Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
stolperte er unter Ecthelions Last über einen Leichnam, der im Dunkel lag, und die Orks hätten beide ergriffen, wäre nicht dieser Held unvermutet mit geschwungener Keule auf sie losgegangen.
Dort wurden die zerstreuten Reste der Garde des Flügels, des Hauses vom Baum und der Quelle, der Schwalbe und des Bogens zu einem ansehnlichen Bataillon verschmolzen, und auf Rat Tuors zog es sich vom Platz der Quelle zurück, weil der angrenzende Platz des Königs besser zu verteidigen war. Auf diesem Platz hatten nun früher viele schöne Blumen gestanden, Eichen und Pappeln, die einen großen Brunnen von gewaltiger Tiefe umstanden, der ein überaus reines Wasser enthielt; zu dieser Stunde jedoch war dieser Platz erfüllt von der Zügellosigkeit und Schändlichkeit der abscheulichen Kreaturen Melkos, und ihre Kadaver verseuchten die reinen Fluten.
So schließen sich die Verteidiger zum letzten Mal auf dem Platz vor dem Palast des Königs tapfer zusammen, und viele von ihnen sind verwundet und matt, und Tuor ist erschöpft durch die Anstrengungen der Nacht und die Last Ecthelions, den eine tödliche Ohnmacht umfängt. Gerade als Tuor dieses Bataillon von Nordwesten über die Straße der Bögen heranführt (und sie hatten große Mühe zu verhindern, dass der Feind ihnen in den Rücken fiel), ertönt Lärm an der Ostseite des Platzes und, seht! Glorfindel wird dorthin zurückgedrängt mit den letzten Männern der Goldenen Blume.
Diese hatten einem furchtbaren Angriff auf dem Großen Markt im Osten der Stadt standgehalten, wo eine Streitmacht von Orks und Balrogs sie unvermutet überfiel, als sie auf einem Umweg zum Kampf am Tor marschierten. Dort wollten sie den Feind überraschend auf seiner linken Flanke angreifen, doch sie gerieten selbst in einen Hinterhalt; dort fochten sie stundenlang erbittert, bis ein gerade durch die Bresche gekommener Feuerdrache sie überwältigte, und Glorfindel und wenige Männer hieben sich mit knapper Not den Weg frei; jener Markt jedoch mit seinen Läden und prächtigen Waren, Zeugnisse edlen Handwerks, war eine Flammenwüste.
Die Geschichte erzählt, dass Turgon auf dringendes Ersuchen Glorfindels ihnen die Männer der Harfe zu Hilfe schicken wollte, aber Salgant verschwieg ihnen diesen Befehl und sagte, sie sollten den Platz des Kleineren Marktes im Süden besetzen, wo er wohnte, und die Männer waren darüber ergrimmt. Doch nun hatten sie sich von Salgant losgesagt und waren vor die Hallen des Königs gezogen; und sie kamen gerade zur rechten Zeit, denn ein Gewimmel triumphierender Feinde war Glorfindel auf den Fersen. Über diese fielen die Männer der Harfe ohne Befehl und mit großer Kampfeslust her und machten die Feigheit ihres Anführers um das Vielfache wieder wett; siejagten den Feind zum Markt zurück, und ihr Zorn trieb sie, führerlos wie sie waren, sogar noch weiter, so dass viele von ihnen ein Opfer der Flammen wurden oder, getroffen vom Atem des Drachen, der dort wütete, zu Boden sanken.
Nun trank Tuor aus der großen Quelle und war erfrischt, und er lüftete Ecthelions Helm, gab ihm zu trinken und bespritzte sein Gesicht, und die Ohnmacht wich von ihm. Nun räumten die Fürsten Tuor und Glorfindel den Platz und zogen alle entbehrlichen Männer von den Zugängen zurück, die sie mit Barrikaden sperrten, und nur den Zugang von Süden ließen sie noch offen. Von dort kommt in diesem Augenblick Egalmoth. Er hatte den Befehl über die Maschinen auf der Mauer innegehabt; doch da er es seit geraumer Zeit für notwendiger hielt, mit dem Schwert in den Straßen zu kämpfen als auf den Brustwehren zu schießen, sammelte er einige Männer vom Bogen und von der Schwalbe um sich und warf seinen Bogen fort. Dann zog er mit ihnen durch die Stadt, und sie schlugen sich wacker, wann immer sie auf feindliche Banden stießen. Dabei rettete er viele Scharen von Gefangenen, nahm nicht wenige umherirrende und gejagte Männer auf und kam so nach hartem Kampf zum Platz des Königs; und die Männer sahen ihn gern, denn sie hatten befürchtet, er sei gefallen. Nun drängten sich alle Frauen und Kinder, die sich hier zusammengefunden hatten oder die Egalmoth mitgebracht hatte, in den Hallen des Königs zusammen, und die tapfersten Kämpfer der Häuser machten sich zum letzten Kampf bereit. In dieser Schar der Überlebenden finden sich einige, wenn auch nur wenige, aus jedem der Geschlechter Gondolins, ausgenommen das Haus vom Hammer des Zorns; und das Haus des Königs ist bis jetzt untätig
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