Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Kutsche vielleicht für etwas anderes benutzen.«
Victoria warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er sah immer noch aus dem Fenster. An seinem Profil konnte sie nicht erkennen, ob da ein Anflug von Erheiterung... oder Wärme in seinen Augen war.
Es war jedoch eindeutig Wärme, die ihre Wangen erröten ließ.
»Für was denn?«, fragte sie.
Er lehnte sich in den blauvioletten Polstern zurück und legte entspannt einen Arm darauf. Endlich drehte er sich um und schaute sie an. Ein gefährliches Funkeln lag in seinen dunklen Augen, doch er erwiderte nur: »Einen Besuch in der Fleet Street? Brauchst du nicht irgendwelche Kinkerlitzchen oder Firlefanz für deine Reise nach Rom?«
»Du meine Güte, Max, willst du damit etwa sagen, dass du mit mir einkaufen gehen möchtest?« Schüchtern senkte sie den Blick. »Wie unerwartet zuvorkommend von dir.«
Das Schnauben, das Max ihr zur Antwort gab, klang verdächtig nach »Wie verrückt«, aber seine wundervollen Lippen pressten sich aufeinander, als versuchte er, ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich bin ständig zum Einkaufen mitgekommen, als ich Sara den Hof machte.«
»Oh ja, das sieht dir ähnlich.« Jetzt konnte Victoria ihr Lächeln nicht mehr zurückhalten. Dass Max damals so getan hatte, als würde er Sara Regalado den Hof machen, störte sie längst nicht mehr, und sie konnte sich sogar über die Vorstellung amüsieren, wie er der modebewussten italienischen jungen Dame von Laden zu Laden gefolgt war. Im Rahmen der Pflichterfüllung würde Max alles tun.
Alles.
Victoria wurde wieder ernst. »Max, du musst nicht wieder eine vis bulla haben. Das spielt für mich keine Rolle.«
Auch aus seinem Gesicht wich die Erheiterung. Es war jetzt genauso ernst wie ihres. »Für mich aber.«
»Ich will nicht, dass dir irgendetwas passiert«, erklärte sie, ehe sie die Worte zurückhalten konnte. Verdammt. Sie hörte sich wie eine schwache Frau an! Sie, Illa Gardella. War es das, was die Liebe aus einem machte?
Max stieß ein freudloses Lachen aus. »Mir geht es ebenso, Victoria. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass mir etwas passiert, wenn ich keine vis habe, ist viel größer.«
Er hatte natürlich Recht. Max würde nicht aufhören, gegen Vampire zu kämpfen, nur weil er keine vis bulla trug. Und obwohl er keine Venatorenkräfte besaß, gelüstete es Lilith trotzdem nach ihm. Es war keine drei Wochen her, dass Max von ihr gefangen genommen worden war und Victoria und die anderen Venatoren ihm geholfen hatten, sich zu befreien.
»Und dir soll auch nichts passieren«, fügte er hinzu. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihr, und sie spürte, wie Wärme in ihr aufstieg... und Furcht.
Dieses Gefühl, diese kribbelnde, funkensprühende Verbindung, die zwischen ihnen bestand, flößte ihr Angst ein - es war eine starke, doch unsichere Verbindung.
Und die Zukunft machte ihr auch Angst, denn eine Zukunft ohne Max konnte sie sich nicht vorstellen.
»Max«, fing sie an, aber er unterbrach sie.
»Was du einfach nicht zu verstehen scheinst«, meinte er mit leiser, kühler Stimme, »ist, dass ich jetzt keine andere Wahl mehr habe. Ich werde diese Prüfung über mich ergehen lassen und sie bewältigen.«
»Willst du damit sagen, dass ich dich dazu getrieben habe?«
»Natürlich nicht.« Er presste die Lippen aufeinander.
»Warum hast du dich schließlich doch entschieden, die Nacht zu bleiben?«, fragte sie kühn.
»Erst wollte ich nicht... aber, nun ja, ich wollte dich auch nicht teilen. Mit niemandem.«
Wie sie es sich schon gedacht hatte. »Du dachtest tatsächlich, ich würde erst in Sebastians Bett steigen und dann zu dir kommen?« Victoria wusste nicht, ob sie wütend oder beleidigt sein sollte. Deshalb behielt sie einen gelassenen Tonfall bei.
Max' Augen wurden schwarz und ausdruckslos. »Du vergisst, dass ich dich im Laufe der letzten zwei Jahre mit verschiedenen Galanen gesehen habe. Du schienst dich nie lange mit einem abzugeben.«
Victoria hätte ihn in rechtschaffener Wut anfahren und mit Worten aufspießen können, aber sie spürte, dass da unterschwellig etwas war, das er nicht aussprach. Etwas, das er sehr gut verbarg. Deshalb entschied sie sich dafür, völlig ehrlich zu sein. »Das habe ich auch nicht. Bis jetzt.«
Die Streitlust in seinen Augen verschwand, und sein Mund entspannte sich. Aber er sagte nichts.
»Max«, sagte sie, selbst nicht sicher, was an Worten aus ihrem Mund kommen würde... doch dann stockte ihr der Atem. Weil er sie wieder so
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