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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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weiterlief.Als sie den Ausgang schließlich erreichte, waren beinahe zehn Minuten verstrichen.
    Die Tür, durch welche Max verschwunden war, war nicht dieselbe, durch die Victoria den Ballsaal ursprünglich betreten hatte; statt in eine Eingangshalle führte sie in einen geräumigen, von einer Bogendecke überspannten Flur, zwischen dessen Türen und Alkoven schulterhohe Säulen standen, auf denen Marmorbüsten thronten. Gemäß Regalados Neigungen stellten mehrere von ihnen ihre Brustwarzen zur Schau.
    Victoria blieb vor einer der Türen stehen und rätselte für einen Moment darüber, ob Max diesen Weg wohl eingeschlagen hatte, um jemanden zu treffen, ein wenig Ruhe von der anstrengenden Festivität zu finden oder um sie zu suchen.
    In dem Flur herrschte Stille, dann ertönte aus der Ferne das Grummeln einer tiefen Stimme, gefolgt von einem leisen, entzückten weiblichen Kichern. Irgendjemand nutzte die Gelegenheit für ein heimliches Stelldichein.
    Victoria ging weiter, unsicher ob sie es wagen sollte, eine der Türen zu öffnen. Max konnte überall sein; er konnte sich in einem völlig anderen Bereich der Villa aufhalten. Aber falls er sich davongeschlichen hatte, um mit ihr zu sprechen, dann musste er irgendwo in der Nähe sein. Und auf sie warten. Er musste sie gesehen haben, als sie von der Terrasse zurückkam, und wissen, dass sie ihm folgen würde.
    Als plötzlich ein Türknauf betätigt wurde, huschte Victoria in den Schatten einer der Büsten und zwängte sich dahinter, wobei sie sich wünschte, so zierlich wie Sara zu sein. Mit einem leisen Knarzen ging die Tür auf, und das Rascheln von Röcken verriet, dass eine Frau den Gang hinunterkam.

    Victoria hielt den Atem an, aber die Frau rauschte ohne auch nur einen flüchtigen Blick in ihre Richtung zurück zum Ballsaal. Es war Sara Regalado.
    Ein scheußliches Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie trat hinter der Säule hervor und wartete.
    Die Tür wurde ein weiteres Mal geöffnet, und Max schlenderte aus dem Zimmer. Sein dichtes Haar war zerzaust und sein Hemdkragen zerknittert. Doch abgesehen davon ließen ihn seine falkenartigen Gesichtszüge kühl und distanziert wirken, seine eleganten Wangenknochen waren wie aus Stein gemeißelt. Er musterte sie über seine lange, gerade Nase hinweg, dann sagte er: »Sie schon wieder?«
    Er wollte an ihr vorbeifegen, doch sie baute sich in der Mitte des Korridors vor ihm auf. »Was ist los, Max?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Er wischte sich einen imaginären Fussel vom Jackenärmel. »Nun ja, Sie mögen mich in einer peinlichen Situation ertappt haben, aber immerhin ist sie meine Verlobte.«
    »Warum bist du nicht mit Tante Eustacia in Kontakt getreten?«
    Sein Blick war so ausdrucksvoll wie Haferbrei. »Ich war beschäftigt. Mit Hochzeitsvorbereitungen und dergleichen. Sie wissen ja, wie sehr einen das ablenken kann.«
    Sie hatte das Gefühl, als hätte er ihr einen Magenschwinger verpasst. »Ja«, wisperte sie.
    Er wartete eine Sekunde, dann fragte er: »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nein.«
    »Nun gut, also... äh, Mrs. Witters, richtig? Würden Sie mir
jetzt erlauben, zu meiner Verlobten zurückzukehren? Ich wünsche Ihnen eine angenehme und baldige Rückreise nach London.« Als sie zur Seite trat, marschierte er, groß und düster, an ihr vorbei, und ihr entging nicht, wie verärgert er war.
    Als sie jetzt, Stunden später, George in der Kutsche gegen übersaß - nachdem die Tarruscelli-Schwestern noch nicht gehen wollten, hatte er begeistert angeboten, sie nach Hause zu bringen -, schäumte sie noch immer vor Wut.
    Es brodelte und gärte in ihr, doch unter dem Zorn empfand sie Leere, Unglauben, Angst. Max’ Arroganz und Grobheit waren nichts Neues, aber seine gelangweilte Reaktion, als sie ihn auf Eustacia angesprochen hatte, beunruhigte sie zutiefst. Er liebte ihre Tante wie eine Mutter, einen Mentor, eine Lehrerin, seine Königin. Dass er das nun einfach so abtat, konnte nichts Gutes verheißen.
    Aber bestimmt war das Ganze nicht so, wie es den Anschein hatte. Bestimmt hatte er sich nicht wirklich verliebt und der Welt der Venatoren und seiner Verpflichtung den Rücken gekehrt.
    Oder sich der Tutela angeschlossen.
    Sie würde das nicht von ihm glauben. Niemals.

Kapitel 16
    In welchem ein kleiner italienischer Salon einige Turbulenzen erfährt
    V ictoria war nicht überrascht, Sebastian nach ihrer Rückkehr in der Villa vorzufinden. Es schien genau zu der

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