Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Sache das auch sein mochte – später befassen. Aber im Moment …
»Ich habe nicht vor, loszurennen, Max«, wiederholte sie mit etwas ruhigerer Stimme. »Das ist doch genau das, was die wollen, und so bin ich vor drei Monaten Beauregard in die Falle gegangen. Er bot mir auch etwas im Austausch an.«
»Dabei war sein Kupferarmband der Grund für deine Niederlage«, meinte er mit einem ironischen Unterton in der Stimme.
»Er wäre nicht in der Lage gewesen, mich mit dem Kupferarmband unter Druck zu setzen, wenn ich es nicht mitgebracht hätte. Ich verließ das Konsilium, ohne es zu merken; du würdest sagen, ich bin losgerannt …«, meinte sie. Verärgerung schwang in ihrer Stimme mit und Trauer, denn das Gespräch erinnerte sie daran, dass Zavier damals ums Leben gekommen war … und sie wahrscheinlich ihre Seele verloren hatte. Sie schauderte. »Was werden sie mit Kritanu und Sebastian machen?«
»Das ist doch wohl ziemlich klar: Sie werden sie sozusagen gegen Lösegeld festhalten. Ich bin mir nur über eine Sache nicht im Klaren: Wen wollen sie zu sich locken? Und«, fügte er hinzu, während er nach seinem Hemd griff, »ich benutze das Wort ›sie‹ nur deshalb, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Brodebaugh allein hinter dem Ganzen steckt. Oder dass er überhaupt freiwillig mitmacht.«
»Was das betrifft, sind wir einer Meinung.« Victoria stieg aus dem Bett, ohne sich dabei die Mühe zu machen sich zu bedecken. Sie konnte ein leicht selbstgefälliges Grinsen nicht unterdrücken, als er plötzlich die Zähne zusammenbiss und den Blick von ihr losreißen musste. Auch er war kein unerfreulicher Anblick, wie er so nur mit der noch offen stehenden Hose da stand, die an seinen Hüften hing. »Deine verschmähte Geliebte Sara muss hinter dem Ganzen stecken. Und George.«
Max hielt plötzlich mitten in der Bewegung inne und sah sie an. »Victoria, Sara und ich sind nie ein Liebespaar gewesen … im wahren Sinne des Wortes.« Er warf ihr ein Bündel mit Kleidung zu. »Dir ist kalt. Zieh die Sachen an.«
»Mir ist nicht kalt. Und in Bezug auf Sara – es ist dir wirklich gut gelungen, einen völlig anderen Eindruck zu erwecken«, erwiderte sie und fing das Hemd auf. Bedeuteten seine Worte nun, dass er Sara nicht geliebt hatte, oder dass er nie intim mit ihr geworden war? »Und jetzt spielt es auch keine R olle mehr.«
»Nein, das tut es nicht. Aber ich wusste, dass du es wissen wolltest. Und … du solltest es auch wissen.« Er nahm sich ein frisches Hemd, schüttelte es aus und wollte es gerade überstreifen, als er innehielt. »Victoria.«
Sie hatte angefangen, sein Hemd überzustreifen, um dann in ihr eigenes Zimmer zu gehen, wo sie sich anziehen wollte. Aber der Klang seiner Stimme ließ sie zögern. Seine Hand lag auf dem silbernen Kreuz, das an seiner Brust hing. »Das hier gehört dir.«
Ihre Finger berührten die vis bulla an ihrem Nabel, die ihm gehörte. Sie konnte die beiden allein durch die Berührung voneinander unterscheiden. »Und das hier ist deine.«
Ohne noch etwas zu sagen, drehte er sie kurz, zog daran und schon hielt er die zierliche vis bulla in der Hand. »Trag sie jetzt. Es könnte helfen.«
Ihr Blick flog zu ihm. Hatte Wayren ihm vom Zweikampf ihrer Seele erzählt? Oder war das nur seine Art, sich von jeder Bindung zu ihr und den Venatoren freizumachen? »Nur wenn du deine wieder trägst.« Sie schaute auf. »Lilith weiß von unserem … Tausch. Sie war nicht sonderlich erfreut darüber.«
Er presste die Lippen wieder zu einer schmalen Linie zusammen. »Soll ich dir helfen?«, fragte er, als er sah, wie sie etwas ungeschickt mit dem kleinen silbernen Bügel hantierte. Seine Bewegungen waren schnell und gewandt, und seine Finger fühlten sich warm auf ihrer Haut an. Aber seine Berührung war unpersönlich, und er verweilte nicht, als er das kleine Kreuz entfernte. Dann straffte er die Haut an ihrem Nabel und steckte ihr ihre eigene vis bulla an.
Es war eine seltsam intime Geste – seltsam, wenn man bedachte, was in der Nacht zwischen ihnen gewesen war. Bei Victoria kam die Erinnerung daran wieder hoch, und ihr Bauch zuckte auf diese närrische Art, wie immer, wenn sie überrascht war. Oder aus der Fassung gebracht. Doch dann ließ das Gefühl nach, und sie stellte fest, dass sie sich mit ihrer eigenen vis bulla irgendwie … reiner fühlte. In sich gefestigter, nur sie selbst.
Max entfernte sich ein Stück von ihr und hielt seine vis noch zögernd in der Hand. Dann steckte
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