Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Zeiten durchlebt zu haben. Nichts an seinem Äußeren erklärte, weshalb er sich seit fast einem Jahr nicht mehr gemeldet hatte.
Victoria wusste, dass sie nicht einfach in die Gruppe hineinplatzen und Max ansprechen oder sich auch nur an der Unterhaltung, die er mit den vier oder fünf Männern führte, beteiligen konnte. Als er dann noch einmal in ihre Richtung blickte, sah sie selbst von ihrem Standpunkt aus den Ausdruck in seinen Augen: finster, kalt, leer.
»Mrs.Withers! Ich habe Sie schon überall gesucht. Ich konnte mir gar nicht erklären, wo Sie abgeblieben sind. Darf ich Sie Emmaline nennen?«
»Ich habe Sie ebenfalls gesucht, Sara, und natürlich dürfen Sie mich Emmaline nennen.« Wie könnte ihr das Mädchen nutzen, um zu erreichen, was sie vorhatte?
» Splendido! Aber jetzt muss ich Ihnen meinen amore vorstellen. Er ist gerade eingetroffen.«
Natürlich.Victoria war nicht im Geringsten überrascht. Warum sollte sie es auch sein? Mit den Vampiren war ihr Leben zu einem Füllhorn von Zufällen und unerwarteten Begegnungen geworden. Sebastian tauchte regelmäßig wie aus dem Nichts auf. George Starcasset erschien ausgerechnet bei ihrem ersten gesellschaftlichen Ereignis in Rom.Warum sollte Max dann also nicht der Galan ihrer neuen Bekannten, der Tochter eines der einflussreichsten Mitglieder der Tutela sein?
» Caro , darf ich dich mit meiner neuen Freundin, Mrs. Emmaline Withers bekannt machen?«, verkündete Sara und hakte
sich Besitz ergreifend bei Max unter. »Sie ist erst vor kurzem aus London eingetroffen. Emmaline, dies ist il fidanzato mio , Maximilian Pesaro.«
Ihr Verlobter?
Er verbeugte sich so knapp, dass es eher beleidigend als höflich war, dann warf er Victoria einen unpersönlichen Blick zu und fragte auf Italienisch: »Aus London? Was konnte Sie bloß dazu verleiten, eine solch charmante Stadt zu verlassen?«
»Bitte nehmen Sie ihm das nicht übel, Emmaline, aber Max verabscheut London zutiefst«, erklärte Sara. »Er musste letztes Jahr mehrere Monate dort verbringen und konnte es gar nicht erwarten, wieder heimzukommen.«
»Wirklich? Nun, ich bin sicher, dass es für ihn keinen Grund geben wird, jemals dorthin zurückzukehren, wenn er die Stadt so sehr verachtet. Aber Sie haben ihn doch gewiss begleitet.Wie hat Ihnen London gefallen?«
»Leider hatte ich damals noch nicht das Vergnügen, die Bekanntschaft meiner Verlobten gemacht zu haben«, erwiderte Max mit seiner tiefen, geschmeidigen Stimme. Sehr, sehr gelassen. Nonchalant. »Das geschah erst kurz nach meiner Rückkehr.«
»Darf ich Ihnen beiden dann meine Glückwünsche zu Ihrer bevorstehenden Hochzeit aussprechen. Wann soll das frohe Ereignis denn stattfinden?«
»Es kann gar nicht bald genug sein.« Max sah Sara an, die zu ihm emporstrahlte, als wäre er ein Hut, den sie unbedingt haben musste. Sie reichte ihm noch nicht einmal bis zur Schulter, so klein war sie, dabei aber weich und kurvig. Ihr blondes Haar, ungewöhnlich für eine Italienerin, musste ihn angezogen haben; das und vielleicht auch die lang bewimperten braunen Augen in ihrem süßen, herzförmigen Gesicht. »Es ist wirklich schade, dass
Sie nicht daran teilnehmen können, Mrs. Withers, aber ich vermute, dass Ihre Reisepläne Sie schon bald aus unserer schönen Stadt führen werden.«
Die Botschaft hätte nicht deutlicher sein können, wenn er sie ihr schriftlich gegeben hätte.
Victoria merkte, dass ihre Finger zitterten. »Ah, Mr. Starcasset ist gerade mit meiner Erfrischung zurückgekehrt«, sagte sie zu Sara. Sie vermied es, Max anzusehen, aus Angst, jemand könnte den mörderischen Ausdruck, den ihr Gesicht zweifellos zeigte, bemerken. »Außerdem muss ich unbedingt noch einmal einen Blick auf das Porträt werfen. Bitte entschuldigen Sie mich.«
»Aber mit Vergnügen.« Max’ gemurmelte Erwiderung drang ihr gerade noch ans Ohr, als sie davoneilte.
Tiefe Atemzüge. Victoria zwang sich, tief einzuatmen und langsamer zu laufen. Er sollte nicht sehen, dass er sie aus der Fassung gebracht hatte; die Genugtuung würde sie ihm nicht geben.
Was selbstverständlich der Fall war. Er war vor fast einem Jahr verschwunden, und nun fand sie ihn hier, zusammen mit seiner Verlobten glücklich in den Eingeweiden der Tutela versteckt! Ganz bestimmt war er nicht ahnungslos, was die Verwicklungen seines zukünftigen Schwiegervaters anbelangte; Max war immerhin ein Venator.
Als sie George erreichte, der glücklicherweise genau in diesem Moment mit ihrem Getränk
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