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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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schwer zu erklären, warum er in den Katakomben des Konsiliums herumlungerte, und zwar ganz in der Nähe der Werkstatt dieses dunkelhäutigen Mannes, den die Venatoren als Hermetiker bezeichneten.
    Er wusste noch nicht einmal mit Bestimmtheit, ob er seine Anwesenheit sich selbst gegenüber wirklich hätte rechtfertigen können.
    Ein leichtes Frösteln überlief seine Arme, als er Wayrens Stimme erkannte. Er wollte nicht entdeckt werden, und am allerwenigsten von ihr.Vor ihrem kurzen, unbefriedigenden Treffen gestern hatte er sie jahrelang nicht gesehen, sich aber trotzdem noch immer daran erinnert, dass die Art, wie sie ihn - und jeden anderen - ansah, stets den Eindruck erweckte, als könnte sie tief in seine Seele blicken.
    Nicht, dass Sebastian sich dessen, was tief in seiner Seele war, geschämt hätte. Nein, denn sie verbarg nichts Verwerflicheres als seine Loyalität gegenüber jenen, die er liebte. Vielleicht war diese Loyalität unbequem und manchmal auch zu stark, doch sie war alles, was er hatte.

    Sie und sein gutes Aussehen, welches zu nutzen er nur selten zögerte, um seinen Willen zu bekommen.
    Wayren war offensichtlich auf dem Rückweg aus besagter Werkstatt und wurde glücklicherweise auch noch von deren Inhaber begleitet. Sobald sie an ihm vorüber waren, lief Sebastian schnurstracks zu der geschlossenen Tür.
    Mit angehaltenem Atem klopfte er leise an.
    Als ihm nur Stille antwortete, drückte er dagegen und schob sie gerade so weit auf, dass er sich hindurchzwängen konnte.
    Die Papiere sollten eigentlich hier sein; es war der logischste Ort, und wenn Wayren etwas war, dann logisch. Es war deshalb wahrscheinlich, weil der Hermetiker - Sebastian wünschte sich, er könnte seinen Namen behalten - derjenige sein würde, der sie studierte.
    Der Arbeitsraum war schlicht, sauber und gut organisiert. Auf einem leicht abgeschrägten Tisch befand sich ein Stapel Bücher, von denen eines mithilfe eines seltsamen Metallobjektes, das die Form eines lang gezogenen S hatte, offen gehalten wurde. Wo waren die Aufzeichnungen aus dem Labor der Villa? Hatte er sich getäuscht?
    Dann sah er etwas … das musste es sein.
    Dicke, braune Papiere, die zum Schutz mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und durch eine dünne Lederkordel zu einem Buch gebunden waren.
    Sebastian fuhr mit den Fingern darüber, dann blätterte er rasch durch die Seiten. Er suchte eine bestimmte. Nur eine einzige Seite, deren Fehlen gewiss nicht bemerkt werden würde. Nicht zuletzt, da sie beinahe einhundertvierzig Jahre lang unter Verschluss gehalten worden war.

    Doch für ihn konnte sie alles bedeuten. Und für Beauregard.
    Aaah .
    Das hier musste sie sein.
    Er hielt inne, um die Seite zu überfliegen. Dort war die Zeichnung einer seltsam aussehenden Pflanze. Eigentlich eher eine Blume, mit ihrem Kranz aus dichten, nach oben wachsenden Blütenblättern, die sich gleich dem umgestülpten Rock einer Frau nach außen wölbten, sowie einem dicken, geraden Stängel. Amorphophallus pusillum lautete die verblasste Schrift darunter. Es folgte eine Liste weiterer Ingredienzien, oder zumindest hatte es den Anschein. Ja, das war die Seite, die er brauchte.
    Ganz behutsam, um die Wachsschicht nicht zu beschädigen und das Fehlen der Seite so unauffällig wie möglich zu machen, riss er sie heraus. Niemand würde bemerken, dass sie nicht mehr da war. Dann legte er das Buch zurück an seinen Platz.
    Sebastian verließ das Labor ebenso schnell, wie er es betreten hatte, bevor er sich auf den Rückweg durch die Katakomben machte. Der schwierigste Teil lag erst noch vor ihm, denn er musste in die Richtung zurückgehen, aus der er gekommen war, also in den Bereich, wo er am ehesten Gefahr lief, Wayren, Ilias oder - Gott bewahre! - Victoria zu begegnen.
    Einmal glaubte er schon, entdeckt zu werden, als er sich dann doch noch in allerletzter Sekunde um eine Ecke flüchten konnte. Was sich als großes Glück herausstellte, denn es war Victoria, die einem wütenden Wirbelsturm gleich - er konnte den Zorn, den sie verströmte, beinahe körperlich spüren - an ihm vorbeizischte. Zorn und noch etwas anderes.

    Doch sie bemerkte ihn nicht, und dann war sie auch sofort wieder verschwunden.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung glitt Sebastian aus der Dunkelheit, um ihr zu folgen. Denn sie war im Begriff, das Konsilium zu verlassen, und nachdem er nun hatte, was er wollte, würde er dasselbe tun.

    Als Victoria endlich an der frischen Luft auf der Straße über dem

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