Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
ein Gitter zu sein. Aber es ist wirklich winzig, Max.«
»Genau, wie ich gedacht habe. Du kannst jetzt runterkommen.«
Behutsam gab sie Max die Kerze zurück, bevor Sebastian ihr mit großem Eifer dabei half, von dem Fenster wieder nach unten zu gelangen, indem er sie an Körperstellen abstützte, die nicht das Geringste mit ihrer Balance zu tun hatten.
Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen und Sebastians forschende Finger abgeschüttelt hatte, stellte sie fest, dass Max neben der Mauer auf dem Boden kauerte.
»Max? Ist alles in Ordnung?«
»Geh aus dem Licht.«
»Was tust du da?«
Sie kniete sich neben ihn, wobei ihr nicht entging, dass Sebastian hinter ihr stehen blieb, vermutlich, um ein paar ihrer Körperregionen zu betrachten, die zu streicheln er erst kürzlich Gelegenheit gehabt hatte.
»Dieses Eisengitter befindet sich direkt vor der Magischen Tür«, erklärte Max. »Ich habe es heute Abend dort gesehen.« Er bewegte die Kerze über den Boden neben der Mauer. »Das bestätigt, was Ylito und ich schon vermutet hatten - dass nämlich diese Wand hier an Palombaras Labor grenzt.« Als er nun aufblickte, funkelte Spott in seinen Augen. »Im Gegensatz zu dir verfüge ich nämlich auch im Inneren von Gebäuden über einen exzellenten Orientierungssinn.«
»Was auch immer Sie da tun«, meldete sich nun Sebastian zu Wort, »ich schlage vor, dass Sie es schnell erledigen, denn ich schätze, dass unsere Gastgeber in Kürze zurückkommen werden. Ich würde es vorziehen, bei ihrer Rückkehr nicht mehr hier zu sein, falls es sich irgendwie vermeiden lässt. Leider
muss ich nämlich davon ausgehen, dass meine Verbindung zu Beauregard mir nicht mehr lange meine gute körperliche Verfassung garantiert. Genau genommen vermutlich nur noch, bis Akvan mir ein paar explizite Fragen über meinen Großvater gestellt hat; dann wird er sich wohl über meinen Kopf und seinen Inhalt hermachen.«
»In diesem Fall«, erwiderte Max mit zusammengebissenen Zähnen, »könnten Sie sich ja vielleicht dazu herablassen, uns zu helfen. Ich glaube nämlich, dass es eine Verbindung zwischen Labor und Verlies gibt.« Er musste gehört haben, wie Victoria nach Luft schnappte, denn er fügte hinzu: »Verschwendet eure Zeit nicht mit überflüssigen Fragen. Falls ich mich irre, dann ist es eben so; aber einen anderen Fluchtweg gibt es nicht. Allerdings …« Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort: »Offensichtlich irre ich mich nicht, denn hier ist er.«
Max rutschte auf den Knien ein Stück nach hinten. Trotz der Schmutz- und Blutflecken auf seinem Gesicht spiegelte seine Miene unverkennbar Befriedigung wider.
»Eine Tür?«, fragte Victoria zweifelnd.
»Ein Tropfen aus Gold. Geschmolzenes Gold. Hier unter der Wand, siehst du diesen Mauerstein?«
Victoria wartete nicht auf weitere Erklärungen oder Instruktionen. Gemeinsam mit Max machte sie sich an die Arbeit, indem sie mit den Fingern herumtastete, bis sie sie in die Ausbuchtung unter dem Stein schieben konnte.
Dann spürte sie plötzlich eine altvertraute, unheilvolle Kälte in ihrem Nacken. Victoria wandte den Kopf zur Seite und begegnete nur wenige Zentimeter entfernt Max’ Blick.
»Verdammt«, war alles, was er sagte.
»Sehr wahrscheinlich kommen sie wegen mir«, flüsterte sie.
»Oder um herauszufinden, ob Beauregards Enkel etwas weiß, das Akvan von Nutzen sein könnte«, erwiderte Max beinahe fröhlich. »Beziehungsweise uns allen.«
»Wir lassen es einfach so aussehen, als ob wir noch immer gefesselt wären. Dann können wir sie überrumpeln, sobald sie hereinkommen. Max, du musst so tun, als wärst du immer noch bewusstlos.«
»Danke für den Tipp.«
»Sebastian, falls du das schaffst, ohne dich ablenken zu lassen, dann binde mir die Handgelenke wieder zusammen. Schnell. Nein, warte.« Sie drehte sich um und schob die Hand unter ihr Kleid und zu ihrem Korsett, aus dem sie zuvor das Stilett befreit hatten, um rasch den an seiner anderen Seite verborgenen schmalen, aber dennoch tödlichen Pflock hervorzuziehen.
Sie steckte ihn in eine der kleinen Schlaufen an der Rückseite ihres Rockes (die Verbena speziell für einen Notfall wie diesen dort angebracht hatte), dann ließ sie sich von Sebastian die Handgelenke fesseln, allerdings locker genug, dass sie sich jederzeit selbst würde befreien können. Dann tat sie mit ungelenken Bewegungen das Gleiche bei ihm.
Max legte sich wieder an dieselbe Stelle wie zuvor, und Victoria kauerte sich neben seinen Füßen
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