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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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von meinem Vater erfundenen Alphabets. Nach der Transkription zeigte sich, dass sie an den Anfang dieser Geschichte gehörte. Carpenter sagte mir, mein Vater habe diese Version von »Rúmils Alphabet« gegen Juni 1919 benutzt (vgl. Carpenter, J. R. R. Tolkien. Eine Biografie, S. 120).
    Als dann Ailios seine Geschichte beendet hatte, war die Zeit herangerückt, die Kerzen anzuzünden, und so ging der erste Tag von Turuhalme zu Ende; doch am zweiten Abend war Ailios nicht anwesend, und auf Bitten Lindos begann ein gewisser Eltas eine Geschichte zu erzählen, und er sagte:
    »Nun wissen alle, die hier versammelt sind, dass dies die Geschichte ist von Turambar und dem Foalóke, und diese ist«, sagte er, »bei den Menschen sehr beliebt, und sie berichtet von sehr alten Tagen dieses Volkes vor der Schlacht von Tasarinan, als die ersten Menschen die dunklen Täler von Hisilóme betraten.
    In diesen Tagen erzählen die Menschen noch immer viele solcher Geschichten, und in der Vergangenheit haben sie noch mehr erzählt, besonders in jenen Königreichen des Nordens, die ich einst kannte. Vielleicht sind mittlerweile die Taten anderer ihrer Krieger darin eingewoben und auch mancherlei Beiwerk, von dem die älteste Geschichte nicht spricht – heute jedoch will ich euch die wahre und jammervolle Geschichte erzählen, die ich kannte, lange bevor ich, in den Tagen vor dem Fall von Gondolin, über den Olóre Malle wandelte.
    In jenen Tagen wohnte mein Volk in einem Tal von Hisilóme, und in der Sprache, die sie damals benutzten, nanntendie Menschen dieses Land Aryador, doch sehr fern waren sie den Gestaden von Asgon und nahe den Ausläufern der Eisenberge und der großen Wälder voll düsterer Bäume. Viele unserer älteren Männer, die sich weit fortgewagt hatten, so sagte mir mein Vater, hätten das böse Drachengezücht Melkos gesehen, und manche seien ihm zum Opfer gefallen, und weil mein Volk diese Untiere und den unheilvollen Vala hasste, machte oft die Geschichte von Turambar und dem Foalóke die Runde – doch nach Gnomenweise sagten sie lieber Turumart und der Fuithlug.
    Ihr müsst nämlich wissen, dass vor der Schlacht des Jammers und dem Untergang der Noldoli dort ein Fürst der Menschen wohnte, der Úrin hieß. Und dieser folgte dem Aufruf der Gnomen, und er und sein Volk zogen mit den Ilkorindi gegen Melko, doch ihre Weiber und Kinder ließen sie in den Waldlanden zurück, darunter auch Mavwin, Úrins Gemahlin, und auch ihr Sohn, denn dieser war noch nicht kriegstüchtig. Dieser Knabe nun hieß in allen Sprachen Túrin, seine Mutter Mavwin hingegen wird von den Eldar Mavoine genannt.
    Nun flohen Úrin und seine Männer nicht aus dieser Schlacht wie die meisten der Menschen, sondern viele von ihnen wurden getötet, als sie bis zuletzt kämpften, und Úrin selbst wurde gefangen genommen. Von den Noldoli, die dort kämpften, wurden die meisten erschlagen, gefangen genommen oder in die Flucht geschlagen, mit Ausnahme der Schar von Turondo (Turgon); er und seine Männer bahnten sich einen Weg aus dem Schlachtgetümmel und gehören nicht in diese Geschichte. Dass jedoch eine solch große Schar aus dieser Schlacht entkommen war, war ein Makel auf dem vollkommenen Sieg, den Melko sonst über seine Widersacher davongetragen hätte, und seine Begierde war groß, herauszufinden, wohin sie geflohen waren; doch dies gelang ihm nicht, denn seineSpäher richteten nichts aus, und zu dieser Zeit vermochte keine Folter die gefangenen Noldoli zu gemeinem Verrat zu zwingen.
    Da Melko nun wusste, dass die Elben von Kôr von den Menschen wenig hielten und sie wegen ihrer Blindheit und Unbeholfenheit mit Scheu und Argwohn ansahen, wollte er Úrin zwingen, in seine Dienste zu treten und als sein Späher auf die Suche nach Turondo zu gehen. Doch weder die Drohung mit der Folter noch das Versprechen reicher Belohnung vermochten Úrin umzustimmen. Er sagte: ›Nein, tue, was du willst, doch niemals wirst du mich zu einem deiner bösen Werke zwingen, o Melko, du Feind der Götter und Menschen.‹
    ›Sei gewiss‹, sagte Melko zornig, ›nicht noch einmal werde ich dich bitten, mir zu helfen, und ich werde dich auch nicht dazu zwingen, doch sitzen sollst du hier und Zeuge meiner Taten sein, die dir wenig behagen werden, und kein Glied wirst du rühren können, sie zu hindern.‹ Dies war die Pein, die Melko ersonnen hatte, Úrin, den Standhaften, zu quälen, und er setzte ihn hoch oben in das Gebirge, stellte sich neben ihn und belegte ihn und

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