Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
ihre Haare waren mit dem widerlichen Zeug vollgesogen, sodass es in stinkenden, tropfenden Strähnen auf ihre Schultern fiel. Das eigens angefertigte Kleid mit dem Schlitz würde verbrannt werden müssen, und bei dem Schuh, den sie nach dem Sturz in den Kanal noch angehabt hatte, war nicht mal mehr ein Anflug von R osa zu erkennen.
Nachdem Verbena ihrer Herrin beim Baden geholfen und endlich den ganzen Schlamm und Gestank aus ihrem vollen Haar gewaschen hatte, war es bereits nach Mitternacht. Sie trocknete die hüftlangen Locken so gut es ging mit einem Handtuch und steckte sie dann zu einem lockeren Knoten hoch, damit sie trocknen konnten, ohne dabei zu sehr zerzaust zu werden. Victoria zog kein Nachthemd an, sondern die lockere Hose und die Tunika, welche sie immer beim Training trug. Dann schlüpfte sie in weiche Halbschuhe. Sie hatte so ein Gefühl, als würde Sebastian mit Kritanu hierherkommen, nachdem sie die Pferde zurückgebracht hatten, und sie hielt es für besser, nicht in ihrem Schlafzimmer zu sein, falls und wenn sie kamen.
Victoria entließ ihre gähnende Zofe, damit diese sich zur R uhe begeben konnte, und ging selbst nach unten, um das kadhara -Messer wieder in den Schrank im kalari -Trainingsraum zu legen. Überrascht stellte sie fest, dass der Raum von einer Lampe erleuchtet wurde, die alles in einen goldenen Schimmer tauchte, und dachte im ersten Moment, dass Wayren in dem Zimmer war. Doch es war Max.
Er stand an einem der Schränke und legte anscheinend auch gerade eine Waffe an ihren Platz zurück. Zuerst hörte er ihr Kommen nicht, und sie stellte fest, dass er auch in saubere Kleidung gehüllt war, die ihrer ähnelte – Hose und Tunika aus ungefärbtem Stoff, mit nackten Füßen und offenem dunklen Haar, das feuchte Stellen hinten auf seinem Hemd hinterließ.
Plötzlich war Victoria ganz atemlos und merkte, wie sich ihr Magen mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit zusammenzog und wieder entspannte. Sie trat in den Raum und zog die Tür leise hinter sich zu.
Max drehte sich um. Sie sah, wie sein Blick hinter ihr nach weiteren Personen suchte. »Wo sind Vioget und Wayren?«
»Lässt du dich nur dann dazu herab, mit mir zu reden, wenn andere Personen dabei sind?«, entgegnete Victoria und kam näher. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben, obwohl immer noch dieser leere Ausdruck auf seinem Gesicht lag.
Aber alles andere an ihm … Plötzlich wurde ihr Mund ganz trocken, und ihr Herz hämmerte so stark, dass sie sicher war, man würde es hören. Die Ärmel seiner hüftlangen Tunika waren zur Hälfte hochgekrempelt und zeigten so viel von seiner gebräunten Haut, wie man in Gesellschaftskleidung nie zu Gesicht bekommen würde. Der V-förmige Ausschnitt enthüllte das gleiche dunkle Haar, das auch auf seinen Beinen und einzeln verstreut auf seinen schmalen, eleganten Füßen wuchs. Er trug immer noch den Lederstreifen mit dem silbernen Kreuz, das sie schon früher an seinem Knöchel bemerkt hatte, aber ansonsten war kein Schmuck zu sehen. Vielleicht bis auf eine vis bulla – ihrer vis bulla – unter dem Hemd. Sie bekam kaum noch Luft.
»Ich wollte gerade gehen.« Er bewegte sich in Richtung Tür, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Er würde sich an ihr vorbeidrängen müssen, wollte er den Raum verlassen.
»Ich will mit dir reden.«
»Ich habe dir nichts zu sagen.« Wut verdunkelte seinen Blick, und einen Moment lang jagte sein Gesichtsausdruck ihr fast Angst ein. Er war so kalt … sie hatte noch nie solch offenen Abscheu gesehen.
»Das ist gut, denn du brauchst nichts zu sagen. Ich will …«
Da ging er in die Luft. »Es ist mir völlig egal, was du willst, Victoria. Ich will nichts mit dir zu tun haben. Halte dich von mir fern, bis ich weg bin. Was gar nicht schnell genug sein kann.« Max stürmte mit einer derartigen Wucht an ihr vorbei, dass ein Luftzug entstand, der an einen Miniatur-Taifun erinnerte.
Aber auch Victoria war jetzt wütend. Sie holte aus, packte seinen muskulösen Arm und riss ihn zurück, ehe er den Türknauf berühren konnte.
Er riss sich von ihr los, und sie standen einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Seine Augen sprühten Funken, und seine Lippen bildeten vor Wut eine schmale Linie. »Lass es bleiben, Victoria. Du hast schon genug getan.«
Sie schloss die Finger um sein Handgelenk. Sie besaß genug Kraft, um ihn festzuhalten, und er wusste das. »Max, lass es mich erklären …«
»Es gibt
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