Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
Victoria sogar ein
Gefühl der Erleichterung, dass Sebastian nicht mehr im Konsilium war.
Es gab so viel Ungeklärtes zwischen ihnen, so viele Dinge, die sie sagen und wissen wollte … doch solange sie sich nicht darüber im Klaren war, was sie wegen alldem empfand, das sie in den letzten Stunden erfahren hatte, wollte sie ihm nicht gegenübertreten. Ihr Körper kribbelte und summte noch immer von der Ekstase ihres Liebesspiels - falls man es denn so nennen durfte.
Mit diesem Gedanken wagte sie sich auf einen gefährlichen Pfad. War es denn Liebe, die sie an Sebastian band? Die sie dazu verleitete, sich ihm hinzugeben, und diese intime Erfahrung mit ihm zu teilen?
Wie konnte das sein, wenn sie ihm doch nicht vertraute? Aber obwohl sie ihm vielleicht nicht vollkommen traute, und trotz seiner Neigung, immer den leichtesten Weg zu wählen und Gefahren zu meiden, fühlte sie sich in seiner Gegenwart dennoch entspannt, ja, oft sogar glücklich.
Mit Phillip war es so viel einfacher gewesen. Er war attraktiv, charmant, vermögend und zuverlässig gewesen. Ganz offenkundig hatte er sie geliebt, sie beinahe schon angebetet. Er
hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, und damals hatte sie törichterweise geglaubt, ihn annehmen zu dürfen. Sie hatte geglaubt, alles haben zu können, beide Seiten ihres Lebens intakt und strikt getrennt halten zu können.
Sie hatte sich in Phillip verliebt. Ihn geheiratet.
Und ihn zerstört.
Victoria blinzelte ihre Tränen weg. Dies war kein guter Zeitpunkt für Selbstvorwürfe; Gott wusste, dass sie sich die schon oft genug gemacht hatte. Das Einzige, was sie jetzt noch tun konnte, war, mit ihrem Leben fortzufahren. Und nicht wieder dieselben Fehler zu begehen.
Deshalb wäre, sollte sie jemals wieder eine feste Beziehung mit einem Mann eingehen, jemand wie Sebastian - der ihre Welt kannte, sie verstand und akzeptierte - eine adäquate Wahl. Vielleicht würde sie sogar eines Tages aufhören, die Arznei zu nehmen, die verhinderte, dass sie schwanger wurde, und ein Kind bekommen. Soweit sie wusste, gab es keinen anderen Gardella, der ihre Linie hätte fortsetzen können. Aber im Moment konnte sie sich trotzdem nicht vorstellen, wie sie das bewerkstelligen sollte.
All diese Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum, während sie den Hauptsaal des Konsiliums verließ. Es war inzwischen später Nachmittag geworden. Sie hatte ein paar Stunden geschlafen, nachdem Sebastian gegangen war, und sich anschlie ßend mit Wayren und Ilias getroffen. Die anderen waren nach Hause gegangen, um sich ebenfalls ein wenig auszuruhen, bevor sie später in der Nacht wieder zusammenkommen würden.
Sie ging an Wayren vorbei, die in ihrer Bibliothek saß und sie gar nicht zu bemerken schien, so sehr war sie in die Lektüre
irgendeines alten Manuskripts vertieft, und dann weiter zu dem Lagerraum. Es gab noch eine letzte Sache, um die Victoria sich im Konsilium kümmern musste, obwohl alle anderen dachten, dass auch sie schon nach Hause gegangen sei. Sie hatten vereinbart, sich vor Einbruch der Dämmerung zu treffen, um das Alchimistische Portal zu öffnen - Victoria, Zavier, der sie noch immer kaum eines Blickes würdigte, Michalas, Brim und vielleicht noch Max, den sie seit dem Morgen vor der Villa Palombara nicht mehr gesehen hatte. Doch Wayren hatte erklärt, dass er sie begleiten würde.
Victoria hatte das silberne Armband ihrer Tante bereits an sich genommen. Es war genau dort gewesen, wo Sebastian es seiner Aussage nach versteckt hatte: hinter dem Porträt Catherine Gardellas mit ihrem protzigen Smaragdring. Sie hatte wirklich ein Faible für Schmuck gehabt.
Der Gedanke zauberte ein schwaches Lächeln auf Victorias Lippen, deshalb spann sie ihn noch ein wenig weiter: Die Frau war genauso üppig mit Juwelen behängt wie ihre Lehnsherrin, die alte Königin Bess. Wie sie in ihrem schweren Kleid mit der Halskrause allerdings gegen Vampire hatte kämpfen können, war ihr ein Rätsel.
Sie hatte sich das massive Armband anschließend an den Oberarm geschoben, und als sie nun die Tür des Lagerraums hinter sich zuzog, merkte sie, wie sich das kalte Metall allmählich ihrer Körperwärme anpasste. Der Schlüssel war sicher darin versteckt, deshalb blieb ihr nun nichts weiter zu tun, als die beiden Stücke von Akvans Obelisken zu holen und sie aus dem Konsilium zu bringen.
Als sie den pflockförmigen Splitter mit raschen Bewegungen
aus seinem Versteck zog, spürte sie die sirrende Wärme, die von ihm ausging. Seine
Weitere Kostenlose Bücher