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Das Buch der verlorenen Dinge

Das Buch der verlorenen Dinge

Titel: Das Buch der verlorenen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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dann hätte er es getan.
    Eines Tages, als Manius im größten seiner Obstgärten spazieren ging, sah er, wie der Boden vor ihm aufbrach und der Krumme Mann heraussprang, der gerade dabei war, sein Tunnelsystem unter der Erde zu erweitern. Manius stellte ihn zur Rede, denn er sah, dass die Kleider des Krummen Mannes zwar von Erde verschmutzt, aber mit goldenen Knöpfen und Stickereien besetzt waren, und der Dolch an seinem Gürtel funkelte vor lauter Rubinen und Diamanten.
    »Dies ist mein Land«, sagte er. »Alles, was darauf und darunter ist, gehört mir, und du musst mir für das Wegerecht Zoll entrichten.«
    Nachdenklich rieb sich der Krumme Mann über das Kinn. »Das erscheint mir nur gerecht«, sagte er. »Ich werde dir einen angemessenen Preis dafür zahlen.«
    Manius lächelte und sagte: »Ich habe angeordnet, dass mir heute Abend ein Festbankett ausgerichtet wird. Wir werden alles, was an Speisen aufgetischt wird, wiegen, bevor ich esse, und alles, was übrig bleibt, wenn ich fertig bin. Und du wirst mir das Gewicht all dessen, was ich verspeist habe, in Gold bezahlen.«
    »Ein Bauchvoll Gold«, sagte der Krumme Mann. »Einverstanden. Ich werde heute Abend zu dir kommen, und dann bekommst du von mir alles, was du essen kannst, in Gold.«
    Sie besiegelten die Abmachung mit Handschlag, und beide gingen ihrer Wege. Am Abend saß der Krumme Mann am Tisch und sah zu, wie Manius aß und aß. Er verspeiste zwei Truthähne und einen ganzen Schinken, zahllose Schüsseln mit Kartoffeln und Gemüse, ganze Terrinen voll Suppe, große Platten mit Früchten, Kuchen und Sahne und Glas um Glas von den feinsten Weinen. Der Krumme Mann wog alles sorgfältig ab, bevor das Mahl begann, und ebenso die mageren Reste, die Manius übrig ließ. Die Differenz betrug viele, viele Pfund oder genug Gold, um tausend Felder zu erwerben.
    Manius rülpste. Er war sehr müde, so müde, dass er kaum die Augen offen halten konnte.
    »Wo ist mein Gold?«, fragte er, doch der Krumme Mann verschwamm vor seinen Augen, der Raum drehte sich, und bevor er die Antwort hören konnte, war er eingeschlafen.
    Als er aufwachte, saß er an einen Holzstuhl gekettet in einem dunklen Verlies. Sein Mund wurde von einem Schraubstock offen gehalten, und über seinem Kopf hing ein brodelnder Kessel.
    Der Krumme Mann erschien neben ihm. »Ich bin ein Mann, der sein Wort hält«, sagte er. »Jetzt bekommst du deinen Bauchvoll Gold.«
    Der Kessel kippte, und flüssiges Gold ergoss sich in Manius’ Mund und Kehle, verbrühte seine Haut und verbrannte seine Innereien. Der Schmerz war unvorstellbar, aber er starb nicht, nicht sofort, denn der Krumme Mann wusste, wie man den Tod hinauszögern konnte, damit die Qual länger dauerte. Er ließ immer nur ein wenig Gold hineinlaufen, wartete, bis es abgekühlt war, dann folgte die nächste Portion, und immer so weiter, bis er Manius so mit Gold gefüllt hatte, dass es bis an seine Backenzähne stand. Da war Manius natürlich längst tot, denn selbst der Krumme Mann konnte ihn nicht unendlich lange am Leben halten. Einige Zeit später erhielt Manius seinen Platz in der Gruft mit den Glaskästen. Der Krumme Mann kam bisweilen, um ihn zu betrachten, und er lächelte, wenn er an seinen gelungensten Trick dachte.
    In dem unterirdischen Versteck des Krummen Mannes gab es viele solcher Geschichten: tausend Räume und tausend Geschichten für jeden Raum. In einer Kammer waren lauter telepathische Spinnen untergebracht, sehr alt, sehr weise und sehr, sehr groß; jede einzelne von ihnen maß über einen Meter im Durchmesser. Das Gift in ihren Fangzähnen war so stark, dass ein einziger Tropfen davon in einem Brunnen ausgereicht hatte, um ein ganzes Dorf auszulöschen. Der Krumme Mann verwendete sie oft dazu, Fremde aufzuspüren, die sich in seinen Tunneln herumtrieben. Wenn die Spinnen die Eindringlinge gefunden hatten, sponnen sie sie in einen Kokon aus Seide ein, trugen sie in ihre von Spinnweben durchzogene Kammer und saugten Tropfen für Tropfen das Leben aus ihnen heraus.
    In einem der Ankleidezimmer saß eine Frau mit dem Gesicht zur kahlen Wand und kämmte endlos ihr langes, silbriges Haar. Manchmal brachte der Krumme Mann jemanden, der ihn geärgert hatte, zu der Frau, und wenn sie sich umdrehte, sah derjenige sich in ihren Augen, denn die bestanden aus Spiegelglas. Und in diesen Augen konnte er dem Moment seines Todes beiwohnen, sodass derjenige genau wusste, wann und wie er sterben würde. Man könnte meinen, dass ein

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