Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
es auch und nennt es eine Schande. Du musst nämlich wissen, dass sie all ihr Gut und Land in die Obhut Broddas gegeben hat, einem Mann, dem sie traute, und mit dem Einverständnis der Menschen ist er Herr über diesen Landstrich und hat eine ihrer Verwandten zur Frau. Doch nun, nachdem sie lange fort ist, hat er ihre kleinen Herden seinen großen zugeschlagen und ihnen seine eigenen Zeichen eingebrannt, doch Mavwins Gehöft und Stallungen lässt er verfallen, und die Menschen nehmen es ihm übel, tun aber nichts, denn Broddas Macht ist sehr groß geworden.‹
Darauf bat ihn Turambar, ihm den Weg zu Broddas Hallen zu zeigen, und der Mann tat es, so dass Turambar, nachdem er kräftig ausgeschritten war, gerade bei Anbruch der Nacht dort anlangte, als die Männer in Broddas Haus bei Tische saßen. Es war eine große Gesellschaft an diesem Abend, beschienen vom Licht vieler Fackeln, jedoch Frau Airin war nicht anwesend, denn bei Broddas Festen tranken die Männer im Übermaß, und ihre Gesänge waren wild, und Streit flammte auf in der Halle, und solche Dinge liebte sie nicht. Nun pochte Turambar an die Türen, und sein Herz war finster, und ein großer Zorn war in ihm, denn die Worte, die der Fremde vor dem Haus seiner Mutter zu ihm gesagt hatte, erbitterten ihn.
Darauf öffnete jemand auf sein Klopfen, Turambar schritt in die Halle, und Brodda bat ihn, Platz zu nehmen, und befahl, ihm Wein und Fleisch vorzusetzen, jedoch Turambar wollte weder trinken noch essen, so dass die Männer ihn wegen seiner Düsterkeit misstrauisch ansahen und ihn fragten, wer er sei. Da trat Turambar hinaus in ihre Mitte und vor den erhöhten Platz, wo Brodda saß, und sagte: ›Hört! Ich bin Turambar, Sohn des Waldes!‹ Und die Männer lachten darüber, doch Turambars Augen glühten vor Zorn. Da sagte Brodda unschlüssig: ›Was willst du von mir, o Sohn des wilden Waldes?‹ Aber Turambar erwiderte: ›Herr Brodda, ich bin gekommen, dich zu bezahlen, weil du die Güter anderer verwaltet hast.‹ Da wurde es still in der Halle, doch Brodda lachte und sagte: ›Doch wer bist du?‹ Und darauf sprang Turambar zu ihm hinauf, und bevor Brodda etwas ahnte, zog er Gurtholfin, packte ihn bei den Haaren, schlug ihm das Haupt ab und rief laut: ›So stirbt der reiche Mann, der das wenige einer Witwe seinem Überfluss hinzufügt. Seht, nicht alle Männer sterben in den Wäldern, und ich bin Úrins Sohn, der, nachdem er zu den Seinen zurückgekehrt ist, ihre Halle leer und ausgeraubt vorfindet!‹ Da gab es in derHalle einen gewaltigen Aufruhr, und wenn Turambar auch mit der übergroßen Bürde seines Leides beladen und halb wahnsinnig war, so war seine Tat dennoch gewalttätig und wider das Gesetz. Gleichwohl gab es einige, die ihre Schwerter nicht gegen ihn ziehen mochten, weil Brodda, wie sie sagten, ein Dieb gewesen und wie ein Dieb gestorben sei, doch viele andere sprangen mit gezückten Schwertern auf Turambar los, und er geriet in Bedrängnis und erschlug einen Mann namens Orlin. Da kam die langhaarige Airin in großer Furcht in die Halle, und beim Klang ihrer Stimme hielten die Männer ein; doch groß war ihr Entsetzen, als sie sah, was geschehen war, und Turambar wandte sein Gesicht weg und mochte sie nicht anschauen, denn sein Zorn war erkaltet, und er fühlte sich elend und erschöpft.
Als sie aber die Geschichte gehört hatte, sagte sie: ›Nein, gräme dich nicht um mich, Sohn Úrins, sondern um dich selbst; mein Gebieter war ein harter Herr und grausam und ungerecht, und die Menschen könnten einiges zu deiner Verteidigung anführen; doch siehe, nun hast du ihn an seinem Tisch getötet, als du sein Gast warst, und du hast Orlin erschlagen, der aus der Sippe deiner Mutter stammt; und wie soll dein Urteil lauten?‹ Bei diesen Worten schwiegen einige, doch viele riefen: ›Tod!‹ Doch Airin sagte, das sei nicht gänzlich im Einklang mit den Gesetzen dieses Ortes. ›Brodda nämlich‹, fuhr sie fort, ›wurde widerrechtlich getötet, doch angemessen war der Zorn des Mannes, der ihn erschlug, und auch Orlin hat er in Notwehr getötet, wenn auch in einer friedlichen Halle. Doch nun, so fürchte ich, muss dieser Mann sich rasch aus unserer Mitte entfernen, und nie wieder darf er den Fuß in dieses Land setzen, andernfalls ihn jedermann erschlagen darf; die Länder und Güter aber, die Úrin gehörten, soll Broddas Sippe behalten, es sei denn, Mavwin und Nienóri kehrten je von ihrerWanderung zurück, doch Túrin, Úrins Sohn, soll
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