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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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gab er ihnen später den Namen ›Eldar‹.
    Aber die Teleri und die Solosimpi, die erst geweint hatten, als der Angriff am Hafen allen bekannt wurde, trockneten ihre Tränen, und Entsetzen und Schmerz umfing ihre Herzen, und auch sie sprachen selten von den Noldoli, ausgenommen in Trauer oder flüsternd hinter verschlossenen Türen; und die wenigen der Noldoli, die geblieben waren, wurden die Aulenosse, die Verwandten Aules, genannt, oder sie wurden von anderen Sippen aufgenommen, und heute hat das Gnomenvolk in ganz Valinor keinen Ort und keinen Namen mehr.
    Nun muss erzählt werden, dass nach einer langen Zeit es Manwe dünkte, dass die Verfolgungsjagd der Götter keinen Erfolg brachte und dass Melko mit Sicherheit aus Valinor entkommen war; darum sandte er Sorontur in die Welt, und dieser blieb lange aus, und immer noch durchstreiften Tulkas und andere das Land, doch Manwe stand neben den lichtlosen Bäumen, und sein Herz war sehr schwer, während er in tiefes, düsteres Grübeln versunken war. Doch da erblickte er einen kleinen Strahl der Hoffnung: Plötzlich ertönt Flügelrauschen an diesem Ort, denn Sorontur, König der Adler, ist auf starken Schwingen durch die Dunkelheit zurückgekehrt, lässt sich auf den Zweigen des erloschenen Silpion nieder und berichtet, dass Melko jetzt in die Welt eingebrochen sei und viele böse Geister um ihn versammelt seien. ›Mir scheint aber‹, sagte er, ›niemals wieder wird Utumna sich ihm öffnen, und emsig ist er bereits damit beschäftigt, sich neue Behausungen zu erbauen in den Landstrichen des Nordens, wo die Eisenberge stehen, sehr hoch und schrecklich anzuschauen. Doch, o Manwe, Herr der Luft, noch andere Nachrichten habe ich für deine Ohren, denn höre, als mich meine Flügel heimwärts trugen über die schwarzen Meere und über die ungastlichen Lande, wurde mir einAnblick zuteil, höchst wundersam und erstaunlich: Eine Flotte weißer Schiffe trieb leer vor dem Wind, und einige brannten mit hellen Feuern, und als ich mich verwunderte, erblickte ich an den Stränden der Großen Lande eine große Menge Volks, und alle schauten nach Westen, doch einige wanderten noch über das Eis – denn wisse, dies war an jenem Ort, wo früher die Felszacken der Helkarakse waren und die mörderischen Wasser der Qerkaringa flossen, die nun zu Eis erstarrt sind. Während ich herabstieß, war mir, als hörte ich elbische Zungen klagende und traurige Worte sprechen; und dies ist die Geschichte, die ich dir bringe, auf dass du sie enträtselst.‹
    Doch Manwe wusste nun, dass die Noldoli für immer fortgegangen waren und ihre Schiffe verbrannt oder preisgegeben hatten, und auch, dass Melko in der Welt und die Jagd sinnlos war; und vielleicht geschieht es in Erinnerung an diese Taten, dass es bei den Elben und Menschen immer das Sprichwort gegeben hat, dass diejenigen, welche ihre Schiffe verbrennen, aller Hoffnung auf Wandel ihres Sinns oder besseren Rat entsagt haben. Darum nun ließ Manwe seine unermessliche Stimme ertönen und rief die Götter, und alle, verstreut in den weiten Landen von Valinor, vernahmen sie und kehrten zurück.
    Als Erster kam Tulkas, müde und staubbedeckt, denn keiner war wie er über die Ebene gesprungen. Siebenmal hatte er sie in ihrer ganzen Breite durchmessen, und dreimal hatte er die Bergwand erstiegen, all jene unermesslichen Hänge und Triften, Auen und Wälder durchquert, brennend vor Verlangen, den Verwüster Valinors zu strafen. Da kam Lórien, lehnte sich gegen den verdorrten Stamm Silpions und beklagte die Zerstörung seiner stillen Gärten durch die alles zerstampfende Jagdmeute; auch Meásse war dort und mit ihr Makar, und seine Hand war rot, denn als sie flohen, hatte er zwei von Melkos Gefährten angegriffen und sie im Laufen erschlagen, und erallein hatte ein wenig Freude in diesen bösen Zeiten. Osse war dort, und sein grüner Bart war zerrauft, und seine Augen waren trübe, und er stützte sich auf einen Stab und keuchte und war sehr durstig, denn so machtvoll und rastlos er sich auch durch die Meere bewegte, so zehrte doch eine solch schreckliche Mühsal auf der festen Erde seine Kräfte zur Gänze auf. Salmar und Ómar standen daneben, und aus ihren Instrumenten erklang keine Musik, und ihre Herzen waren schwer; doch keiner war so tief betrübt wie Aule, der die Erde liebte und alle Dinge, die aus ihr gemacht oder ihr durch kluge Arbeit abzugewinnen waren, denn von allen Göttern hatte er Valmar am innigsten geliebt und Kôr und alle ihre

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