Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
gewaltig und geisterhaft, und in den Gassen der Stadt machtensich erstickende Hitze breit und schwarzer Rauch und Gestank.
Und nun kamen die Ungeheuer durch das Tal, und die weißen Türme Gondolins röteten sich vor ihnen; doch die Standhaftesten gerieten in Angst beim Anblick dieser Drachen aus Feuer und Schlangen aus Bronze und Eisen, die bereits den Berg der Stadt umschwärmten; und sie beschossen sie mit Pfeilen, die nichts ausrichteten. Da steigt ein Schrei der Hoffnung auf, denn hört, die Schlangen aus Feuer können den Berg nicht erklimmen, weil er zu steil und glatt ist und löschende Wasser über seine Flanken strömen; doch sie liegen an seinem Fuß, und wo die Flammen der Schlangen und diese Wasserfluten vom Amon Gwareth zusammentreffen, steigt ein ungeheurer Dampf auf. Eine solche Hitze entstand dort, dass Frauen ohnmächtig wurden, der Schweiß unter den Rüstungen die Männer erschöpfte und alle Quellen der Stadt, ausgenommen die des Königs, heiß wurden und rauchten.
Aber Gothmog, Fürst der Balrogs, Führer der Heere Melkos, wusste sich Rat und sammelte alle seine Maschinen aus Eisen, die ihre Leiber winden und alle Hindernisse überkriechen konnten. Diesen befahl er, sich vor dem nördlichen Tor aufzutürmen; und fürwahr, ihre gekrümmten Leiber reichten gerade bis zu dessen Schwelle und drückten gegen die benachbarten Türme und Bastionen, und wegen der außerordentlichen Schwere ihrer Körpermassen brachen die Tore mit gewaltigem Krachen; doch der größte Teil der angrenzenden Mauern stand noch immer fest. Da ergossen sich aus den Maschinen und Katapulten des Königs Pfeile und Steinbrocken und geschmolzenes Metall auf die grausamen Untiere, und ihre hohlen Wänste dröhnten unter dem Aufprall, doch es verschlug nichts, denn sie zerbarsten nicht, und die Flammen prallten von ihnen ab. Darauf öffneten sich die Leiber der obersten in der Mitte, undein Heer zahlloser Orks, der Kobolde des Hasses, strömte hervor und drang in die Bresche; und wer kann das Glänzen ausmalen ihrer Krummschwerter oder das Aufblitzen der breitschneidigen Speere, mit denen sie zustachen?
Da ließ Rog seine gewaltige Stimme erschallen, und das Volk vom Hammer des Zorns und das Geschlecht vom Baum mit Galdor dem Tapferen sprang auf den Feind los. Und die Schläge ihrer großen Hämmer und die Hiebe ihrer Keulen hallten bis zu den Umzingelnden Bergen, und die Orks fielen wie Fliegen; und die Männer der Schwalbe und des Bogens überschwemmten sie mit Pfeilen wie mit den dunklen Regen des Herbstes, und in Getümmel und Rauch fielen Orks wie Gondothlim. Gewaltig war dieser Kampf, doch trotz all dieses Heldenmutes wurden die Gondothlim unter der Wucht der ständig zunehmenden Zahl ihrer Gegner allmählich zurückgedrängt, bis die Kobolde einen Teil der nördlichsten Stadt erobert hatten.
Zu dieser Zeit kämpft sich Tuor an der Spitze des Volks vom Flügel durch den Aufruhr in den Straßen, und nun zwängt er sich durch zu seinem Haus und erkennt, dass Meglin vor ihm dort ist. Darauf vertrauend, dass der Kampf am nördlichen Tor begonnen hatte, und auf den Aufruhr in der Stadt, hatte Meglin auf diesen Augenblick gewartet, seine Pläne zu vollenden. Er hatte viel über Tuors geheimes Werk erfahren (doch erst im letzten Augenblick hatte er davon Kenntnis bekommen und nicht alles herausfinden können), aber er sagte weder dem König noch einem anderen etwas davon, weil er es für gewiss hielt, dass der Tunnel schließlich in den Weg der Flucht münden würde, der in unmittelbarer Nähe der Stadt lag, und er gedachte, dies zu seinem Vorteil zu verwenden und zum Bösen der Noldoli. Überaus heimlich sandte er Boten zu Melko, damit dieser vor Beginn der Schlacht das äußere Ende desWeges der Flucht bewachen lasse; er selbst jedoch dachte nun, sich Earendels zu bemächtigen und ihn in die Feuer am Fuß der Mauern zu werfen, Idril zu ergreifen und sie zu zwingen, ihn in den geheimen Tunnel zu führen; so wollte er den Schrecken des Feuers und Gemetzels entrinnen und Idril mit sich in die Lande Melkos schleppen. Meglin fürchtete nun, selbst das geheime Versprechen, das Melko ihm gegeben hatte, könne sich in dieser schrecklichen Plünderung als unwirksam erweisen, und war gesonnen, diesem Ainu, der ihm Sicherheit versprochen hatte, bei der Erfüllung seines Versprechens zu helfen. Er hatte jedoch keinen Zweifel, dass Tuor in dem großen Brand den Tod finden werde, denn Salgant hatte er die Aufgabe anvertraut, Tuor in den
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