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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Durchsichtigkeit seiner Hülle ist die ausgebreitete Rose von Silpion zu sehen und, wie manche meinen, die Gestalt des alten Uole Kúvion ihr zur Seite.
    Dann ist das Schiff des Mondes wahrlich sehr schön anzuschauen, und die Erde ist erfüllt von zartem Licht und tiefen, rasch bewegten Schatten, und leuchtende Träume gehen mit kühlen Schwingen über die Welt; Lórien aber empfindet Reue inmitten seiner Freude, weil seine Blume noch immer die schwachen Spuren ihres Aufpralles und Falles zeigt und sie immer zeigen wird; und alle Menschen können sie deutlich sehen.
    Aber ach (sagte Lindo) 18 ich greife vor, denn bis jetzt habe ich lediglich erzählt, dass das Silberschiff neu erbaut ist undIlinsor als Erster an Bord ging – und jetzt ziehen die Götter das Schiff wiederum die steilen Hänge des alten Taniquetil hinauf, und dabei singen sie Lieder von Lóriens Volk, die in Valinor lange verstummt gewesen sind. Dieser Zug ging langsamer als das Heben des Schiffes des Morgens, und alles Volk legt sich emsig in die Seile, bis Orome kommt und eine Herde wilder weißer Pferde davorspannt, und so gelangt das Schiff zur höchsten Stelle.
    Da wird mit einem Mal die Galeone der Sonne von weitem sichtbar, die golden aus dem Osten herbeizieht, und die Valar erblicken voll Verwunderung die glühenden Gipfel vieler weit entfernter Berge und grün schimmernde Inseln in einst dunklen Meeren. Da rief Osse: ›Sieh, o Manwe, wie blau das Meer ist, fast so blau wie Ilwe, die du liebst!‹
    ›Nein‹, erwiderte Manwe, ›beneiden wir Ilwe nicht, denn das Meer ist nicht nur blau, sondern grau und grün und purpurn und aufs schönste übersät mit Blüten von schäumendem Weiß. Weder Jade und Amethyst, noch Porphyr, besetzt mit Diamanten und Perlen, können sich messen mit den Wassern der großen und kleinen Meere, wenn das Licht der Sonne sie tränkt.‹
    So sprach Manwe, und dann sandte er Fionwe, seinen Sohn, behender als alle anderen, in die Lüfte, um Urwendi aufzufordern, mit dem Schiff der Sonne für eine Weile nach Valinor zurückzukommen, weil die Götter mit ihr beraten wollten; und Fionwe machte sich höchst bereitwillig auf, denn vor langer Zeit hatte ihn eine große Liebe zu dieser heiteren Jungfrau erfasst; und ihre jetzige Schönheit, nachdem sie, feuergebadet, die strahlende Gebieterin der Sonne war, entflammte die Ungeduld der Götter in ihm. So kam es, dass Urwendi ihr Schiff widerwillig nach Valinor lenkte, und Orome warf eine goldene Schlinge darüber, und es wurde sanft zur Erde hinabgezogen.Und siehe, die Wälder auf Taniquetil erglühten noch einmal im vermischten Licht von Silber und Gold, und alle wurden an die Zeiten erinnert, als das Licht der Zwei Bäume sich mischte; doch Ilsalunte verblasste vor der Galeone der Sonne, bis sie fast nicht mehr zu brennen schien. So ging der erste Tag auf der Welt zu Ende, und er war sehr lang und reich an wunderbaren Ereignissen, die Gilfanon erzählen mag; doch nun sahen die Götter, als das Sonnenschiff herabgezogen wurde, wie der Abend sich über die Welt senkte, wie das Glühen auf den Bergen schwächer wurde und das Funkeln der Meere erlosch. Dann kroch die urzeitliche Dunkelheit aufs Neue aus vielen verschwiegenen Unterschlupfen hervor, doch Varda war froh, den Schein der Sterne zu sehen. Weit hinaus auf die Ebene wurde Sári gezogen, und als sie verschwunden war, wurde Ilsalunte auf den höchsten Gipfel befördert, so dass sein weißer Glanz von dort über die weite Welt ausging, und die erste Nacht war angebrochen.
    In der Tat, in diesen Tagen gibt es in den Grenzen der Welt keine Dunkelheit mehr, sondern nur Nacht, die ganz verschieden ist von der Dunkelheit, dank der Rose von Silpion. Aule indessen füllt nun das Gefäß dieser Blume bis zum Rand mit weißem Glanz, und viele der weißgeflügelten Súruli gleiten darunter, tragen es sorgsam hinauf und setzen es zwischen die Scharen der Sterne. Dort schwimmt es geruhsam, eine bleiche, wunderbare Schale, und Ilinsor und seine Gefährten setzen sich auf ihren Rand und treiben sie mit schimmernden Rudern mutig durch den Himmel; und Manwe bläst in seine sich bauschenden Segel, bis das Schiff weit fortgetrieben war und die Schläge der unsichtbaren Ruder gegen die Winde der Nacht schwächer wurden und verwehten.
    Auf diese Weise vollbrachten es die Götter, dass der Mond zum ersten Mal über dem Taniquetil aufging, und Lórienfrohlockte; aber Ilinsor war eifersüchtig auf die übermächtige Sonne und befahl den

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