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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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niemals auch nur das kleinste Stück davon erben.‹ Dieses Urteil hielten nun alle für gerecht, Turambar ausgenommen, und sie staunten, wie unparteiisch Airin war, deren Mann tot vor ihr lag, doch bedachten sie nicht, wie schrecklich ihr Leben einst mit diesem Mann gewesen war; Turambar jedoch schleuderte sein Schwert zu Boden und flehte, ihn zu töten, doch um Airins willen, die sie liebten, wollten die Männer es nicht tun, und Airin duldete es nicht aus Liebe zu Mavwin, immer noch hoffend, diese beiden, Mutter und Sohn, glücklich zu vereinen, und sie hatte ihr Urteil so gesprochen, um den Zorn der Männer zu besänftigen und Túrin vor dem Tod zu bewahren.
    ›Nein‹, sagte sie, ›ich lasse dir drei Tage Zeit, dieses Land zu verlassen, und darum geh jetzt!‹ Und Turambar hob sein Schwert auf, schwang es und sagte: ›Ich wollte, ich wäre rein von seinem Blut.‹ Und damit ging er in die Nacht hinaus. Er meinte nun in der Verblendung seines Herzens, endgültig und für immer von Mavwin, seiner Mutter, getrennt zu sein, und glaubte, keiner derer, die er liebte, werde ihm je wieder mit Liebe begegnen. Da sehnte er sich nach Nachricht von seiner Mutter und seiner Schwester und mochte niemanden fragen, sondern wanderte über die Berge zurück; und er wusste nur, dass sie ihn vielleicht immer noch in den Wäldern des Jenseitslandes suchten, und lange Zeit blieb dies alles, was er wusste.
    Von seinen späteren Wanderungen hat keine Geschichte erzählt; eines nur weiß man, dass nach vielem Umherstreifen sein Schmerz stumpf wurde und sein Herz leblos, bis er endlich an einem Ort, viele, viele Tagesreisen jenseits des Flusses der Rodothlim, ein paar Jägern der Wälder begegnete, und diese waren Menschen. Einige aus dieser Schar waren Lehnsmänner Úrins oder deren Söhne, und seit der Schlacht der Tränen waren sie immerfort geheimnisvoll umhergezogen, doch nun kamTurambar zu ihnen und begann, so gut er konnte, ein neues Leben. Dieses Volk nun hatte Häuser in einem freundlicheren Teil der Wälder, in Landstrichen, die nicht weit entfernt waren vom Sirion oder den grasigen Hügeln seines Mittellaufes; und es waren verwegene Männer, die sich Melko nicht beugten, und Turambar gewann ihre Achtung.
    Nun soll erzählt werden, dass die Dinge um Mavwin gänzlich anders standen, als der Foalóke Túrin gesagt hatte, denn ihr Leben war besser geworden, sie lebte in Frieden und genoss die Verehrung der Menschen jenes Landes. Gleichwohl war ihr Kummer um den Verlust ihres Sohnes wegen des völligen Ausbleibens von Boten mit den Jahren nur größer geworden, obgleich Nienóri zu einem überaus schönen, schlanken Mädchen heranwuchs. Als Túrin aus Tinwelints Hallen entfloh, war sie schon zwölf Jahre alt 17 und groß und schön.
    Nun sagt die Geschichte nichts über die Anzahl der Tage, die Turambar bei den Rodothlim verbrachte, doch es waren ihrer viele, und während dieser Zeit wurde aus dem Mädchen Nienóri eine Frau, und oft sprach sie mit ihrer Mutter von Túrin, der verschwunden war.
    Auch in den Hallen Tinwelints lebte noch die Erinnerung an Túrin, und dort wohnte immer noch Gumlin, nun altersschwach, der einstmals das Kind Túrin während der ersten Reise ins Jenseitsland behütet hatte. Nun war Gumlin weißhaarig, und die Last der Jahre drückte ihn schwer, doch er hatte das schmerzliche Verlangen, das Volk der Menschen und Frau Mavwin, seine Herrin, noch einmal zu sehen. Gumlin nun erfuhr eines Tages, dass der größte Teil jener Ork-Banden und andere wilde Geschöpfe Melkos sich aus den Bergen zurückgezogen hatten, welche sie so lange für Menschen und Elben unüberwindlich gemacht hatten. Für eine bestimmte Zeit warennun die Berge und die Pfade, die hinüberführten, ganz und gar von Melkos Unheil frei, denn dieser hatte gerade ein großes und furchtbares Vorhaben in Angriff genommen, nämlich die Vernichtung der Rodothlim und außerdem vieler Siedlungen der Gnomen, die seine Späher aufgespürt hatten, 18 doch das ganze Volk jener Landstriche atmete für eine Weile freier, obgleich es das, wenn es alles gewusst hätte, vielleicht unterlassen hätte.
    Da fiel der alte Gumlin vor Tinwelint auf die Knie und bat, ihm die Reise in die Heimat zu gestatten, damit er seine einstige Herrin noch einmal sehen könne, bevor der Tod ihn zu den Hallen Mandos’ führe – falls Mavwin diesen Weg nicht schon vor ihm angetreten habe. Dazu gab der König 19 seine Zustimmung, und weil Gumlin wegen seines Alters Beistand

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