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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Anblick des Hortes und streckte sich darauf aus; und der Ruhm dieses riesigen Schatzes aus unbearbeitetem Gold und goldenen Gefäßen, der vor den Höhlen oberhalb des Flusses lag, verbreitete sich in alle Winde; der Drache indessen schlief davor und wälzte üble Gedanken, während er über die Saat seiner schlauen Lügen sann, über das, was ihnen entspross, wuchs und Früchte trug; und während er schlief, stiegen Rauchwolken aus seinen Nüstern empor.
    Lange Zeit später gelangte Turambar mit vielen Mühen nach Hisilóme und fand schließlich den Ort, wo seine Mutter wohnte, und es war derselbe, wo er als Kind von ihr getrennt worden war, doch seht, das Haus war ohne Dach, und die Felder ringsum waren verwildert. Da schlug ihm das Gewissen, doch erfuhr er von einigen Leuten, die in der Nähe wohnten, dass Frau Mavwin in der Hoffnung auf bessere Tage vor einigen Jahren zu einem nicht weit entfernten Ort gezogen war, wo sich eine große und blühende Siedlung der Menschen befand, denn dort war Hisilóme fruchtbar, und die Menschen trieben ein wenig Ackerbau, und viele hatten Viehherden, obwohl in den dunklen Tagen nach der großen Schlacht die meisten Menschen sich davor scheuten, an festen Plätzen zu wohnen, sondern die Wälder durchstreiften, jagten und fischten, so wie es auch jene Sippen an den Wassern von Asgon taten, woher später Tuor, Sohn von Peleg, kam.
    Als Turambar indessen diese Kunde vernahm, war er erstaunt und fragte sie, wie man in Gegenden ziehen könne, in denen es Orks und andere grausame Geschöpfe Melkos gebe,doch sie schüttelten ihre Köpfe und sagten, dass solche Kreaturen niemals bis ins Herz Hisilómes gekommen seien. 16 ›Falls dich nach Orks verlangt‹, sagten sie, ›so gehe in die Berge, die unser Land umgeben, und du brauchst nicht lange zu suchen. Und sie halten so scharf Wacht, dass der Geschickteste kaum hinein und hinaus kann, und sie machen die Felsentore des Landes unsicher, auf dass die Menschen für immer im Land der Schatten eingesperrt bleiben; doch sagt man, es sei der Wille Melkos, dass sie uns hier nicht belästigen – uns will es jedoch scheinen, dass du von weither kommst, und darüber wundern wir uns, weil lange nicht mehr jemand aus anderen Ländern zu uns gekommen ist.‹ Darüber war Túrin ganz verwirrt, und er zweifelte an der Wahrheit der Worte des Drachen; gleichwohl begab er sich nun voller Hoffnung zu jener Siedlung, und als er auf Gehöfte der Menschen stieß, fand er leicht den Weg. Als er nun nach dem Hause seiner Mutter fragte, blickten ihn die Menschen befremdet an, und sie hatten Grund dazu; diejenigen, die er ansprach, waren voller Scheu und Verwunderung und schreckten davor zurück, mit ihm zu sprechen, denn sein Gewand stammte aus den wilden Wäldern, sein Haar war lang, das Gesicht hager und von unauslöschbarem Leid gezeichnet, und unter den buschigen Brauen brannten seine dunklen Augen in düsterer Glut. Er trug eine Halskette aus feinem Gold und an seiner Seite ein mächtiges Schwert, und die Menschen staunten ihn an; und wagte es jemand, ihn nach seinem Namen zu fragen, so erwiderte er, er sei Turambar, Sohn des öden Waldes, 11 und das kam ihnen noch merkwürdiger vor.
    Nun kam er zum Hause seiner Mutter, und siehe, es war ein schönes Haus, doch niemand wohnte dort, das Gras stand hoch in den Gärten, es waren keine Kühe in den Ställen, keine Pferde in den Pferchen, und ringsum waren die Weiden still und leer. Nur die Schwalben, die im Dachstuhl genistet hatten, tummelten sich und machten einen Lärm, als stehe der herbstliche Abflug bevor, und Túrin ließ sich vor der geschnitzten Tür nieder und weinte. Und ein Mann, der auf einem nahen Weg, der am Haus vorbeiführte, zu anderen Wohnstätten ging, erblickte ihn, kam herbei und fragte, was ihn bedrücke; und Turambar sagte: ›Bitter ist es für einen Sohn, der viele Jahre von seiner Heimat getrennt war und der alles, was ihm teuer war, aufgegeben und die Gefahren der unsicheren Berge auf sich genommen hat, die Hallen seiner Sippe leer vorzufinden, nachdem er endlich heimgekehrt ist.‹
    ›Nein, es ist bloß eine der Tücken Melkos‹, sagte der andere, ›denn es ist wirklich wahr, dass Frau Mavwin, Úrins Gemahlin, hier gewohnt hat, und vor zwei Jahren ist sie heimlich und überraschend fortgegangen, und man sagt, sie suche ihren verschollenen Sohn, und ihre Tochter Nienóri ist bei ihr, jedoch kenne ich die Geschichte nicht. Freilich weiß ich etwas anderes, und mancher hier weiß

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