Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
belegte. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. » Grazie für Ihre Gastfreundschaft, Signorina -«
»Oh, favore , nennen Sie mich Sara! Ich freue mich so, mein inglese mit einer Frau sprechen zu können. Männer kennen die Worte nicht, die wirklich importante sind. Solche wie Spitze und Rüschen, Handschuhe oder Volants und -«
»Wo ist eigentlich Ihr Vater? Ich würde ihm gern zu seinem bezaubernden Kunstwerk gratulieren«, unterbrach Victoria sie, bevor sie noch eine Auflistung jedes einzelnen Modebegriffs unter der Sonne über sich ergehen lassen musste. »Er hat Sie so wunderhübsch gemalt.«
»Mein amore hat dasselbe gesagt.« Freudestrahlend hakte Sara sich bei Victoria unter. »Ich werde ihn Ihnen später vorstellen, doch zuerst möchte ich, dass Sie meinen Vater und zwei Ihrer Landsleute kennen lernen. Die beiden haben nicht den geringsten Wunsch, mit mir über Mode zu parlieren, deshalb werde ich Sie den beiden präsentieren und sie geloso machen.«
Als Sara schließlich ihren Vater entdeckte, der zusammen mit drei weiteren Männern auf der anderen Seite des Ballsaals stand, zerrte sie Victoria buchstäblich zu ihnen hinüber. Diese verspürte natürlich nicht den geringsten Widerwillen, den Grafen kennen zu lernen, denn falls er wirklich eines der wichtigeren Mitglieder der Tutela war, konnte es ihr nur von Nutzen sein, mit ihm Freundschaft zu schließen.
»Aah, Sarafina, wer ist denn diese anmutige Schönheit, die du uns da bringst?«, fragte er, sich von seinen Gesprächspartnern abwendend.
» Padre , dies ist meine neue Freundin, Mrs. Emmaline Withers.«
Der kleine, untersetzte Mann, auf dessen Kopf nur noch wenig von einem ehemals dunklen Schopf übrig war - was er jedoch kompensierte, indem er einen vollen, buschigen Bart mitsamt Schnauzer vor sich hertrug -, verbeugte sich, dann ergriff er Victorias Hand. Er küsste sie mit weichen, nassen Lippen und sah ihr dabei mit äußerst interessierten, dunklen Augen ins Gesicht. Was keine Überraschung war, wenn man bedachte, dass dieser Mann die Brustwarzen seiner Tochter und ihrer Freundinnen malte. »Ich bin entzückt, Ihre Bekanntschaft zu machen. Darf ich Sie einigen meiner Freunde vorstellen?«
Das war der Moment, in dem Victoria sich umdrehte und das sehr verdatterte, sehr vertraute Gesicht George Starcassets erblickte.
Kapitel 15
Lady Rockley erhält eine Abfuhr
V ictoria sah George an und lächelte, als wäre nichts Ungewöhnliches daran, unter falschem Namen vorgestellt zu werden.
Zu seiner Ehre musste gesagt werden, dass er nichts weiter tat, als sich zu verbeugen und ihr einen knappen Handkuss zu geben, aber wenige Augenblicke später, nachdem man einander gebührend vorgestellt worden war und Victoria sich entschuldigte, bevor er etwas Unüberlegtes sagen konnte, löste auch er sich von der Gruppe, um ihr zu folgen.
»Vielleicht erlauben Sie mir, Sie mit einem Getränk zu versorgen«, sagte George und legte die Hand auf ihren Arm.
Doch sobald sie außer Hörweite des Grafen und seiner Gefährten waren, zog er Victoria beiseite und sah sie an. »Ich weiß zwar nicht, welch glücklicher Zufall uns so kurz nach meiner Ankunft in Italien zusammengeführt hat, aber was auch immer es war, ich bin höchst dankbar dafür.«
»Sie erwähnten gar nicht, dass Sie nach Italien reisen wollten, als wir uns voneinander verabschiedeten«, bemerkte Victoria, die sich wunderte, dass er sie nicht wegen ihres falschen Namens be fragte.Vielleicht verhielt er sich einfach so höflich und zurückhaltend wie damals, als er sie dabei ertappt hatte, wie sie auf der Suche nach Vampiren durch die mitternächtlichen Straßen Londons
gepirscht war. Möglicherweise war er schlichtweg ein argloser Mensch.
Aber könnte es noch einen anderen Grund geben? Trotz seiner offenkundigen Überraschung hatte er nicht ganz so fassungslos reagiert wie sie, als Regalado sich umgedreht hatte, um sie einander vorzustellen.
»Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant gehabt, nach Italien zu fahren... Aber ich muss gestehen, ich fand es außerordentlich bedauerlich, dass Sie England just in dem Moment verlassen mussten, als wir anfingen, uns anzufreunden.« Er drückte ihren Ellbogen, so als wollte er seiner Bemerkung noch eine tiefere Bedeutung verleihen. »Ich habe also ein wenig nachgedacht und dabei festgestellt, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, nach Rom zurückzukehren und mich um ein paar geschäftliche Interessen zu kümmern, die ich hier verfolge. Ich war mir
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