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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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anders veranlagt wäre, würde sie vielleicht eine neue Liebe finden.Viele Witwen taten das; so etwas war nicht ungewöhnlich. Sie vermutete, dass ihre eigene Mutter eine Zuneigung zu Lord Jellington gefasst hatte, nachdem Victorias Vater nun seit drei Jahren tot war.
    Aber ihr selbst würde es nicht so ergehen.
    Bestimmt hatten die meisten, die einen geliebten Menschen verloren, das Gefühl, nie wieder einen anderen lieben zu können. Nie wieder diese entsetzliche Qual der Trauer durchstehen zu wollen. Aber sie konnten wieder lieben, sobald der Schmerz erst einmal abgeklungen war.
    Victoria konnte das nicht.
    Nun, theoretisch könnte sie es. Es war möglich und vermutlich sogar wahrscheinlich, dass sie sich eines Tages wieder verlieben würde, denn sie war noch jung und anziehend, und falls ihre Reaktion auf Sebastian irgendein Hinweis war, so genoss sie es durchaus, von einem Mann begehrt zu werden.
    Aber sie war ein Venator. Ihr Leben war ein Flickenteppich aus Gefahr und Täuschung, nächtlichen Streifzügen, unentwegter Jagd, Gewalt und Kämpfen gegen das Böse. Gegen üblere Kreaturen, als die meisten Menschen sich auch nur vorzustellen vermochten.
    Wenn sie jemanden liebte, würde sie ihn damit in Gefahr bringen - und sich selbst auch, weil sie abgelenkt wäre. Die Lügen, die Ausflüchte, ihre Art zu leben würden jede Chance auf
Glück, die sie sich vielleicht erträumte, zernagen und schließlich auslöschen.
    Sie durfte sich auf keinen Fall erlauben, zu lieben - oder schlimmer, viel schlimmer noch, geliebt zu werden.
    Mit ihren letzten Worten an Max hatte sie ihm gesagt, dass er Recht gehabt hatte. Er hatte Recht damit gehabt, dass sie Phillip aus all den Gründen, die sie nun verstand, nicht hätte heiraten dürfen.Victoria würde niemals aufhören zu trauern, weil sie sich niemals würde verzeihen können, ihn dennoch geheiratet zu haben.
    Trotzdem vermisste sie die Berührung männlicher Lippen, die kraftvolle Umarmung und auch den Geruch eines Mannes. Breite Schultern und das Beschleunigen ihres Pulses, wenn ein attraktiver Mann sie ansah, als wollte er sie verschlingen, während er gleichzeitig über das Wetter redete, oder wie in Sebastians Fall über einen Geheimbund von Vampirschützern.
    Sie musste nicht heiraten oder auch nur lieben, um sich solchem Vergnügen hinzugeben und damit Zuflucht vor ihrer Welt zu finden. Sie war nun eine Witwe, in der Liebe und - mehr als die meisten Frauen im Alter ihrer Mutter - im Leben erfahren.
    Wenn sie einsam war, konnte sie durchaus eine Beziehung mit einem Mann eingehen. Sie würde dabei natürlich wählerisch sein. Diskret. Ohne die emotionale Verstrickung, die sie und ihren Partner gefährden könnte.
    Sie mochte ein Venator sein, eine Witwe, eine Stütze der Gesellschaft. Aber sie war auch eine Frau, und das würde sie auch immer bleiben.

    In La Villa Foscarini vorgestellt zu werden, war eine höchst ungewöhnliche Erfahrung für Victoria. Ohne männliche Begleitung,
ganz allein auf einer Gesellschaft einzutreffen, wo sie niemanden kannte, war etwas, das sie innerhalb der Londoner Oberschicht nicht tun konnte, ohne dass man sich nach ihr umdrehen und über ihr unschickliches Betragen tuscheln würde.
    Doch Eustacia hatte ihr erklärt, dass sich die feine Gesellschaft Italiens nicht annähernd so streng gab wie die englische und die herrschenden Sitten wesentlich entspannter waren, als Victoria dies kannte. Und dieser überschaubare Kreis von englischen Auswanderern, der Lord Byrons gesellschaftliches Umfeld in Miniaturform darstellte, erwies sich als noch nachsichtiger, was starre Regeln anbelangte.
    Dennoch kam es ihr äußerst seltsam vor, als Mrs. Emmaline Withers vorgestellt zu werden und dieser kleinen Gruppe völlig unbekannter Gesichter gegenüberzutreten.
    Um ihre Identität als Venator geheim zu halten, hatte Victoria Wayrens Rat befolgt, sich unter falschem Namen in der italienischen Gesellschaft zu bewegen. Lilith wusste natürlich, wer sie war, und auch wenn viele der Vampire, denen sie möglicherweise begegnen würde, ihren Namen kannten, wussten sie dennoch nicht, wie sie aussah. Wenn Victoria also Zugang zur Tutela bekommen wollte, musste sie sich davor hüten, enttarnt zu werden.
    Andernfalls lagen die Konsequenzen, wie Eustacia gesagt hatte, auf der Hand.
    »Mrs. Withers! Wie sehr es uns freut, dass Sie an unserer kleinen Party teilnehmen können.« Ein dynamischer Mann mit dunklem Haar, das sogar noch lockiger und widerspenstiger war als

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