noch immer so hastig, als befürchte sie, die Worte könnten ihr entfallen, wenn sie sie nicht

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