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Das Buch der verlorenen Dinge

Das Buch der verlorenen Dinge

Titel: Das Buch der verlorenen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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herum klettern musste, wenn er an seine Geräte heran wollte. Der Senkgarten wurde Davids Rückzugsort außerhalb des Hauses, vor allem wenn er vor dem Geflüster der Bücher flüchten wollte oder vor Roses gut gemeinten, aber unwillkommenen Versuchen, sich in sein Leben einzumischen.
    Davids Beziehung zu Rose war schwierig. Er bemühte sich zwar stets, höflich zu ihr zu sein, wie sein Vater ihn gebeten hatte, aber er mochte sie nicht, und er verübelte es ihr, dass sie jetzt zu seiner Welt gehörte. Es war nicht nur, dass sie den Platz seiner Mutter eingenommen hatte, oder es zumindest versuchte, obwohl das schon schlimm genug war. Ihre Versuche, trotz der Rationierung der Lebensmittel Gerichte für ihn zu kochen, die er mochte, ärgerte ihn. Sie wollte, dass David sie gern hatte, und das führte nur dazu, dass er sie noch weniger leiden konnte.
    Doch vor allem glaubte David, dass ihre Gegenwart seinen Vater von der Erinnerung an Davids Mutter ablenkte. Er vergaß sie bereits, so sehr war er mit Rose und dem neuen Baby beschäftigt. Klein Georgie war ein anstrengendes Kind. Er weinte oft und war andauernd krank, sodass der Arzt regelmäßig zu ihnen ins Haus kommen musste. Davids Vater und Rose vergötterten Georgie, obwohl er sie fast jede Nacht um den Schlaf brachte und beide dann müde und gereizt waren. Das führte dazu, dass David immer öfter sich selbst überlassen war, was ihn einerseits freute, weil er tun und lassen konnte, was er wollte, zugleich aber auch ärgerte, weil sich niemand um ihn kümmerte. Immerhin hatte er so mehr Zeit zum Lesen, und das war ja nicht übel.
    Doch je mehr Davids Begeisterung für die alten Bücher wuchs, desto größer wurde auch sein Drang, etwas über den vorigen Besitzer herauszufinden, denn sie hatten ganz eindeutig jemandem gehört, der ihm sehr ähnlich war. Nach einigem Suchen hatte er in zwei von den Büchern einen Namen gefunden, Jonathan Tulvey, und er war neugierig, mehr über ihn zu erfahren.
    So schluckte David eines Tages seine Abneigung gegen Rose hinunter und ging in die Küche, wo sie arbeitete. Mrs. Briggs, die Haushälterin und Frau von Mr. Briggs, besuchte ihre Schwester in Eastbourne, sodass Rose sich an diesem Tag selbst um den Haushalt kümmern musste. Von draußen klang das Gackern der Hühner herein. David hatte Mr. Briggs morgens geholfen, sie zu füttern, den Gemüsegarten nach Fraßschäden von den Kaninchen zu überprüfen und nachzusehen, ob der Draht des Hühnergeheges kein Loch hatte, durch das ein Fuchs hereinkommen konnte. Eine Woche zuvor hatte Mr. Briggs ganz in der Nähe des Hauses einen Fuchs gefangen. Der Fuchs war von der Falle fast geköpft worden, und David hatte gesagt, er täte ihm leid. Daraufhin hatte Mr. Briggs ihn gescholten, weil ein Fuchs, wenn er es schaffte, in das Gehege einzudringen, alle Hühner töten würde, die sie hatten. Doch David war trotzdem traurig gewesen beim Anblick des toten Tieres, der Zunge, die zwischen den kleinen, spitzen Zähnen herausschaute, und dem aufgerissenen Fell, wo es versucht hatte, sich aus der Falle zu befreien.
    David schenkte sich ein Glas Zitronenlimonade ein, dann setzte er sich an den Küchentisch und fragte Rose, wie es ihr ging. Rose, die gerade das Geschirr spülte, hielt inne und drehte sich zu ihm um, freudige Überraschung auf dem Gesicht. David hatte sich vorgenommen, wirklich nett zu ihr zu sein, um etwas mehr von ihr zu erfahren, doch Rose, die es nicht gewohnt war, mit ihm über irgendetwas zu sprechen, das nicht mit Essen oder Schlafengehen zu tun hatte, und mehr als eine einsilbige, mürrische Antwort von ihm zu bekommen, ergriff sofort die Gelegenheit, eine Brücke zwischen ihnen zu bauen, sodass David seine schauspielerischen Fähigkeiten gar nicht groß zu bemühen brauchte. Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und setzte sich neben ihn.
    »Mir geht es gut, danke«, sagte sie. »Ich bin ein wenig müde, wegen Georgie und so, aber das geht vorbei. Diese letzte Zeit war ein wenig seltsam, bestimmt auch für dich, wo wir vier plötzlich so zusammengeworfen worden sind. Aber ich freue mich, dass du hier bist. Dieses Haus ist zu groß für einen allein, aber meine Eltern wollten, dass es in der Familie bleibt. Das war ihnen sehr wichtig.«
    »Warum?«, fragte David. Er bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen, schließlich sollte Rose nicht merken, dass er nur mit ihr sprach, um mehr über das Haus zu erfahren und besonders über sein Zimmer und die

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