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Das Buch der verlorenen Dinge

Das Buch der verlorenen Dinge

Titel: Das Buch der verlorenen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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dass es ein Fehler gewesen war, sich auf einen Handel mit dem Krummen Mann einzulassen), versprach er, dass er sie und die Kinder, die sie ihm geopfert hatten, eines Tages freilassen würde, und behauptete, er könne die armseligen Wesen in den Glasbehältern wieder zum Leben erwecken.
    Doch es gab ein paar Dinge, die sich der Kontrolle des Krummen Mannes entzogen. Das Land veränderte sich durch die Fremdlinge, die er hereinholte. Sie brachten ihre Ängste, Träume und Albträume mit, und das Land ließ sie Wirklichkeit werden. So waren die Loups entstanden. Sie waren Jonathans größte Schreckensvorstellung. Von klein aufhatte er alle Geschichten verabscheut, in denen Wölfe und andere Tiere vorkamen, die wie Menschen gingen und sprachen. Als der Krumme Mann ihn in das Königreich gebracht hatte, war diese Angst mit ihm gekommen, und die Wölfe hatten sich zu verwandeln begonnen. Sie waren die Einzigen, die den Krummen Mann nicht fürchteten; es war, als hätte Jonathans stiller Hass auf den Krummen Mann in ihnen einen Ausdruck gefunden. Jetzt stellten sie die größte Bedrohung für das Königreich dar, obgleich der Krumme Mann hoffte, dass er sie noch zu seinen Gunsten einsetzen konnte.
    Der Junge namens David war anders als die anderen, die der Krumme Mann hergelockt hatte. Er hatte geholfen, das Ungeheuer und die Zauberin in der Dornenfestung zu töten. Es war David nicht bewusst, aber in gewisser Weise waren sie die Verkörperung seiner Ängste, und er hatte zumindest Teile von ihnen überhaupt erst entstehen lassen. Was den Krummen Mann überraschte, war die Art und Weise, wie der Junge mit ihnen fertig geworden war. Sein Zorn und seine Trauer hatten ihm die Kraft gegeben, etwas zu vollbringen, woran erwachsene Männer gescheitert waren. Der Junge war stark, stark genug, um seine Ängste zu besiegen. Außerdem lernte er zusehends, seinen Hass und seine Eifersucht zu bezähmen. Sofern man ihn unter Kontrolle behielt, würde so ein Junge einen großen König abgeben.
    Doch die Zeit des Krummen Mannes war beinahe abgelaufen. Er brauchte das Leben eines neuen Kindes. Wenn er Georgies Herz aß, würde die Lebensspanne des Jungen auf ihn übergehen. Wenn das Schicksal Georgie hundert Jahre zugebilligt hatte, würde der Krumme Mann diese hundert Jahre bekommen. Georgies Geist würde in einem der Gläser im Regal gefangen sein, und der Krumme Mann würde sein Licht in sich aufsaugen, während er auf dem harten, schmalen Bett schlief. Alles, was dazu geschehen musste, war, dass David seinem Hass nachgab, den Namen seines Bruders laut aussprach und sie beide damit der Verdammung preisgab.
    Dem Krummen Mann blieb nicht einmal mehr ein ganzer Tag in seinem Stundenglas. David musste unbedingt noch vor Mitternacht seinen Bruder verraten. Als der Krumme Mann jetzt in seinem Gewölbe saß und in die Becken schaute, sah er auf den Hügeln rund um die Burg Schatten auftauchen, und zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten verspürte er wirklich Angst, während er einen letzten, verzweifelten Plan schmiedete.
    Denn die Wölfe rotteten sich zusammen, und bald würden sie die Burg angreifen.
    Während der Krumme Mann von der herannahenden Armee abgelenkt war, lief David mit Anna in ihrem Glas durch das Tunnelgewirr zurück zum Thronsaal. Als sie sich der Tür hinter dem Wandbehang näherten, hörte David laute Männerstimmen, eilige Schritte und das Klirren von Waffen und Rüstungen. Er fragte sich, ob sein Verschwinden der Anlass für diesen Aufruhr war, und überlegte, wie er seine Abwesenheit erklären sollte. Als er vorsichtig hinter dem Wandbehang hervorspähte, sah er Duncan, der nicht weit von ihm entfernt stand und seinen Männern befahl, die Brustwehr zu besetzen und alle Zugänge zur Burg zu bewachen. Während der Hauptmann ihm den Rücken zukehrte, schlüpfte David hinaus und lief, so schnell er konnte, zu der Treppe, die auf die Galerie hinaufführte. Niemand schien ihn zu beachten, und da wusste er, dass er nicht der Grund für die Unruhe sein konnte. Sobald er in seinem Zimmer war, schloss er die Tür und holte das Glas mit Annas Geist aus dem Sack. Ihr Licht schien auf dem kurzen Weg vom Versteck des Krummen Mannes zurück in die Burg schwächer geworden zu sein, und sie hockte zusammengesunken am Boden des Glases, das Gesicht noch bleicher als zuvor.
    »Was ist los?«, fragte David.
    Anna hob die Hand, und David sah, dass sie fast durchsichtig geworden war.
    »Ich fühle mich so schwach«, sagte Anna. »Und ich

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