Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
nicht.
Aber sie würde es herausfinden, denn sie war davon überzeugt, dass es etwas mit Wayrens Verschwinden zu tun hatte. Und die Rettung Wayrens hatte oberste Priorität, denn sie war die weise Ratgeberin der Venatoren. Es gab Venatoren, die Brim, Sebastian und sogar Victoria, Illa Gardella, ersetzen konnten ... doch es gab nur eine Wayren.
Der Steinboden brannte unter ihren Fingern, aber es war ein ganz seltsames Gefühl. Eisige Hitze versengte ihr die Finger und kroch ihr durch die Hose in die Knie. Brennende Hitze, die ihr Fleisch sofort vor Kälte erstarren ließ.
Trotz des Schmerzes bewegte sie sich weiter auf die Flammen zu, als leise Rufe an ihr Ohr drangen. Es hatte keinen Sinn, ihnen zu antworten; sie würden sie ohnehin nicht hören.
Und davon abgesehen war der sich windende, tosende Nebel zwar laut und bösartig, hatte aber nicht angegriffen und schien sie auch nicht verletzen zu können. Sie kroch weiter.
Endlich hatte sie das lodernde Feuer erreicht, und sie konnte sehen, dass es einen Ring bildete.
Und im Innern des Ringes lag ein bleicher, lebloser Körper.
Wayren.
Das lange blonde Haar war über ihren Körper und den Boden ausgebreitet, und ihr Gesicht war Victoria zugewandt. Ihre Augen waren geschlossen, und sie bewegte sich nicht.
Auf den Knien hockend richtete Victoria sich auf und schaute hinter sich. Bis auf ein paar kaum erkennbare Schatten, die sich im wirbelnden Dunst bewegten, konnte sie nichts sehen. Das lodernde Feuer schlug bis zur Decke, und als sie nach oben schaute, sah sie weitere Umrisse, die zwischen den Spitzen der Flammen wie große Fledermäuse oder Vögel umherflitzten. Die Umrisse hatten keine bestimmte Form, waren jedoch kompakter als der rauchige Nebel, der sie immer noch umhüllte.
Die Flammen schlugen zu hoch, als dass sie hätte versuchen können, über sie hinwegzuspringen oder sich von der Decke aus herunterzulassen, auch wenn sie in der Lage gewesen wäre, zwischen diesen widerlichen schwarzen Schatten hoch genug zu kommen. Der einzige Weg zu Wayren führte durch die Flammen.
Victoria kam ganz hoch und zog ihr Schwert. Der Wind peitschte weiter auf sie ein und zog ihr die Haare aus dem Zopf, sodass ihr lange Locken um Gesicht, Schultern und Oberkörper flogen. Einzelne Strähnen schnellten in die blauen Flammen, fingen Feuer und sprühten Funken. Victoria taumelte zurück, während sie mühsam versuchte, die losen Haare in ihr Hemd zu stopfen. Brennende Haare waren das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.
Nachdem sie ihre Locken, so gut es bei dem heftigen Sturm eben ging, unter Kontrolle gebracht hatte, rückte sie mit schwingendem Schwert wieder vor und ließ es durch die Feuersbrunst schnellen, um zu sehen, ob das Metall überhaupt durchkam. Als es hindurchsauste und die Flammen durchschnitt, hielt plötzlich irgendetwas die Klinge auf, und das Schwert vibrierte in ihrer Hand.
Das Zittern war so stark, dass sie es über die Arme bis in die Schultern und in den Oberkörper spürte. Sie holte erneut aus, und wieder wurde das Schwert in Schwingungen versetzt, denen diesmal jedoch ein heißes Knistern folgte, das durch ihren Körper jagte.
Victoria taumelte zurück und starrte schwer atmend in die Flammen, während sie sich kurz fragte, ob Max und Sebastian ihr in den Raum gefolgt waren oder etwas sie aufgehalten hatte.
Ihr Blick richtete sich wieder auf Wayren. Die Frau hatte sich immer noch nicht bewegt, doch Victoria ging trotzdem nicht davon aus, dass sie tot war. Warum sollte man sie noch in diesem Feuerkreis gefangen halten, wenn man sie bereits getötet hatte? Sie musste einfach noch am Leben und zu retten sein.
Aber wie? Wie?
Verzweifelt und enttäuscht schlug Victoria wieder mit der Klinge zu und stellte fest, dass es dieses Mal noch schwerer war, das Schwert durch die Flammen zu fuhren. Der Wind riss sie fast um, heulte in ihren Ohren und übertönte alles, sogar das Knacken des Feuers. Das Haar hatte sich wieder aus ihrem Kragen gelöst und flog ihr um den Kopf.
Durch ihren Kampf gegen die Flammen gewann die Feuersbrunst an Kraft. Sie musste sich entscheiden. Sie musste zu Wayren, auch wenn dies bedeutete, durchs Feuer zu gehen.
Und dann erinnerte sie sich an die tiefe Tasche in ihrer Hose, in der sie eine Flasche mit Weihwasser mit sich führte. Immer noch am Boden kauernd, holte sie sie aus der Tasche, zog den Korken heraus und spritzte ein bisschen von dem Wasser in die Flammen.
Das Feuer zischte und wich zurück, nahm eine
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