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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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zurückkam, erkannte Victoria, dass es zwei Erklärungen für Max’Verbindung mit Sara Regalado und sein Verhalten heute Abend gab.
    Entweder spielte er, genau wie sie selbst, eine Rolle, in dem Versuch, die Tutela auszuspionieren, oder aber er hatte die Seiten gewechselt und aus diesem Grund jegliche Kommunikation mit
Tante Eustacia und Wayren abgebrochen. Falls es Ersteres war, verstand Victoria nicht, weshalb er keinen Kontakt zu ihnen aufgenommen hatte. Es gab diskrete Wege, dies zu tun, und Max würde sie bestimmt kennen. Falls er sich der Tutela, den Beschützern der Vampire, angeschlossen hatte, musste er seine Stellung als Venator aufgegeben haben.
    Das konnte sie nicht glauben. Nicht für eine Sekunde.
    Aber da war noch eine dritte Möglichkeit.
    Alles konnte genau so sein, wie es schien, nicht mehr und nicht weniger: Er hatte sich in Sara Regalado verliebt und wollte sie heiraten.

    Victoria musste während der Kutschfahrt zurück zu ihrer Villa George Starcassets linkische Versuche, sie zu küssen, über sich ergehen lassen. Sie hatte gute Lust, ihn mit einem gezielten Fausthieb, der ihm ein Schleudertrauma bescheren würde, zurück auf seine Sitzbank zu katapultieren, aber am Ende unterließ sie es, ihre körperliche Überlegenheit so unverhohlen zu zeigen. Stattdessen trat sie ihm ›versehentlich‹ mit ihrem spitzen Absatz so wuchtig auf die Zehen, dass jede weitere amouröse Idee, die ihm vorschweben mochte, im Keim erstickt wurde. Damit erlosch nicht nur seine Glut, vermutlich würde er auch eine Woche lang nicht tanzen können.
    Was sie wirklich wollte, war, jemanden zu schlagen.Vorzugsweise Max.
    Nachdem sie die Chance gehabt hatte, die Situation genau zu durchdenken, war sie zu der einzigen, ihr möglichen Schlussfolgerung gelangt: Nämlich, dass Max tatsächlich eine Rolle spielte und er sie einweihen würde, sobald sie die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen bekamen.

    Es war die einzige Erklärung, die Sinn ergab. Max war ein Venator, nach Eustacia der mächtigste von allen. Er würde sie niemals verraten.
    Aber was war mit Sara Regalado? Victoria konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er sich tatsächlich in diese blonde Göre verliebt hatte. Falls er es sich je gestatten würde, sich von einer Frau ablenken zu lassen, würde es jemand... anders sein.
    Angesichts dieser Schlussfolgerungen nahm Victoria an, dass Max genauso begierig darauf war, ihr die Wahrheit zu sagen, wie sie, diese zu hören, deshalb positionierte sie sich neben einer der Eingangstüren, in der Hoffnung, seinen Blick erhaschen und ihm ein Zeichen geben zu können, dass er sich verabschieden solle. Aber er sah nicht ein einziges Mal in ihre Richtung und schien völlig zufrieden damit, sich unter die Gäste zu mischen, ob Sara nun gerade an seinem Arm hing oder nicht.
    Als ihr schließlich keine Ausreden mehr einfielen, um Portiera und Placidia zu erklären, warum sie sich nicht von der Stelle rührte, erlaubte sie ihnen, sie zu einer Traube von jungen Italienern zu führen - dieselbe Sorte von Filous und Wüstlingen, die auch die englische Oberschicht bevölkerten - und sie ihnen vorzustellen.
    Für eine kurze Weile gönnte Victoria sich das Vergnügen, nichts weiter zu sein als eine junge, hübsche Frau in der Gesellschaft junger, hübscher Männer. Sie hatte ganz vergessen, wie es war, sich auf nicht mehr konzentrieren zu müssen, als sich charmant lächelnd geistreiche Bemerkungen auszudenken.
    Dies war die Existenz, die sie aufgegeben hatte: ein einfach gestricktes Leben, in dem sich alles darum drehte, welches Kleid sie zu welcher Gelegenheit tragen sollte, ob ihre Tanzkarte voll werden oder sie, sobald sie erst einmal verheiratet wäre, einen Erben
und noch einen als Ersatz hervorbringen würde. Ein Leben, das aus Klatsch, Festen und wenig mehr bestand.
    Ach, welch gesegnete Ahnungslosigkeit.
    Ja, das war definitiv ein Teil des Lebens, das sie hinter sich gelassen hatte.
    Portieras und Placidias gut aussehende Freunde überhäuften Victoria mit charmanten Komplimenten und überschlugen sich geradezu dabei, sich mit ihr zu unterhalten, ihr einen Drink, ein biscotto , ein antipasto zu holen oder sie zu einem Spaziergang auf der Terrasse zu verlocken, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Für eine englische Witwe wirkte sie ungewöhnlich anziehend auf sie, besonders auf einen der Älteren der Gruppe - wenngleich er die Dreißig kaum überschritten haben konnte -, den Baron Silvio

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