Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Kreuz.
»Ich habe letzte Nacht nichts finden können«, erklärte er abrupt. »Ich frage mich, ob du mir die richtige Adresse gegeben hast.«
»Natürlich habe ich das.«
»Es gab keinerlei Anzeichen von irgendwelchen Schäden, und es hatte auch keiner etwas Ungewöhnliches gehört.«
»Dann ist es dir also egal, dass sie mich hängen wollten?«, fragte Victoria, der es plötzlich in den Fingern kribbelte, selbst ein Schwert in die Hand zu nehmen. Sie wollte Max damit einheizen und sie wusste, dass sie über die Kraft und die Geschwindigkeit dafür verfügte. Und auch an Geschick mangelte es ihr nicht.
Er musste wohl gemerkt haben, was in ihr vorging, denn er sah zu Kritanu hin. »Würde es dir etwas ausmachen, Victoria die Klinge zu geben? Ich glaube, sie würde mich gern durchbohren.« Sein Lächeln war nur ein kurzes Aufblitzen seiner Zähne.
Kritanu überließ Victoria seine Waffe und trat zurück, als sich ihre Finger um das Heft schlossen. Sie war an die kürzeren kadhara -Klingen gewöhnt oder auch an den langen, schlanken Degen. Aber das hier war eine Klinge, die man viel ernster nehmen musste. Sie war schwerer und war ganz anders zu führen.
»Vielleicht solltest du Schutzkleidung anlegen«, nahm sie die Unterhaltung wieder auf und ließ die Klinge probeweise von der Schulter bis zum Boden durch die Luft zischen. Sie korrigierte die Haltung ihres Handgelenks und spürte, wie die Waffe jetzt besser in ihrer Hand lag.
Max stieß ein Schnauben aus. Er trat einen Schritt zurück und nahm die korrekte Fechthaltung ein, während er seine Klinge mit einem Zischen schwang. »Ich freue mich darauf, ungehindert zu kämpfen – denn bei einem Kampf mit dir muss ich mich nicht zurückhalten.« Er glitt geschmeidig zur Seite, als sie wieder ausholte und die Metallklingen aufeinander krachten. »Und … um deine Frage zu beantworten … es ist nicht egal, dass sie dich hängen wollten.«
Durch den Saum ihres Kleides konnte sie zwar keine großen Schritte machen, aber er war weit genug, um sich auf Max stürzen zu können. Leichtfüßig glitt er zur Seite, wobei seine Füße den Boden verließen und einen flachen Bogen in der Luft beschrieben, was sie voller Verdruss beobachtete. Max landete wieder auf dem Boden, und sie sah, dass er grinste.
Max’ Grinsen war ein Anblick, der sie bis aufs Blut reizte.
Victoria setzte zum Angriff an und drängte ihn mehrere Schritte zurück. »Ach ja?«
»Ja«, erwiderte er und überraschte sie damit, dass er nun die Führung übernahm und den verlorenen Boden wiedergutmachte. Die Klingen rutschten aneinander ab, dann machte er einen akkuraten Schritt zur Seite. »Aber du darfst eines nicht vergessen, Victoria – du bist dazu verpflichtet, die Sterblichen vor den Untoten zu schützen. Du kannst nicht einfach weggehen, nur weil einer von ihnen dich geärgert hat.«
»Mich geärgert hat?« Sie erwiderte seine Parade mit mehr Wucht, als sie beabsichtigt hatte, und er machte einen Satz nach hinten. »Er hätte mich auf offener Straße erschossen … oder in Newgate hängen lassen.«
»Ja, wirklich ein unangenehmer Vorfall. Ich werfe dir nicht vor, dass du deine Haut retten wolltest. Aber … die Art und Weise, in der du es getan hast.« Er stieß zu, und sie spürte einen Windhauch neben ihrem Gesicht. »Venatoren verfügen über Kräfte, die weit über die Fähigkeiten von Menschen hinausgehen. Wenn wir – wenn du – anfängst, diese Fähigkeiten einzusetzen, um über Sterbliche zu richten, dann ist das falsch. Es ist ein Missbrauch der dir verliehenen Macht.«
»Ich habe meine Macht nie missbraucht«, erwiderte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht stimmte. »Und ich würde es auch nie tun.«
Max macht einen Ausfallschritt nach vorn. »Aber du hast es getan. Letzte Nacht.«
»Und was ist mit den Situationen, in denen du dich dumm verhalten hast?«, gab sie zurück, während sie ihre Klinge mit aller Macht durch die Luft sausen ließ, sodass er zurückspringen musste. Sein Grinsen blitzte wieder auf, als freute es ihn, dass sie ihn überrumpelt hatte, und dann rückte er wieder vor.
»Von welchen Situationen sprichst du?«, fragte er, trat zur Seite und riss seine Klinge hoch. Sie parierte seinen Angriff, und das Klirren der aufeinanderprallenden Klingen hallte durch den Raum.
»Max, Lilith ist hier in London. Ich wette, sie würde dich nur zu gern wieder in die Finger bekommen.«
Sie sah, wie er die Lippen zusammenpresste. Der Anflug von Erheiterung, der eben noch
Weitere Kostenlose Bücher