Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Eine gewaltige Tat war dieser Ausfall, den die Noldoli immer noch besingen, und viele der Orks wurden zurückgedrängt bis in die Feuer unter ihnen; doch sogar auf die gewundenen Schlangenleiber sprangen Rogs Männer, griffen die Balrogs an und droschen auf sie ein, obgleich diese Kreaturen Flammenpeitschen und stählerne Krallen hatten und sehr groß gewachsen waren. Sie schlugen sie in die Flucht oder fingen ihre Peitschen auf und schwangen sie gegen die Untiere, so dasssie in Stücke gerissen wurden, wie sie einst die Gnomen zerfetzt hatten; und die Zahl der Balrogs, die erschlagen wurden, erfüllte die Scharen Melkos mit Staunen und Furcht, denn vor diesem Tag war niemals ein Balrog durch die Hände von Elben und Menschen getötet worden.
Da sammelte Gothmog, Fürst der Balrogs, alle seine Dämonen, die in der Nähe der Stadt waren, und ordnete sie so: Eine Anzahl von ihnen griff das Volk vom Hammer an und wich vor ihm zurück, doch die größere Schar eilte seitlich vorbei, und es gelang ihr, in den Rücken der Gnomen zu gelangen, höher auf den Drachenleibern und näher an den Toren, so dass Rog sich nur unter großen Verlusten hätte zurückziehen können. Aber Rog, als er die Lage erkannte, versuchte gar nicht, wie die Balrogs gehofft hatten, umzukehren, sondern fiel mit seiner ganzen Schar über jene Balrogs her, deren Aufgabe es war, vor ihm zurückzuweichen; und sie flohen vor ihm, jetzt aus nackter Not und nicht aus Berechnung. Hinunter in die Ebene wurden sie gehetzt, und ihre Schreie zerrissen die Luft über Tumladin. Dann setzten die Männer des Hauses vom Hammer ihnen nach und schlugen und hieben auf die verblüfften Scharen Melkos ein, bis sie schließlich von einer überwältigenden Streitmacht von Orks und Balrogs zum Stehen gebracht wurden und ein Feuerdrache auf sie losgelassen wurde. Dort, um Rog geschart und bis zuletzt kämpfend, gingen sie zugrunde, besiegt von Eisen und Flammen, und jetzt noch heißt es im Lied, dass jeder Mann vom Hammer des Zorns sich sein Leben mit den Leben von sieben Feinden bezahlen ließ. Ob des Todes von Rog und des Verlustes seiner Streitmacht packte die Gondothlim noch größerer Schrecken, und sie wichen noch weiter in die Stadt zurück, und dort starb Penlod in einer Gasse, mit dem Rücken zur Wand, und viele Männer von der Säule und viele vom Turm aus Schnee fielen neben ihm.
Darum hielten nun Melkos Kreaturen das Tor zur Gänze und einen großen Teil der Mauern zu beiden Seiten, von wo viele vom Haus der Schwalbe und vom Haus des Regenbogens ins Verderben gestürzt wurden; doch im Inneren der Stadt hatten sie sich fast bis zur Mitte vorgekämpft, ja bis zum Platz der Quelle, der an den Platz des Palastes grenzte. Doch entlang der Straßen und am Tor türmten sich zahllos ihre Toten auf, und darum hielten sie inne und beratschlagten, hatten sie doch durch die Tapferkeit der Gondothlim viel mehr Kämpfer verloren, als sie gedacht hatten, und weit mehr als die Verteidiger. Auch das Gemetzel, das Rog unter den Balrogs angerichtet hatte, erfüllte sie mit Furcht, denn diese Dämonen flößten ihnen viel Mut und Selbstvertrauen ein.
Der Plan, den sie machten, war nun, zu verteidigen, was sie erobert hatten; währenddessen sollten die Schlangen aus Bronze mit ihren mächtigen Trampelfüßen über die Eisenschlangen kriechen und, wenn sie die Mauern erreicht hatten, eine Bresche hineinschlagen, durch welche die Balrogs auf den Flammendrachen reiten konnten; doch sie wussten, dass dies rasch geschehen musste, denn die Hitze dieser Drachen währte nicht unbegrenzt und konnte nur aus den Feuerbrunnen, die Melko in den Festungen seines eigenen Landes geschaffen hatte, erneuert werden.
Doch gerade als ihre Boten ausgesandt wurden, hörten sie eine liebliche Musik, die inmitten des Heeres der Gondothlim gespielt wurde, und sie fragten sich erschrocken, was das bedeuten mochte; und hört! Ecthelion kam dort und mit ihm das Volk von der Quelle, das Turgon bis jetzt zurückgehalten hatte, denn er beobachtete den größten Teil des Angriffs aus der Höhe seines Turms. Diese Männer marschierten nun zur mächtigen Musik ihrer Flöten, und das Kristall und Silber ihrer Rüstungen war wunderbar anzusehen inmitten des roten Lichtes der Feuer und der Schwärze der Ruinen.
Dann verstummte plötzlich die Musik, und Ecthelion der Schönstimmige gab laut den Befehl, die Schwerter zu zücken, und ehe die Orks sich’s versahen, ging das Gewitter jener blitzenden matten Klingen auf
Weitere Kostenlose Bücher