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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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unzüchtige Bemerkung zu machen... oder einen schamlosen Vorschlag.«
    Das Schmollen kehrte auf sein Gesicht zurück, und sie musste sich auf die Unterlippe beißen, damit sie nicht anfing zu grinsen. Er sah aus, als hätte man ihm gerade sein Lieblingsspielzeug weggenommen.
    Die Adresse, die er angegeben hatte, führte sie in eine Gegend, die Victoria noch recht gut aus ihrer Anfangszeit als Venator kannte. Es handelte sich um das dreckige, heruntergekommene und gefährliche Viertel St. Giles, wo Sebastian den Silberkelch besessen hatte, ein von ihm selbst geführtes Etablissement, das sowohl von Sterblichen als auch von Untoten frequentiert worden war. Seit der Zeit kurz nach Phillips Tod war sie nicht mehr in St. Giles gewesen. Damals hatte sie sich noch einmal die Überreste des Silberkelchs angeschaut, der zerstört worden war, als die Vampire Sebastian und Max verfolgt hatten.
    Am Tage sahen die Straßen genauso aus wie bei Nacht: voller Menschen, dunkel, eng und angefüllt mit Abfall und Unrat. Bettler, Diebe und Huren bevölkerten die Straßen, die nicht für ihre ehrlichen Geschäftsleute oder tüchtigen Handwerker bekannt waren.
    George warf Victoria einen durchdringenden Blick zu, als wollte er herausfinden, wie sie auf diese gefährliche Gegend reagierte, aber sie hatte keinen Grund zur Angst. Durch ihre Kraft und Gewandtheit war sie gegen Sterbliche genauso gut gewappnet wie gegen Untote.
    Als sie aus der Kutsche stiegen, wich er ihr kaum von der Seite, und Victoria musste ihn energisch anstoßen, damit er sich überhaupt vorwärtsbewegte. Widerwillig führte er sie durch eine Gasse, die so schmal war, dass kaum ein Sonnenstrahl bis zum Boden reichte. Endlich hatte Victoria genug von seinem zögerlichen Verhalten, und obwohl ihr Saum, der eigentlich nur bis zu ihren Schuhspitzen reichte, durch den Dreck schleifte, packte sie seinen Arm und stieß ihn vorwärts.
    »Hier«, sagte er schließlich, als sie bei einer schäbigen Tür am Ende der Sackgasse ankamen. Die niedrige Tür, die mit Schmutz und Schimmel überzogen war, sah noch weniger einladend aus als damals der Eingang zum Silberkelch.
    Allerdings war Sebastians Etablissement, im Gegensatz zu dieser Spelunke hier, von ihm sauber und ordentlich geführt worden.
    Sie verspürte weder ein Kältegefühl im Nacken, noch nahm ihre Nase neben dem herrschenden bestialischen Gestank dämonische Ausdünstungen wahr. Sie spürte nichts, vor dem sie hätte Angst haben müssen, keine Falle, nichts Außergewöhnliches.
    Victoria machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Sie trat gegen die Tür, welche sofort zu Bruch ging. Das hätte sogar George geschafft. Doch dann warf sie einen Blick in sein rundliches Gesicht und auf die pummeligen Finger, die in Handschuhen steckten. Unter Umständen doch nur vielleicht.
    Wieder zauderte er, doch sie packte seinen Arm und zog ihn hinter sich her, als sie in geduckter Haltung durch den niedrigen Eingang schlüpfte. Drinnen sah es genauso erbärmlich aus, wie man nach dem äußeren Anschein schon hatte vermuten können. Zerbrochene Kisten und wenige Möbelstücke, die kaum diesen Namen verdienten. Der Raum war dunkel, unangenehm feucht... und leer.
    Ehe Victoria sich an George wenden konnte, um eine Erklärung von ihm zu verlangen, entwand er sich ihrem Griff und ging in die Mitte des Raumes. Während er sich um sich selbst drehte und alles voller Bestürzung musterte, sagte er: »Sie sind weg!«
     

Kapitel 8
In dem ein rosafarbenes Nichts der Fantasie kaum noch etwas zu tun übrig lässt
     
    Es ist schlimmer, als wir gedacht haben, nicht wahr?«, meinte Victoria, sobald sie Wayrens Gesichtsausdruck sah. Kaum hatte sie ihr Stadthaus betreten, war sie zu ihr gerufen worden.
    Es war bereits später Nachmittag des folgenden Tages, an dem sie Wayren auf dem Friedhof gerettet hatten.
    So viele Dinge waren passiert, seit Victoria das Haus in ihrem roten Kleid verlassen hatte, um zu einer abendlichen Tanzveranstaltung zu gehen... und all das lag weniger als vierundzwanzig Stunden zurück.
    Die Altere der beiden nickte und lud Victoria ein, sich zu ihr zu setzen. »Dass die Dämonen nicht nur die Macht, sondern auch die Frechheit besaßen, mich anzugreifen... Der Gedanke lässt mir seit gestern keine Ruhe.«
    Victoria setzte sich hin und musterte dabei Wayrens angespannte Miene. Ihre Aura der Gelassenheit hatte an Kraft verloren, doch in ihren Augen funkelte Entschlossenheit. Mit welcher teuflischen Bedrohung sie es auch zu tun

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