Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Eriol dieses Lied gesungen, hätte er die Gesellschaft in Mar Vanwa Tyaliéva damit verblüfft. Ich glaube, es könnte von Interesse sein, wenn ich dieses Gedicht in einer frühen Fassung wiedergebe.
Als die Mythologie sich entwickelte und veränderte, wurde die Entstehung von Sonne und Mond zunehmend problematisch; in der veröffentlichten Form des Silmarillion scheint dieses Kapitel mit einem großen Teil des übrigen Werkes nicht im Einklang zu stehen, und eine Übereinstimmung war auch nicht herzustellen. Gegen Ende seines Lebens war mein Vater wirklich bereit, vieles von dem, was er erbaut hatte, einzureißen und zu versuchen, Antworten auf jene Fragen zu finden, die er eindeutig für die Hauptprobleme hielt.
Anmerkung zur Anordnung der Geschichten
Die Entwicklung der Verschollenen Geschichten ist hier in der Tat außerordentlich kompliziert. Nach dem Schluss der Flucht der Noldoli (»Und mit diesen Worten Rúmils fand die Geschichte von der Verdunkelung Valinors ihr Ende«) schrieb mein Vater: »Darüber hinaus siehe in weiteren Büchern«, doch in Wirklichkeit fügte er den kurzen Dialog zwischen Lindo und Eriol an (»Groß muss die Macht Melkos gewesen sein, Böses zu tun …«), den ich ans Ende der Flucht der Noldoli gestellt habe.
Die Paginierung der Notizbücher zeigt, dass als Nächste die Geschichte von Tinúviel folgen sollte, die in einem anderen Buch niedergeschrieben ist. Diese lange Geschichte (sie findet sich in Teil II der Verschollenen Geschichten), die älteste erhaltene Fassung von »Beren und Lúthien«, beginnt mit einem langen Verbindungsstück; seltsamerweise beginnt dieses Verbindungsstück mit dem gerade erwähnten Dialog zwischen Lindo und Eriol bei fast identischem Wortlaut, woraus zu ersehen ist, dass es hier ursprünglich seinen Platz finden sollte; doch es wurde an dieser Stelle durchgestrichen.
Ich habe oben erwähnt (S. 85), dass mein Vater in einem Brief aus dem Jahr 1964 schrieb, er habe Die Musik der Ainur geschrieben,während er in Oxford am Wörterbuch mitarbeitete (am New English Dictionary arbeitete er von November 1918 bis zum Frühjahr 1920 mit). Im selben Brief heißt es, dass er den » Fall von Gondolin während eines Genesungsurlaubs im Jahr 1917« und »die erste Version von der Geschichte von Lúthien Tinúviel und Beren ein wenig später im selben Jahre« schrieb. Es gibt keinen Hinweis, dass die auf Die Musik der Ainur folgenden Geschichten, wie sie hier gedruckt wurden, nicht unmittelbar nach der Musik der Ainur geschrieben wurden, während mein Vater noch in Oxford war.
Auf den ersten Blick ein eindeutiger Widerspruch: Denn das besagte Verbindungsstück bezieht sich ausdrücklich auf die Verdunkelung von Valinor, eine Geschichte, die nach seinem Arbeitsbeginn in Oxford Ende 1918 geschrieben wurde, aber die Verbindung herstellt zur Geschichte von Tinúviel, die er, nach seinen eigenen Worten, 1917 schrieb. Die Geschichte von Tinúviel (und das ihr vorangestellte Verbindungsstück) ist jedoch in Wirklichkeit ein mit Tinte über ein ausradiertes Bleistift-Original geschriebener Text. Es ist, glaube ich, sicher, dass diese Neufassung von Tinúviel beträchtlich später erfolgte. Sie wurde mit der Flucht der Noldoli durch den Dialog zwischen Lindo und Eriol verbunden (das erwähnte Verbindungsstück bildet mit der Geschichte von Tinúviel, die darauf folgt, eine Einheit und wurde nicht später hinzugefügt). In diesem Stadium muss mein Vater gespürt haben, dass die Verschollenen Geschichten nicht notwendigerweise in der wirklichen Zeitenfolge der Erzählung erzählt werden mussten (denn Tinúviel gehört natürlich in die Zeit nach der Erschaffung von Sonne und Mond).
Auf die Neufassung von Tinúviel folgte bruchlos eine erste Form des »Zwischenspiels«, in dem Gilfanon als Gast des Hauses eingeführt wird, und dieses leitet über zur Geschichte von Sonne und Mond. Später jedoch änderte mein Vater seine Meinung und strich den Dialog zwischen Lindo und Eriol am Anfang des Verbindungsstücks zu Tinúviel, das nun nicht auf Die Flucht der Noldoli folgen sollte, und setzte ihn in dem anderen Buch an das Ende der Tinúviel -Geschichte (Teil II). Zur selben Zeit schrieb er das »Gilfanon-Zwischenspiel« in erweiterter Form neu und stellte es an den Schluss der Geschichte von der Flucht der Noldoli . Es ergibt sich also:
Flucht der Noldoli
– Flucht der Noldoli
Dialog Lindo/Eriol
– Dialog Lindo/Eriol
Geschichte von Tinúviel
– »Gilfanon-Zwischenspiel«
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