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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Schnelligkeit; die größeren Drachen jedoch sind heißblütig und sehr schwer und bewegen sich langsam, und einige speien Flammen, und unter ihren Schuppen züngelt Feuer, und von allen Untieren sind ihre Gier, Gefräßigkeit und böse Heimtücke am größten; und zu diesen Kreaturen gehörte der Foalóke, der dort, wo er sich aufhielt, mit seinen Flammen jedes Fleckchen versengte und verheerte. Seit den Tagen des Angriffs auf die Rodothlim war dieser Wurm bereits viel größer geworden, und auch sein gehorteter Schatz war gewachsen, denn Menschen und Elben und selbst Orks, die er tötete oder zwang, ihm zu dienen, brachten ihm Nahrung, seine Gier nach kostbarenDingen zu stillen, und Beute von ihren Raubzügen, um seinen Hort zu vergrößern.
    Entgeistert war nun die Schar, als sie von ferne dies öde Land erblickte, doch sie bereitete sich auf den Kampf vor; einer aus ihrer Mitte wurde durch das Los dazu bestimmt und mit Nienóri und Mavwin zu jenem erhöhten Fleck 21 an den Rändern des verdorrten Landes gesandt, der ihnen bezeichnet worden war; er war mit Bäumen bewachsen und ließ sich über geheime Pfade erreichen. Gerade als die drei dorthin ritten und die Krieger verstohlen auf die Höhlen zukrochen, wobei sie ihre Pferde zurückließen, die bereits von Angstschweiß bedeckt waren – seht, da kam der Foalóke aus seinem Lager hervor, glitt das Ufer hinab und legte sich quer über den Fluss, wie er es häufig zu tun pflegte. Augenblicklich stiegen mächtige Nebel und Dämpfe auf, in die ein stechender Gestank sich mischte, so dass die Schar in Dünste gehüllt wurde und zu ersticken drohte, und indem die Männer sich im Nebel zuriefen, verrieten sie dem Wurm ihre Anwesenheit; und er lachte laut. Als sie diesen entsetzlichsten aller tierischen Laute vernahmen, stoben die Männer kopflos in die Nebel davon, und sie konnten ihre Pferde nicht wiederfinden, weil diese sich, rasend vor Schrecken, losgerissen hatten und geflohen waren.
    Als Nienóri die Schreie in der Ferne hörte und vom Fluss den gewaltigen Nebel zu ihnen emporquellen sah, kehrte sie mit ihrer Mutter zu der Stelle zurück, von der sie aufgestiegen waren, und dort ließen sie sich nieder und harrten in großer Ungewissheit aus. Plötzlich umhüllte sie der dumpfe Nebel, und mitten darin rasten undeutlich die Pferde der Jäger in wilder Flucht dahin. Da wurden auch die ihren von Entsetzen gepackt, trampelten den Elb, der ihr Begleiter war, zu Tode, als er die fliegenden Zügel zu packen suchte, und rasend vor Furcht stoben sie in die dunklen Wälder und trugen nie mehr einenElb oder Menschen auf ihren Rücken; Nienóri und Mavwin aber blieben verlassen und hilflos am Rande dieses Ortes der Furcht zurück. Und wahrlich, sie waren in großer Gefahr, und lange tasteten sie im Nebel umher, wussten weder, wo sie waren, noch sahen sie einen der Männer jemals wieder, und nur dünne Stimmen schienen wie Angstschreie in der Ferne vorbeizuziehen, und dann war alles still. Nun klammerten sie sich aneinander, und müde stolperten sie vorwärts, ohne achtzugeben, wohin ihre Füße sie trugen, bis plötzlich über ihnen schwach die Sonne aufschimmerte, und sie schöpften neue Hoffnung; und seht, die Nebel lichteten sich, die Luft wurde klarer, und sie standen in der Nähe des Flusses. Dieser rauchte jetzt, als sei das Wasser erhitzt, und seht, der Foalóke lag dort, und seine Augen waren auf sie gerichtet.
    Er sprach kein Wort und regte sich nicht, doch sein hasserfülltes Auge hielt ihren Blick in seinem Bann, bis ihnen die Knie zu zittern begannen und ihre Gedanken sich verwirrten. Da machte sich Nienóri mit aller Willenskraft für eine Weile von diesem Einfluss frei und rief: ›Höre, o Schlange Melkos, was du von uns willst – sage oder tue es rasch, denn wisse, dass wir nicht dich suchen oder dein Gold, sondern jemanden namens Túrin, der hier einst wohnte.‹ Darauf sagte der Drache, während die Erde unter ihm bebte: ›Du lügst – froh über meinen Tod wärst du gewesen, ebenso wie deine Bande von Memmen, die jetzt wimmernd in die Wälder flieht, froh gewesen wäre, mich zu berauben. Narren und Lügner, Memmen und Lügner, wie wollt ihr Glorund, den Foalóke, töten oder berauben, der, bevor noch seine Kraft gewachsen war, die Heerschar der Rodothlim schlug und ihren Anführer Orodreth tötete und sein ganzes Volk vernichtete?‹
    ›Doch vielleicht‹, sagte Nienóri, ›ist dieser Túrin dem Gemetzel entgangen und lebt noch hier in deinen

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