Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
sicher, dass ich einen Weg finden würde, Sie ausfindig zu machen und Ihnen einen Besuch abzustatten. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass der Zufall uns nur zwei Tage nach meinem Eintreffen bei einem gesellschaftlichen Ereignis zusammenführen würde.« Sein Lächeln war breit und jungenhaft, und die beiden tiefen, sichelförmigen Grübchen, die es umspielten, ließen ihn zusammen mit seinem gespaltenen Kinn sogar noch jugendlicher aussehen.
»Wirklich ein außerordentliches Glück.« Ihre Lüge wurde von einem ebenso falschen Lächeln begleitet. Sie musste eine Möglichkeit finden, George loszuwerden, um Regalado aushorchen zu können. Aber dann kam ihr ein anderer, unschöner Gedanke. »Verraten Sie mir doch, wieso Sie heute Abend hier sind.«
Bestimmt nicht, weil er sich für die Tutela interessierte. Sicher war es nur ein Zufall.
Aber es waren Vampire auf Claythorne gewesen und außerdem Polidori - ein Mitglied der Tutela. Und sie war sich noch nicht einmal sicher, ob nicht auch Sebastian der Tutela angehörte, denn möglicherweise traf das auf seinen Vater zu.
Dann breitete ein anderer schwarzer Gedanke in ihrem Kopf seine Schwingen aus. Sebastian hatte behauptet, dass es nicht ratsam wäre, wenn er diese Veranstaltung in der Villa der Regalados besuchte.Weil er wusste, dass Starcasset hier sein würde? Und er aus irgendeinem Grund nicht von ihm erkannt werden wollte?
»Polidori erwähnte mir gegenüber, als wir an jenem Abend auf Claythorne beim Essen saßen, dass ich, sollte ich je nach Rom reisen, unbedingt die Bekanntschaft seines Freundes Conte Regalado machen müsse. Er schien zu glauben, dass der Graf und ich einander äußerst sympathisch finden würden.« Er drückte wieder ihren Ellbogen. »Und ich habe festgestellt, dass er Recht hatte. Regalado und ich haben viel zu besprechen.«
Victoria beschloss, es zu riskieren. »Hat er Ihnen gegenüber die Tutela erwähnt?«
»Die Tutela? Hm... nicht, dass ich wüsste.Was ist das?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, erwiderte sie freundlich und ließ den Blick dabei über den Saal wandern. »Ich habe nur zufällig gehört, wie jemand das Wort sagte, und wurde neugierig.« Genau in dieser Sekunde erspähte sie Max.
»Nun, ich werde mich mit großem Vergnügen für Sie danach erkundigen, falls Sie nicht... Lady Rock - äh, Mrs.Withers, stimmt etwas nicht?«
Er - Max - stand ihnen gegenüber auf der anderen Seite des Ballsaals und begrüßte, so als wäre er gerade eingetroffen, eine kleine Gruppe von Leuten.Tatsächlich war er genauso groß, genauso dunkelhaarig, und wirkte genauso arrogant wie im Jahr
zuvor. Er lächelte, während er den Männern die Hände schüttelte.
»Nein, nein«, wiegelte sie einen kurzen Moment, nachdem George die Frage gestellt und sie in ihr Bewusstsein vorgedrungen war, ab. »Allerdings bin ich etwas durstig, offen gestanden. Wären Sie vielleicht so freundlich...?« Sie ließ ihre Stimme verklingen und bedachte ihn mit jenem zweckdienlichen Blick, der sie als hilflose Frau brandmarkte.
»Aber gewiss doch, Madam.« Er wirkte leicht verlegen. »Ich habe Sie bei Ihrer Suche nach einer Erfrischung aufgehalten, wofür ich mich entschuldigen muss. Ich werde Ihnen Tee holen - oder würden Sie ein Glas von diesem Wein, den sie Chianti nennen, vorziehen?«
»Tee wäre ganz wunderbar, oder eine Limonade.« Victoria konnte sich nur mit Mühe beherrschen, ihre Aufmerksamkeit nicht wieder auf Max zu richten.
Kaum dass George sich in Richtung der Tische davongemacht hatte, wo die Getränke ausgeschenkt wurden, drehte sie sich um und schlenderte zwischen den Menschentrauben, die den Ballsaal bevölkerten, hindurch. Sie hatte etwa den halben Weg zurückgelegt, als Max sie entdeckte.
Er hatte nicht mit ihr gerechnet; das verriet der fassungslose Ausdruck, der über sein Gesicht zuckte, bevor er dann so schnell wieder verschwand, wie er gekommen war. Er hielt keinen Augenkontakt zu ihr, sondern wandte sich wieder den Leuten zu, die ihn umringten. Jemand sagte etwas Amüsantes, und alle, einschließlich Max, lachten.
Er sah entspannt und gesund aus. Attraktiv und aristokratisch, mit seiner olivfarbenen Haut, den hohen Wangenknochen, der langen, geraden Nase und der kantigen Kinnpartie.
Sein dunkles Haar war so lang geworden, dass er es hinten hätte zusammennehmen können; aber das hatte er heute nicht getan, und so reichte es ihm fast bis zu den Schultern. Auf keinen Fall erweckte er den Eindruck, eine schwere Krankheit oder harte
Weitere Kostenlose Bücher