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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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›Kämpft nicht gegen das Schicksal, o meine Kinder! Suche, wer mag, sein Heil in der Flucht, falls überhaupt noch Zeit dazu ist: Doch Tuor erhaltet eure Treue.‹ Doch Tuor erwiderte: ›Du bist der König‹; und Turgon gab zur Antwort: ›Doch keinen Schwertstreich mehr werde ich tun‹, und er warf seine Krone auf die Wurzeln von Glingol. Darauf hob sie Galdor auf, der dort stand, aber Turgon nahm sie nicht an, und barhäuptig erstieg er die höchste Spitze des weißen Turms, der in der Nähe seines Palastes stand. Dort hob er seine Stimme, und sie klang wie ein Horn, das in den Bergen geblasen wird, und alle, die unter den Bäumen versammelt waren, und die Feinde in den Nebeln des Platzes, vernahmen sie: ›Gewaltig ist der Sieg der Noldoli!‹ Und es heißt, dass dies um Mitternacht geschah und die Orks in ein Hohngeschrei ausbrachen.
    Dann berieten die Männer über einen Ausfall, und es gab zwei Meinungen. Viele glaubten, es sei unmöglich durchzubrechen, geschweige denn über die Ebene und durch die Berge zu gelangen, und es sei darum besser, zusammen mit dem König zu sterben. Tuor jedoch mochte nicht an den Tod so vieler schöner Frauen und Kinder denken, sei es, als der letzteAusweg, durch die Hände ihres eigenen Volks oder durch die Waffen der Feinde, und er sprach von dem Tunnel und dem geheimen Weg. Darum schlug er vor, man solle Turgon umzustimmen suchen, ihn bitten, zu ihnen zu kommen und die Überlebenden nach Süden zu den Mauern und zum Eingang des Tunnels zu führen; er selbst aber brannte vor Verlangen, sich dorthin zu begeben und zu erfahren, wie es Idril und Earendel ginge oder ihnen die Nachricht zukommen zu lassen, sich schleunigst auf den Weg zu machen, weil Gondolin gefallen sei. Tuors Plan erschien den Fürsten in der Tat verzweifelt – angesichts der Enge des Tunnels und der großen Zahl der Flüchtlinge, die ihn durchqueren mussten –, doch in ihrer Not wollten sie seinem Vorschlag gern folgen. Turgon aber hörte nicht auf sie und befahl ihnen, sogleich aufzubrechen, ehe es zu spät sei. ›Tuor‹, sagte er, ›soll euch leiten und anführen. Ich hingegen, Turgon, werde meine Stadt nicht verlassen und werde mit ihr verbrennen.‹ Da sandten sie abermals Boten zum Turm, die sagten: ›Herr, was sind die Gondothlim ohne dich? Führe uns!‹ Doch er erwiderte: ›Hört mich! Hier bleibe ich!‹ Und als sie ein drittes Mal kamen, sagte er: ›Als euer König sage ich euch: Gehorcht meinem Geheiß und wagt es nicht, weiterhin meine Befehle zu bekritteln!‹ Danach schickten sie keine Boten mehr und machten sich zu dem verzweifelten Versuch bereit. Aber die Männer des königlichen Hauses, die noch am Leben waren, wollten keinen Fuß rühren, sondern scharten sich dicht um den Fuß des königlichen Turms. ›Hier‹, sagten sie, ›werden wir bleiben, wenn Turgon nicht fortgeht‹; und sie ließen sich nicht überreden.
    Nun war Tuor schmerzlich zerrissen zwischen seiner Achtung für den König und seiner Liebe zu Idril und seinem Kind, nach denen sein Herz sich sehnte; doch schon drangen Drachen auf den Platz, stampften über Tote und Sterbende, und inden Nebeln sammelte sich der Feind zum letzten Angriff; und die Entscheidung musste getroffen werden. Da versammelte er, überwältigt vom Klagen der Frauen in den Hallen des Palastes und von großem Mitleid für die bejammernswerten Überreste des Volkes von Gondolin, die ganze traurige Menge um sich, Mädchen, Kinder und Mütter, und hieß sie in der Mitte gehen, und seine Männer ordnete er, so gut er konnte, rings um sie an. Die Flanken und den Rücken machte er am stärksten, denn er plante beim Rückzug nach Süden nach besten Kräften mit der Nachhut zu kämpfen; und so, wenn alles glücklich ablief, dachte er über die Straße des Prunks zum Platz der Götter zu ziehen, ehe eine große Streitmacht ausgesandt werden konnte, ihn zu umgehen. Von dort wollte er über den Weg der Eilenden Wasser, vorbei an den Quellen des Südens, zu den Mauern und zu seinem Haus ziehen; doch wenn er an den Zug durch den geheimen Tunnel dachte, überkamen ihn große Zweifel. Darauf nun rückte der Feind, der seine Bewegung erspäht hatte, zu einem mächtigen Angriff auf seine linke Flanke und seine Nachhut vor – von Osten und Norden –, just als er sich zurückzuziehen begann; doch seine rechte Flanke wurde von der Halle des Königs gedeckt, und die Spitze seiner Marschsäule bog bereits in die Straße des Prunks ein.
    Darauf kamen einige der

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