Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
daraufhin unter ihm zu regen begann, glitt er zur Seite und legte sich neben sie. Sie lächelte ihn an und sah, wie sich seine Augen von Bernstein zu Braun verdunkelten. »Was ist?«
»Dein Lächeln ist mehr als entzückend - all diese kleinen Grübchen. Leider zeigst du es nicht sehr oft.«
Sie setzte sich auf und zog das Korsett mitsamt dem Unterhemd wieder hoch, um ihre Brüste zu bedecken, dann zuckte sie mit den Achseln. »Vielleicht hatte ich in letzter Zeit nicht oft Grund dazu.«
»Aber zumindest entlockt dir das hier ein Lächeln. Und ich hatte schon befürchtet, du könntest mein kleines Geheimnis zum Anlass nehmen, uns beide um dieses Vergnügen zu bringen.«
Sie betrachtete seine vis bulla , die einzige kalte Silbernuance an seinem bronze- und goldfarbenen Körper, und ein Teil ihrer Heiterkeit verflog. »Du verleugnest deine Berufung und deine Verantwortung. Ich verstehe das ebenso wenig, wie ich begreifen kann, dass du deinen Großvater und all die anderen Untoten am Leben lässt. Es ist deine Pflicht, die Welt von ihnen zu befreien.«
»Und sie in die Hölle zu schicken? Unwiderruflich? Nein, Victoria, ich habe es dir schon einmal gesagt. Diese Schuld lade ich nicht auf mich. Sie alle waren einstmals Sterbliche - Väter, Schwestern, Liebende. Ich kann sie nicht für etwas verdammen, über das sie keine Kontrolle haben.«
»Aber du musst es einmal getan haben, Sebastian, denn ansonsten
würdest du das hier nicht tragen.« Sie fuhr mit dem Finger über das warme Silberkreuz. »Du musst mindestens einen Vampir getötet haben, um eine vis bulla zu erhalten.«
»Zwei. Ich habe zwei getötet, bis letzten Herbst, als der Obelisk vernichtet wurde. Exakt zwei Vampire. Und dann habe ich in der Nacht, als deine Tante starb, noch einen getötet. Ich hatte es dir erzählt, aber du wolltest mir nicht glauben.« Er wandte den Blick von ihr ab und griff nach seiner Hose.
Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, wovon er redete. »Du sagtest, du hättest Max das Leben gerettet. Du hast in jener Nacht einen Vampir getötet, um ihn zu retten.« Sie gab den Versuch auf, die Knöpfe ihres Kleides zu schließen. Allein würde sie das unmöglich schaffen. »Warum? Du und Max, ihr...«
»Verabscheut einander? Nun, das ist vielleicht ein wenig zu hart ausgedrückt. Nein, ist es nicht. Wir kennen uns tatsächlich schon sehr lange. Ich habe es nicht für ihn getan,Victoria.«
»Warum dann? Warum solltest du deinen eigenen Moralkodex, so wenig nachvollziehbar er auch sein mag, wegen eines Mannes mit Füßen treten, den du verachtest?«
Er zog sich die Hose über die Hüften und knöpfte sie zu. Victoria wartete, bis er fertig war. Und dann las sie die Antwort in seinen Augen.
»Für mich?«
Er griff nach seinen Stiefeln.
»Sebastian.«
»Er ist das, was ich nicht sein kann. Du brauchst ihn.«
Während sie ihn anstarrte, spürte sie, wie ihr Gesicht warm wurde und ihr ganz leicht der Mund aufklappte. »Ich brauche Max?«
»Wenn du weiter auf deinem Kampf gegen die Untoten bestehst, brauchst du jemanden wie ihn an deiner Seite. Es schmerzt mich wirklich sehr, das zuzugeben, aber er ist der beste Venator, den ich kenne. Er ist das, was ich nicht sein kann.«
»Nicht sein willst, meinst du. Du willst es nicht sein.«
Dann wurde plötzlich an der Tür gerüttelt, und Victoria, deren Mieder noch immer lose um ihren Oberkörper flatterte, sprang schuldbewusst vom Bett. Sie war froh, dass sie sie zugesperrt hatte, denn sie hätten durchaus auch in einem wesentlich kompromittierenderen Moment gestört werden können.
Lieber Gott, lass es nicht Max sein, betete sie, während Sebastian ihr schnell das Kleid zuknöpfte.
Doch als sie schließlich die Tür öffnete, stand Ilias vor ihr. »Die Sonne ist aufgegangen«, verkündete er. Zu seiner Ehre musste gesagt werden, dass er den leicht bekleideten Sebastian kaum eines Blickes würdigte. »Du wirst gebraucht, Illa Gardella.«
»Ich muss jetzt sowieso gehen.« Sebastian stand auf und schlüpfte mit geschmeidigen Bewegungen in sein Hemd.
»Warte«, erwiderte Victoria, die gerade das Zeichen an seiner Schulter entdeckt hatte. »Was ist das?« Es war ein kleines, rundes Mal mit einem komplizierten Muster, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Max’ Tätowierung hatte, welche ihn als Mitglied der Tutela markierte. Gleichzeitig war das Symbol auf Sebastians getönter Haut auch wieder anders und um einiges kleiner.
»Es ist das Zeichen Beauregards.«
Er sah sie unverwandt
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