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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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übersät mit den glitzernden Schuppen silberner Fische, andere von winzigsten Sternen wie mit Lichtpunkten durchwirkt – Funken, die sich beim Schein von Nielluin im Schnee gefangen hatten.
    Das war das Schiff des Mondes, die Kristall-Insel der Rose, und die Götter nannten sie Rána, Mond, doch die Feen nannten sie Sil, die Rose, 16 und sie hatten noch viele andere Namen. Ilsalunte oder die silberne Schaluppe nannte man sie, und außerdem haben die Gnomen sie Minethlos oder die Silberinsel und Crithosceleg, die Scheibe aus Glas, genannt.
    Nun bat Silmo, ihn darin die Ozeane des Firmaments durchfahren zu lassen, doch das war nicht möglich, denn weder war er eines der Kinder der Luft, noch würde er einen Weg finden, sein Wesen von seiner Erdhaftigkeit zu befreien, wie Urwendi 17 es getan hatte; und es hätte wenig genutzt, hätte er den Versuch gewagt, in Faskalan zu baden, denn dann wäre Rána vor ihm geschrumpft. Darum bat Manwe Ilinsor, einen Geist der Súruli, der Schnee und Sternenlicht liebte und Varda bei vielen ihrer Werke half, dieses sonderbar schimmernde Gefährt zu lenken, und manch anderer Luftgeist schloss sich ihm an, in silberne und weiße Gewänder gekleidet oder in fahlstes Gold; aber ein bejahrter Elb mit grauen Locken schlüpfte ungesehen auf den Mond und versteckte sich in der Rose, und seitdem wohnt er dort und hegt diese Blume, und auf dem Mond hat er ein kleines weißes Türmchen errichtet, das er oft besteigt undvon wo er den Himmel oder die Welt tief unten beschaut, und das ist Uole Kúvion, der niemals schläft. Manche haben ihn tatsächlich den Mann im Mond genannt, doch es ist wohl eher Ilinsor, der die Sterne jagt.
    Nun soll davon die Rede sein, wie der Plan, den Lórien erdacht hatte, geändert wurde, denn der weiße Glanz von Silpion ist keineswegs so flüchtig und ätherisch wie die Flamme von Laurelin, und virin nicht von so geringem Gewicht wie die Schale der klaren Frucht des Mittags; und als die Götter das weiße Schiff mit Licht beluden und es vom Stapel lassen wollten, seht, da wollte es sich nicht über ihre Köpfe erheben. Mehr noch: die lebendige Rose fuhr fort, ein Honiglicht abzusondern, das sich auf der gläsernen Insel niederschlägt, so dass dort ein Tau von Mondstrahlen glitzert, doch dieses Gewicht macht das Schiff schwerer, statt ihm Auftrieb zu geben, wie es die wachsenden Flammen des Sonnenschiffes taten. So kommt es, dass Ilinsor von Zeit zu Zeit zurückkehren muss, damit der überfließende Glanz der Rose in Valinor für dunkle Tage aufbewahrt werden kann – und es muss gesagt werden, dass solche Tage immer wieder kommen, denn dann welkt die weiße Blume der Insel und leuchtet kaum, und dann muss sie erquickt und mit ihrem silbernen Tau gewässert werden, wie es vordem mit Silpion geschah.
    Aus diesem Grunde legte man einen Teich an, dicht an der dunklen südlichen Mauer von Valmar, und seine Wände waren aus silbernem und weißem Marmor, doch dunkle Eibenbäume schlossen ihn ein, die höchst verwirrend wie ein Irrgarten angepflanzt waren. Dort hütete Lórien das fahle tauige Licht der schönen Rose, und er nannte ihn See Irtinsa.
    So kommt es, dass die Menschen vierzehn Nächte lang Ránas Barke durch die Lüfte schweben sehen und sie vierzehn weitere Tage am Himmel entbehren müssen; nämlich selbst injenen schönen Nächten, wenn Rána dahinfährt, zeigt sie nicht immer das gleiche Gesicht, wie Sári, die Prächtige, es tut; während nämlich diese strahlende Galeone sogar über Ilwe und die Sterne hinausfährt, sich einen blendenden Weg furcht und den Himmel überstrahlt und, höher als alles auf der Welt, sich wenig bekümmert um Winde oder Luftströmungen, ist Ilwes Barke dagegen schwerer, weniger reich an Magie und Kraft, und nie steigt sie höher als die Himmel sind, sondern segelt in den unteren Schichten von Ilwe, einen weißen Schwaden durch die Sterne ziehend. Darum machen ihr zuweilen die heftigen Winde zu schaffen, die an ihren dunstigen Wanten zerren; und oft werden sie zerrissen und verstreut, und die Götter erneuern sie. Manchmal werden auch die Blütenblätter der Rose zerzaust und ihre weißen Flammen hierhin und dorthin geblasen wie eine silberne Kerze, die im Winde flackert. Oft kann man erkennen, wie dann die sanfte Krümmung des strahlenden Kiels sich hebt und senkt und Rána in der Luft schlingert, und wie erst der Bug sich neigt und dann das Heck; und dann segelt der Mond wieder gemessen gen Westen, und durch die klare

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