Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
oder einen Hund streicheln, dann glitt sie auf seine Schulter und weiter nach unten, wo sie den Arm packte, der am Tisch festgebunden war. Sie schaute zu Victoria auf, und ihre braunen Augen funkelten vor Vergnügen. »Haben Sie ihn je schreien gehört?«
»Halt. Sie können mit dem Spiel aufhören. Ich bin hier. Was wollen Sie?« Victorias Mund war so trocken, dass sie die Worte kaum aussprechen konnte. Der Pflock steckte nutzlos in ihrer Tasche.
»Victoria, du Dummkopf!«, brüllte Sebastian plötzlich. »Du musst gehen.«
Die Klinge blitzte auf, als Sara sie hochriss. Sie sah Victoria immer noch an. »Was haben Sie mir anzubieten? Pronto! Ehe ich mit meiner Geduld am Ende bin.«
»Einen der Ringe von Jubai«, sagte Victoria schnell. »Lilith wird begeistert sein, wenn Sie ihn ihr zurückbringen. Sie wird Sie großzügig belohnen.«
Die Klinge schwankte. Ein Schweißtropfen lief über Sebastians Gesicht, trotzdem sah er sie finster an. Im Raum war es still. Wo war Max? Wenn er nicht bald für eine Störung sorgte …
»Ich weiß nicht, was das ist.« Aber Sara war interessiert, und Victoria war froh, dass sie ihre Aufmerksamkeit hatte. Halt die Klinge oben.
»Es gibt fünf davon. Sie sind aus Kupfer. Einer ist im Besitz der Venatoren, und ich kann ihn holen, um ihn gegen Kritanu und Sebastian – denen kein weiterer Schaden zugefügt wird – einzutauschen.«
»Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht anlügen?« Die Klinge zitterte, und Victoria hielt den Atem an.
»Fragen Sie sie.« Sie deutete auf die Vampire, die um Brodebaugh herumstanden, offensichtlich, um ihn zu bewachen. Nach seinem Ausbruch hatte George nichts mehr gesagt. Das Ganze war allein Saras Spiel.
Eine der Untoten, ironischerweise eine Frau, nickte, als Sara sie anschaute. »Beschreiben Sie den Ring«, sagte die Untote.
Schnell kam Victoria der Aufforderung nach, wobei ihr Blick die ganze Zeit an der Klinge hing.
»Wo ist dieser Ring?«, fragte Sara.
»Sebastian hat ihn geholt. Er weiß, wo er ist.« Warum dauerte das so lange?
Sara schaute sie voller Abscheu an. »Sie erwarten, dass ich ihn freilasse, damit Sie den Ring holen können?«
In dem Moment – endlich! – ertönte ein Knall aus dem anderen Zimmer und erschreckte die Anwesenden. Die beiden Fenster an der Wand zerbarsten, und Glasscherben flogen durch die Luft. Sonnenlicht strömte durch die zerrissenen Vorhänge. Und dann brach das Chaos aus. Neben ihr stürzte ein Vampir sich unter Schmerzen windend zu Boden. Die Haut löste sich in Streifen von seinem Körper, während er sich in den hereinströmenden Sonnenstrahlen krümmte.
Das Chaos war nicht mehr aufzuhalten – Sara kreischte in einem Mischmasch aus unterschiedlichen Sprachen, während sie ihr Messer schwang und scharfe Befehle brüllte. Zwei Vampire stürzten sich auf Victoria, während sie zu Sebastian raste und dabei den Pflock aus ihrer Tasche zerrte. Sie stieß dem einen den Holzstab in die Brust, verfehlte zwar das Herz, aber trotzdem wurde er langsamer, sodass sie zum Tisch springen konnte, als die Klinge aufblitzte.
Als Victoria Sara zu Boden stieß, spürte sie, wie das Messer in ihren Arm schnitt. Blut schoss aus der Wunde – ihr Blut, dessen Geruch ihr in die Nase stieg, sodass plötzlich alles in rotes Licht getaucht war. Die kleine Frau, die unter ihr lag, hatte Victorias Kraft nichts entgegenzusetzen. Ein einziger Stoß gegen die Brust genügte, damit sie das Messer fallen ließ und bewusstlos zu Boden sank.
Keuchend riss Victoria sich von der Frau los, die sie hasste, während sie hastig zwinkerte, um den roten Schleier zu vertreiben, ihn zu verdrängen, als plötzlich etwas Schweres, Lebendiges auf ihrem R ücken landete und sie zu Boden schleuderte.
Victoria reagierte sofort, rollte sich weg und packte den Vampir von hinten, um seinen Griff zu lösen, während er mit Zähnen und Klauen über sie herfiel. Der Geruch von ihrem Blut … Sebastians … Kritanus … war überall, beeinträchtigte ihre Sicht und lag sogar auf ihrer Zunge. Sie wurde zu einem Taifun, einem Mahlstrom aus Tritten und Schlägen, aus rasender Wut. Sie trat um sich, stach zu, kratzte und benutzte ihre Ellbogen, bis sie endlich frei war. Sie griff nach dem Messer, das Sara fallen gelassen hatte, und kam hoch.
Endlich war auch Max da. Er keuchte, und sein Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst. Den Blutspuren auf seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte auch er recht erfolgreich gekämpft. Während Victoria sich daran
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