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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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darunter auch jedes Mal ein Exemplar der Hank-Lester-Reihe. Doch heute lag da ein anderes Heft: 'Dakota Bill, der Dschungelpathologe'.
    Das Cover zeigte einen blöd grinsenden Kerl mit nacktem Oberkörper. Seine frisch geföhnte Frisur saß perfekt, in seinem Arm hielt er eine Blondine, die ihn aus schmachtenden Augen ansah. Ihr Kleid hatte einen tiefen Ausschnitt, aus denen wahre Granatenbrüste schossen. Dakota Bill blickte seiner Blondine tatsächlich in die Augen und nicht auf ihre Brust, was auf mich völlig unrealistisch wirkte.
    Der Kioskbesitzer hatte das Geld genommen und es in seine alte Registrierkasse gegeben. Ich starrte immer noch auf Dakota Bill und die Brüste seiner Blondine.
    "Wollen Sie noch etwas?"
    Die mürrische Stimme des Kioskbesitzers schreckte mich auf. Ich nahm das Heft in die Hand. "Das ist neu?", fragte ich.
    "Oh ja", antwortete der Kioskbesitzer.
    "Und das andere Heft, das sonst immer hier lag?"
    Obwohl ich schon seit Jahren hier Stammkunde war, hatte ich nie erwähnt, dass ich der Autor der Hank-Lester-Reihe war. Wer hinter dem Pseudonym Peter von Hellsinki steckte, das sollte ein Geheimnis bleiben.
    Der Kioskbesitzer griff in ein Fach unter seinen Tresen und zog die aktuelle Folge der Hank-Lester- Reihe hervor. Er warf sie auf die Ladentheke.
    "Ich hab hier ein bisschen umstrukturiert. Hab das Ganze nach Prinzipien der Wahrnehmungspsychologie und der ökonomischen Effizienz geordnet. Um das Ganze etwas kundenfreundlicher zu gestalten."
    Ich blickte ihn stumm an. Was redete der Kerl da? Den Laden kundenfreundlicher gestalten? Um das zu erreichen, hätte es schon gereicht, öfters zu lüften.
    „Was heißt ökonomische Effizienz?“ fragte ich schließlich.
    "Ich hab festgestellt, dass manche Produkte nicht gefragt sind. Das zum Beispiel.“
    Er zeigte auf das Hank-Lester-Heft. „Ist auch ein furchtbares Machwerk."
    Ich blickte auf das Heftcover. Lester hielt eine ihn anschmachtende Blondine in den Armen. Ihr Kleid war etwas verrutscht und aus ihrem Ausschnitt schossen wahre Granatenbrüste.
    "Ich hab davon schon was gelesen", sagte ich. "Ich find es nicht schlecht. Ein Freund von mir ist ein richtiger Fan."
    Der Kioskbesitzer lachte hämisch. "Ihr Freund hat keine großen Ansprüche."
    Ich hielt das Dakota Bill Heft immer noch in der Hand. Langsam legte ich es zurück auf den Tresen. Dakota Bill grinste mich an. „Der Dschungelpathologe im Rachen der Urwaldbestie.“ Schon der Titel brachte mich zum Würgen. Überhaupt war das ganze Konzept einer solchen Reihe bescheuert. Was hatte ein Pathologe im Dschungel zu suchen? Und warum hatte er nicht einen weißen Kittel an wie andere Pathologen auch?
    "Das ist ne starke Geschichte“, sagte der Kioskbesitzer und deutete auf das Dakota-Bill-Heft. „Nicht so unrealistisch wie Hank Lester. Nicht so ne Figur, die ihn nicht hochkriegt, wenn es darauf ankommt.“
    Er hatte also auch die letzte Hank-Lester-Geschichte gelesen.
    "Vielleicht hatte der Autor ja die Idee, dass der Held durch diese kleine Schwäche viel mehr Tiefe und Komplexität erhält, als man dies von normalen Heftroman-Helden gewöhnt ist“, sagte ich. „Ein komplexer, moderner Held mit Shakespearscher Tiefe.“
    Der Kioskbesitzer starrte mich an, als hätte ich ihm ein Gedicht in einem Suaheli-Dialekt vorgetragen.
    „ Diese Idee war Scheiße“, sagte er nur.
    Ich schluckte, „Es gibt da immer verschiedene Meinungen.“
    „Was ist, wollen Sie jetzt das Heft kaufen?“
    „ Nein, nein“, sagte ich. „Mir reicht die Zeitung.“
    Ich hatte es auf einmal sehr eilig. Ohne einen Gruß verließ ich den Kiosk. Als wäre ich auf der Flucht.
     
    Ich machte noch einen Umweg zum Bäcker und ging dann nach Hause. Als ich in die Küche kam, saß Gonzo am Tisch und schlürfte an seinem Kaffee.
    „Winter hat angerufen“, sagte er kurz.
    Paul Winter, mein Lektor. Ich starrte Gonzo an.
    „Was, wann?“
    „ Als du weg warst. Er hat mich aus dem Schlaf geklingelt, ich hab erst gar nicht kapiert, was los ist.“
    „ Und, was hat er gesagt?“
    „ Hab ich am Anfang gar nicht verstanden. Er hat gleich losgeschrien, dass mir fast die Ohren geplatzt sind. Er hat gedacht, du wärst am Apparat.“
    „ Und? Was hat er gesagt?“
    „ Als er endlich gemerkt hat, dass er den völlig Falschen anschreit, hat er mir gesagt, dass morgen um 10 Uhr eine Besprechung im Verlag ist. Und er würde dir dringend empfehlen, dort auch zu erscheinen.“
    Ich hatte immer noch die Tüte mit den Brötchen in

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