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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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gewaltigsten Drachen herbei und glühten in dem Nebel, und Tuor musste die Schar zwingen, loszurennen, während er auf der linken Flanke aufs Geratewohl kämpfte; doch Glorfindel hielt ihm mannhaft den Rücken frei, und hier fielen abermals viele Männer von der Goldenen Blume. So kam es, dass sie die Straße des Prunks hinter sich ließen und Gar Ainion erreichten, den Platz der Götter; und dieser Platz war wie ein offenes Gelände, und in der Mitte lag der höchste Punkt der ganzen Stadt. Hier gerät Tuor in eine schlimme Lage und hat kaum noch Hoffnung, viel weiter vorzudringen; doch seht! Die Feinde scheinen bereits zu erlahmen, und kaum einer folgt ihnen noch, und das ist ein Wunder. Nun kommt Tuor an der Spitze des Zuges zum Platz der Vermählung, und siehe!, dort steht Idril vor ihm mit gelöstem Haar wie am Tage ihrer Hochzeit; und groß ist seine Verblüffung. Voronwe stand neben ihr und niemand sonst, doch Idril sah Tuor überhaupt nicht an, denn ihr starrer Blick war zurückgerichtet auf den Platz des Königs, der nun ein wenig unter ihnen lag. Da kam der ganze Zug zum Stehen, und alle Augen folgten Idrils Blick, und ihre Herzen standen still; denn nun erkannten sie, warum der Feind sie so wenig bedrängte, und den Grund für ihre Rettung. Seht! In diesem Augenblick wand sich ein Drache über die letzten Stufen des Palastes und besudelte ihre Weiße; doch Schwärme von Orks hausten in seinem Inneren, schleppten vergessene Frauen und Kinder ins Freie oder erschlugen die Männer, die allein kämpften. Glingol war bis auf einen Stumpf vertrocknet und Bansil war zur Gänze schwarz geworden, und der Turm des Königs war belagert. Hoch oben konnten sie die Gestalt des Königs erkennen, doch am Fuß des Turms schlug und peitschte ein flammenspeiender Drache mit seinem Schwanz, und Balrogs umgaben ihn; und die Männer des Königshauses waren in höchster Not, und Angstschreie drangen bis zu den Zuschauern hinauf. Die Plünderung der Hallen Turgons und der allertapferste Widerstand des königlichen Hauses waren es also, die den Feind fesselten, so dass Tuor mit seiner Schar von dort wegzog und nun in Tränen auf dem Platz der Götter stand.
    Da sagte Idril: ›Weh mir, einer Tochter, deren Vater hoch auf der höchsten Spitze sein Schicksal erwartet; doch siebenmal größer ist das Leid der Frau, deren Gebieter vor Melko zugrunde gegangen ist und nicht mehr heimkommen wird!‹ – denn die Qualen dieser Nacht hatten ihren Geist verwirrt.
    Da sagte Tuor: ›Schau mich an, Idril! Ich bin’s, und ich lebe; doch nun will ich deinen Vater holen, und sei es aus den Höllen Melkos!‹ Mit diesen Worten wollte er allein den Hügel hinabstürzen, außer sich über das Leid seiner Gemahlin; doch sie, in einer Flut von Tränen zu sich kommend, umklammerte seine Knie und sagte: ›Mein Gebieter! Mein Gebieter!‹, und hielt ihn zurück. Doch gerade als sie sprachen, stiegen aus dem Palast der Qual gewaltiger Lärm und gellendes Geschrei auf. Seht! Der Turm fing Feuer, und in einer Stichflamme brach er zusammen, denn die Drachen zermalmten seine Festen und alle, die dort standen. Ungeheuer war das Krachen dieses entsetzlichen Falls, und darin verschwand Turgon, König von Gondolin, und von diesem Augenblick an gehörte Melko der Sieg.
    Da sprach Idril mit schwerer Stimme: ›Beklagenswert ist die Blindheit des Weisen‹; doch Tuor erwiderte: ›Beklagenswert ist auch der Starrsinn jener, die wir lieben – doch es war ein Irrtum voller Heldenmut.‹ Darauf beugte er sich nieder und küsste sie, denn sie bedeutete ihm mehr als alle Gondothlim; doch sie weinte bitterlich um ihren Vater. Darauf wandte sich Tuor an die Hauptleute und sagte: ›Hört! Wir müssen von hier fort, so rasch wir können, damit wir nicht eingeschlossen werden‹; und damit setzten sie sich in Bewegung, so rasch sie es vermochten, und verließen diesen Ort, bevor die Orks der Plünderung des Palastes überdrüssig und des Jubels über den Sturz des Turms von Turgon müde werden würden.
    Nun befinden sie sich im südlichen Teil der Stadt und stoßen bloß auf verstreute Banden von Plünderern, die vor ihnen fliehen; doch überall finden sie Feuer und Brand, die der ruchlose Feind hinterlassen hat. Frauen treffen sie, einige Säuglinge tragend, andere mit Hausrat beladen, doch Tuor erlaubte nicht, dass sie etwas anderes mitnahmen als ein wenig Nahrung. Alssie nun endlich in ein ruhigeres Gebiet kamen, fragte Tuor Voronwe nach Neuigkeiten, weil Idril kein

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