Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
ergänzte Victoria.
»Also finden wir am besten heraus, wie man die Kugel aus dem Teich bei Fagaras herausholt«, meinte Max.
Victoria stand auf. »Ich war heute bei George Starcasset, und laut seiner Aussage sind alle Vampire aus England geflüchtet — sogar diejenigen, die Lilith nicht lieben und zurückgeblieben sind, als sie ging. Sie haben vor irgendetwas Angst, und ich frage mich, ob das etwas mit dem Zustrom von Dämonen zu tun hat.«
»Vielleicht solltest du ihn das fragen«, meinte Max ruhig. »George ist bestimmt ein wahrer Quell an Informationen und könnte uns vielleicht etwas erzählen, das nicht einmal Wayren weiß.«
Victoria sah ihn an, aber die Wut, die schon in ihr hatte aufsteigen wollen, schwand wieder. Max mochte vielleicht arrogant und sarkastisch sein, aber normalerweise war er nicht bockig. »Vielleicht sollte ich das«, meinte sie deshalb nur, ehe sie wie eine Königin das Zimmer verließ.
»Der Teich bei Muntii Fagaras?«, wiederholte Sebastian. Er sah Victoria an, und seine schönen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Es wäre wohl zu viel der Hoffnung gewesen, dass du nicht nur zu mir kommst, um Informationen zu erhalten.«
Beinahe wäre sie bei seinen Worten einen Schritt zurückgewichen, unterdrückte den Impuls aber gleich. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich dich nur aufsuche, um Informationen zu bekommen.« In der Tat hatte sie Wayren und Max im Stadthaus zurückgelassen, um auf direktem Wege zu Sebastian zu gehen.
»Zu meiner großen Bestürzung«, stimmte er ihr zu. »Komm herein.« Mit einer Handbewegung bat er sie in den kleinen, schlicht eingerichteten Raum, den er bewohnte, während er sich in London aufhielt.
Er sah müde aus, fast genauso müde wie Max. Obwohl sein Hemd gebügelt und das Haar gekämmt war, wirkte Sebastian irgendwie zerzaust. Er trug kein Halstuch und auch kein Jackett, und seine Stiefel, die zwar sauber waren, glänzten nicht so perfekt, wie sie es normalerweise taten.
»Ja, ich weiß von dem Teich. Und es ist kein Geheimnis, zumindest nicht unter den Untoten, wie man den Bann bricht. Beauregard erzählte mir einst, dass Lilith ihn geschaffen habe«, sagte Sebastian, während er ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung bedeutete, sich zu setzen. »Und er liegt verborgen, nicht weit entfernt von den Bergen, in denen sie sich versteckt.«
Es gab nur zwei Sitzgelegenheiten - einen Stuhl und das Bett. Als Victoria sich für den Stuhl entschied, erschien wieder ein schiefes Lächeln auf Sebastians Lippen. »Natürlich«, meinte er. »Narr, der ich bin.«
»Erzählst du mir etwas über diesen Teich?«, fragte sie nach einer Weile.
Es stand außer Frage, Sebastian bedeutete ihr viel. Er hatte viel für sie getan, hatte ihr Lust und Ablenkung im Verlaufe der letzten schwierigen Jahre geboten. Es war seine ganz eigene Fähigkeit, sie zu necken, zu verspotten und sie in Wut zu versetzen ... immer schien er zu wissen, was sie gerade brauchte, damit sie wieder einen klaren Kopf bekam. Die Nervosität, die Anspannung oder die Angst zu lindern, mit der sie gerade zu kämpfen hatte.
Warum konnte sie ihn nicht lieben?
»Das mache ich«, sagte er. Seine Stimme war ganz nah, und als sie aufschaute, stellte sie fest, dass er vor ihrem Stuhl stand. Sie hatte ihre Frage vergessen, und einen Moment lang spielte das keine Rolle.
Etwas machte in dem darauffolgenden Schweigen Klick, und zwar so real, dass es fast hörbar war. Sebastian griff nach ihren Armen und zog sie hoch, sodass sie errötend vor ihm stand. Sie hinderte ihn nicht daran.
»Du hast doch nicht wirklich geglaubt«, meinte er, während er ihre Hände festhielt, »dass du einfach zu mir kommen kannst, ohne dass das Folgen hat.«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Zwischen ihnen breitete sich Wärme aus, und Victoria entzog ihm eine ihrer Hände. Nur eine. Die andere... er legte seine Finger fester um sie, sodass sie spürte, wie sich sein Daumen in ihre Haut bohrte. Sie würde wahrscheinlich einen blauen Fleck bekommen.
»Ich habe dir bereits gesagt«, erklärte er, während er sich über ihre Wange beugte, »dass ich nicht die Absicht habe, mich in dieser Sache wie ein Gentleman zu verhalten.« Jetzt schwang ein Anflug von Zorn in seiner Stimme mit.
»Ich bin hergekommen, weil ich Informationen brauche«, sagte sie. Sogar in ihren eigenen Ohren klang sie atemlos.
»Du bist nicht nur deshalb hergekommen, Victoria.« Er stand immer noch so dicht vor ihr, dass sein warmer Atem ihre Schläfe
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