Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
eher den Verdacht, dass ihr Geständnis, seit Monaten nicht mehr mit Sebastian zusammen gewesen zu sein, den Ausschlag gegeben hatte.
Ich habe kein Interesse an dem, was Vioget übrig gelassen hat. Oder ist es dir egal, wer der Vater deines Kindes ist?
Das musste es gewesen sein. Er hatte schon früher Bemerkungen über ihre vielen Liebhaber gemacht, und er hatte wohl angenommen, dass sie mit ihnen beiden herumtändeln wollte. Sie hoffte, dass sie mit ihrem Geständnis letzte Nacht alles richtiggestellt hatte.
Als Max ins Zimmer zurückkam, blieb er einen Moment lang auf der Türschwelle stehen, um die Schnüre an seiner Hose festzuziehen. Victoria musste schlucken. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. Ihre Absicht, mit ihm über seine Entscheidung, nun doch zu bleiben, zu sprechen, war vergessen. Diese sehnigen Muskeln, die breiten Schultern, das dunkle Haar, das seine braune Haut bedeckte...
»Hast du gestern irgendetwas von Vioget erfahren?«, fragte er ohne Vorrede.
Victoria musterte ihn mit scharfem Blick, konnte aber nichts außer ganz normalem Interesse in seiner Miene erkennen. Aha. Wieder zum Thema zurück. »Er sagt, wir brauchen alle Ringe von Jubai«, antwortete sie und spürte seinen Blick, als sie einen dünnen Morgenmantel überstreifte. »Er hat mir auch erzählt, dass Lilith den Teich bei Muntii Fagaras mit einem Bann belegt hat, sodass keiner an das Wasser herankommt.«
»Und was ist mit den Ringen? Sollen wir mit Lilith verhandeln, um an die Kugel zu kommen?«
Victoria schüttelte den Kopf. »Lilith hat diese fünf Kupferringe anfertigen lassen und ihren stärksten Wächtervampiren gegeben. Sebastian sagt, wenn man alle fünf an eine Hand steckt, kann man mit dieser Hand in den Teich greifen, ohne dass einem etwas passiert.«
Max' Miene war, während sie sprach, immer ernster geworden. Er nickte. »Was Vioget sagt, stimmt in der Regel. So nützen uns die Jahre, die er mit Beauregard verbracht hat, jetzt zumindest etwas.«
»Wir haben zwei der Ringe von Jubai«, meinte Victoria mehr zu sich selbst denn zu Max. »Einen hat Sebastian letzten Monat aus Liliths unterirdischer Höhle geholt.«
»Ich erinnere mich«, merkte er trocken an. Das sollte er auch, denn Victoria und Sebastian hatten Max mit dem Ring freikaufen wollen, wenn sie keine andere Möglichkeit gefunden hätten, ihn aus Liliths Klauen zu befreien. »Der andere befindet sich im Konsilium.«
»Sebastian hat mir gesagt, dass ein dritter irgendwo in Prag sei.«
»Prag? Da bin ich seit Jahren nicht gewesen«, stellte Max fest. »Weiß Vioget, wo er genau ist?«
»Er behauptet, er könnte ihn finden. Er hat sich schon bereit erklärt, mich... und dich zu begleiten, wenn du willst.«
Max richtete sich auf und schaute aus dem Fenster. Sein dunkles Haar fiel ihm voll und zerzaust bis zu den Schultern, rahmte sein Gesicht ein und streifte seitlich seinen Hals, sodass sie es am liebsten berührt hätte.
Aber dafür besaß sie noch nicht genug Selbstvertrauen. Es war gut möglich, dass Max zurückwich, ohne es ihr zu erlauben.
»Ich muss einen Vampir finden«, sagte er, während er weiter aus dem Fenster schaute. Sein Kiefer wirkte angespannt, und das Sonnenlicht hob seine hohen Wangenknochen hervor.
Victoria zog die Augenbrauen zusammen, doch ehe sie antworten konnte, ließ ein Klopfen an der Tür sie zusammenzucken. Sie drehte sich um und rief: »Ja?«
Ein orangefarbener Schopf schob sich schüchtern um das Türblatt, und gleich darauf erschienen auch Verbenas kecke Nasenspitze und die sandfarbenen Wimpern. »Hätten Sie gern etwas zum Frühstück? Äh... ich dachte, Sie wären vielleicht hungrig. Es ist bald Mittag.«
Victoria unterdrückte ein Lächeln, als Verbena Max, der in seinem zerzausten, hemdlosen Zustand und mit dem finsteren Gesichtsausdruck ziemlich furchteinflößend wirkte, einen bösen Blick zuwarf.
»Ja, in der Tat«, gab sie ihrer Zofe Recht.
Aber sie hatte Max' Bemerkung noch nicht vergessen... die sich fast so angehört hatte, als hätte er sie sich abringen müssen.
Sobald Verbena den Raum verlassen hatte — nachdem sie ein mit Speisen vollbeladenes Tablett auf der Frisierkommode abgestellt hatte -, sah Victoria Max nur mit hochgezogener Augenbraue fragend an. Und wartete.
»Für die Prüfung«, sagte er schließlich. »Alle Vampire haben London verlassen, aber ich brauche einen, wenn ich die Prüfung noch einmal absolvieren will.«
Plötzlich stürmten ganz viele Empfindungen auf Victoria ein. Daher
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