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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Autoren: Colleen Gleason
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warten können, bis Tante Eustacia wegen des Amuletts, das sie gefunden hatte, von Wayren hören würde. Sie hätte den Abend damit verbringen können, sich in die verschiedenen Manuskripte und Schriftrollen ihrer Tante zu vertiefen, auf der Suche nach einem Hinweis darauf, ob das Amulett von dem Dämon, den sie geköpft hatte, hinterlassen worden war, oder ob Sebastian es möglicherweise vor vielen Monaten verloren hatte.
    Aber das hatte sie nicht getan. Falls die Vampire tatsächlich zurückgekehrt sein sollten, war es ihre Pflicht, sie zu jagen und zu vernichten. Sie konnte sich nicht einfach im Haus ihres Mannes verstecken und darüber sinnieren, wie sie einen Dämon töten würde, wenn sie erneut einem begegnete.
    Es war ihre Pflicht, die Unschuldigen und Ahnungslosen vor den Untoten zu beschützen, die ihnen das Leben aussaugen wollten.Wenn die Bevölkerung Londons - ganz Englands - auch nur ansatzweise wüsste, dass das Böse sie auf Schritt und Tritt begleitete, würde eine Massenhysterie ausbrechen.
    Deshalb trainierte und plante und jagte Victoria, anstatt Dinnerpartys oder Modeboutiquen zu besuchen.
    Ein Schatten, der sich von der Straßenecke löste, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie fühlte, wie er die Verfolgung aufnahm, indem er leise, ganz still und leise, hinter ihr herschlich.
    Ihr Nacken wurde nicht kalt. Sie fühlte auch nichts anderes, das ihre Nerven zum Kribbeln brachte. Also war es ein Sterblicher, der sich da heute Abend an sie heranpirschte.Victoria ließ den Pflock in die Tiefen ihrer Tasche gleiten und wartete auf den Angriff. Trotz ihrer Anspannung war sie mehr als bereit für ein Duell mit etwas, gegen das zu kämpfen sie verstand.

    Sie bog gerade um eine Ecke, als sie nach zwei Schritten eine weitere Gestalt von links auf sich zukommen sah. Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte sie sich um und zog dabei das Messer, das sie mit einem Riemen am Hosenbein ihres Oberschenkels befestigt hatte. Es funkelte matt im dämmrigen Lichtschein. Ihre Finger zitterten, doch ihr Geist war klar. Falls sie das Messer benutzen musste, würde sie dies kontrolliert tun. Diesmal würde sie nicht die Beherrschung verlieren.
    »Is nich nötig, das da, Kumpel«, ertönte direkt hinter ihr ein schnarrendes Cockney. Etwas Scharfes bohrte sich in den Rücken ihres Mantels.
    Der zweite Mann blockierte, die stämmigen Beine breit gegrätscht, mit etwas Silbernem in der Hand den Bürgersteig. Sein Gesicht lag im Dunkeln, seine Figur war imposant. Je größer sie waren …
    Victoria blieb stehen; sie war ganz ruhig und ließ die Hand mit dem Messer nach unten hängen. Sie wandte sich nicht zu dem Mann hinter ihr um, sondern richtete den Blick auf den vor ihr, während sie lauschte und erfühlte, was in ihrem Rücken geschah. Ihr Herz pochte in stetigem Rhythmus, ihre Muskeln spannten sich erwartungsvoll an, und eine Welle der Energie überrollte sie.
    »Se könn das da ruhig wegsteckn; das wern Se nämlich nich brauchn.Wir wolln bloß Ihre Wertsachn.«
    »Ich trage nichts von Wert bei mir, also lassen Sie mich vorbei.« Victoria versuchte nicht, ihre weibliche Stimme zu verstellen.
    Sie sah Erkenntnis aufdämmern im Gesicht des Mannes, der den Gehsteig versperrte; ihm war klar geworden, dass sie nicht irgendein törichter Dandy war, der von den Pharo-Tischen nach Hause stolperte, sondern eine wehrlose Frau. Selbst im schwachen
Licht der schmutzigen Straßenlaterne sah sie, wie er die Lippen zu einem Grinsen verzog, sodass vorn eine Lücke sichtbar wurde, wo einst ein Zahn gewesen war.
    »Schon möglich, dass Se nix in den Taschn haben, aber Se ham was andres, was wir wolln«, verkündete der Mann hinter ihr. Er piekte sie nicht länger mit dem, was sie für die Spitze eines Messers hielt. Offensichtlich erachtete er die Waffe trotz Victorias eigener inzwischen als überflüssig.
    Was für ein Narr er tatsächlich war, musste ihm in dem Moment klar werden, als er die Hand nach ihr ausstreckte.
    Victoria reagierte in der Sekunde, als er die Finger um ihren Oberarm legte. Sie riss sich behände los und wirbelte mit blitzender Klinge zu ihm herum. Ihr Hut fiel herunter, und der Zopf, den sie nur locker festgesteckt hatte, schwang über ihre Schulter, als sie das Messer der Länge nach über seinen Ärmel zog. Der Mann kreischte, als sie ihn schnitt, aber dann versetzte jemand Victoria von hinten einen Stoß.
    Der zweite Mann brachte sie damit aus dem Gleichgewicht, und als sie es wiederfand, stand er bereit, in
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