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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Spur von den Grau-Elben aus Hithlum, wo er in der späteren Geschichte aufwuchs, oder von den Ostlingen, die den Gesetzlosen Tuor jagten; doch es gibt »wandernde Noldoli« in Dor Lómin (Hisilóme, Hithlum) – vgl. dazu S. 104 –, von denen Tuor viel lernte (auch ihre Sprache) und die ihn zum »verborgenen Pfad« unter den Bergen führen. Dies ist eine Vorwegnahme der noldorischen Elben Gelmir und Arminas, die Tuor durch die Pforte der Noldor führen (ST, S. 35); der Gedanke, dass es Ulmo war, »auf dessen Geheiß die Noldoli diesen verborgenen Pfad geschaffen hatten«, taucht in größerem historischen Kontext in ST wieder auf: »denn dieses kunstreiche Volk [die Noldor] hat sie [die Pforte] vor langer Zeit in den Tagen Turgons errichtet« (ST, S. 30).
    Die spätere Tuor-Geschichte folgt eine Zeitlang eng der alten Geschichte, als Tuor aus dem Tunnel in die Schlucht kommt (später Cirith Ninniach genannt); viele Details tauchen wieder auf: die Sterne, die weiß »im dunklen Band des Himmels« leuchten (ST, S. 37), der Widerhall seiner Harfe, seine Zweifel über die Möwenschreie, die Verengung der Schlucht, wo die auflaufende Flut mit dem Wasser des Flusses zusammenprallt, und Tuors Entkommen, indem er aus der Schlucht auf die Klippe klettert. Bemerkenswert ist, dass sich der Gedanke erhalten hat, Tuor sei der erste Mensch gewesen, der das Meer erblickte: »Tuor stand mit ausgebreiteten Armen allein auf der Klippe, und eine tiefe Sehnsucht erfüllte sein Herz« (ST, S. 39). Verschwunden dagegen ist die Geschichte seines Aufenthalts in der Bucht Falasquil; in ST findet Tuor an der Küste die Reste der alten Hafenanlagen der Noldor aus der Zeit von Turgons Herrschaft in Nevrast und seines früheren Wohnsitzes, bevor er nach Gondolin ging; davon findet sich in der frühen Fassung keine Spur. Somit fehlt auch die ganze Vinyamar-Episode, und trotz der häufigen Hinweise auf Ulmo (der Tuor als Instrument seiner Pläne benutzt) fehlt das wichtige Element der späteren Sage, wo Turgon auf Anweisung Ulmos für Tuor Waffen hinterlassen hat ( Das Silmarillion, S. 142, 265).
    Die nach Süden fliegenden Schwäne (sieben in ST) spielen in beiden Geschichten dieselbe wichtige Rolle: Sie mahnen Tuor, seine Reise fortzusetzen; doch der Schwan als Zeichen bekommt später einen anderen Ursprung als »das Zeichen Annaeis und des Volkes, das ihn aufgezogen hatte«, die Grau-Elben des Mithrim (ST, S. 40).
    Sowohl was die Reiseroute als auch was die Jahreszeiten angeht (zur Geographie vgl. S. 329f.), wich mein Vater später erheblich von der ursprünglichen Geschichte von Tuors Reise nach Gondolin ab. In ST herrschte der Grausame Winter nach dem Fall von Nargothrond, in dem Túrin nach Hithlum zurückkehrte, als Tuor und Voronwe bei Schnee und bitterer Kälte an den Schattenbergen entlang nach Osten zogen. Im vorliegenden Text dauert die Reise viel länger: Er verließ Falasquil »in den letzten Tagen des Sommers« (vgl. auch ST), aber er zog an der ganzen Küste Beleriands entlang bis zu den Mündungen des Sirion, und es war der Sommer des folgenden Jahres, als er sich im Land der Weidenbäume aufhielt. (Zweifellos waren die geographischen Details noch nicht so festumrissen wie später).
    Einzigartig innerhalb der Erzählstruktur ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden Beschreibungen von Ulmos Erscheinen vor Tuor im Land der Weidenbäume und von seinem Auftauchen aus einem Sturm an der Küste bei Vinyamar. Das alte Bild vom Land der Weidenbäume und seiner Schönheit ging nicht verloren, wenn es später auch nicht Tuor, sondern Voronwe ist, der es durchwandert und Namen erfindet und verzaubert im »kniehohen Gras« steht (S. 237; ST, S. 53), bevor ihn sein Schicksal (oder Ulmo) zum Meer treibt. Ein schwacher Nachhall der alten Geschichte findet sich vielleicht in Ulmos Worten: »Du musst lernen, dich zu sputen; den angenehmen Weg, den ich dir bestimmt hatte, kannst du jetzt nicht mehr gehen.« In der alten Geschichte spricht Ulmo schlichter und kürzer mit Tuor, und er sagt auch nicht, dass er »dem Willen meiner Brüder, den Herren des Westens, scheinbar zuwider handle« (ST, S. 45); doch zwei wichtige Elemente sind bereits vorhanden: Tuor wird die richtigen Worte finden, wenn er vor Turgon steht, und er wird einen Sohn haben (in ST freilich weniger deutlich ausgesprochen: »Aber nichtnur wegen deiner Tapferkeit habe ich dich gewählt, sondern um eine Hoffnung in die Welt zu tragen, die größer ist als du selbst, und ein Licht, das

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